Beim Goodwood Festival of Speed 2022 stieg MotoGP-Legende Wayne Rainey zum ersten Mal seit seinem schweren Unfall wieder auf sein damaliges Einsatzgerät, die Yamaha YZR 500.
Beim Goodwood Festival of Speed 2022 stieg MotoGP-Legende Wayne Rainey zum ersten Mal seit seinem schweren Unfall wieder auf sein damaliges Einsatzgerät, die Yamaha YZR 500.
Das diesjährige Goodwood Festival of Speed bot wieder einmal so einiges: Von Neuvorstellungen, legendären Rennmotorrädern und -autos bis hin zu einer neuen Rekordzeit auf der Bergrennstrecke, aufgestellt von Max Chilton in einem "Staubsaugerauto". Doch der wohl emotionalste Moment der ganzen Veranstaltung gebührte dem US-Amerikaner Wayne Rainey. Rainey hat bis heute einen Legendenstatus in der Welt des Motorradrennsports, konnte insgesamt dreimal einen WM-Titel einfahren. Seine drei Titel gewann er 1990, 1991 und 1992. Der Gewinn der Meisterschaften in Folge zeugt von der Dominanz, die Rainey an den Tag legte.
Ein Grundstein seines Erfolgs war vor allem sein Fahrstil: Niemand konnte im goldenen Zeitalter des GP-Racings auch nur ansatzweise so smooth und locker eines der 500er-Zweitaktmonster bewegen wie Rainey. Endete der herbe Leistungseinsatz der Zweitakter bei vielen Fahrern in einem furchtbaren Highsider, so schaffte es Rainey mit seinem Zweirad-Gefühl, die Leistung zu bändigen und seine Yamaha mit einem eleganten Drift aus den Kurven zu beschleunigen.
1993 passierte dann das Unglück: Auf dem Weg zu seinem vierten WM-Titel stürzte Wayne in Misano schwer. Er verlor seine Yamaha per Lowsider in einem schnellen Rechtsbogen und landete im Kiesbett. Für die damaligen Verhältnisse sah der Sturz "relativ harmlos" aus, doch Rainey zog sich beim Aufprall im Kies schwere Verletzungen zu und war fortan von der Hüfte ab gelähmt. An Motorradfahren war seitdem nicht mehr zu denken.
Nach nun 29 Jahren war es dann soweit: Der 61-jährige Wayne Rainey stieg auf sein altes Arbeitsgerät, die Yamaha YZR 500 von 1992, und fuhr mit ihr unter Standing Ovations und tosendem Applaus die 1,86 Kilometer lange Bergrennstrecke von Goodwood hinauf. Im Schlepptau hatte er keine geringeren als seine alten Weggefährten und Freunde Kevin Schwantz, Mick Doohan und Kenny Roberts.
Damit Rainey die Yamaha fahren konnte, wurde das Motorrad speziell für ihn vorbereitet: Seine Füße werden mittels Klickpedalen aus dem Fahrradzubehör festgehalten, am linken Lenkerstummel fand eine Vorrichtung Platz, mit deren Hilfe er per Daumendruck hoch- und runterschalten kann. An den Stummeln wurde zudem eine Daumenbremse für die hintere Stopperanlage verbaut. Auf dem Tank montierten die Techniker noch eine Erhöhung, die ihm ein aufrechtes Sitzen ermöglicht und für noch mehr Stabilität sorgt.
Wayne Rainey gehört zweifellos zu den legendärsten Motorradrennfahrern aller Zeiten. Dass er nach seinem schlimmen Unfall vor 29 Jahren noch einmal auf seine Yamaha YZR 500 steigen kann und mit ihr zusammen Zweitakt-Rauch verursacht, ist ein wahrlich historischer und berührender Moment.