Mitte Juni 2025 schreckte nicht nur die internationale Ninja-Community auf, als ein sofortiges Fahrverbot für die Kawasaki Ninja ZX-6R die Runde machte. Ausgehend von den besonders sicherheitssensiblen behörden in den USA ging das Thema innerhalb weniger Tage um die ganze Welt: Besitzer einer 6er-Ninja der Baujahre 2023 bis 2025 sollen ihr Motorrad stehen lassen, und Kawasaki-Händler dürfen dieses Modell nicht mehr ausliefern. Bis auf Weiteres, also bis Kawasaki die wohl ziemlich aufwendigen Reparaturmaßnahmen organisiert hat und durchführt.
Aktuelles Motor-Problem bei der Kawasaki Ninja ZX-6R
Genau lokalisiert ist die antriebstechnische Problemzone der Kawasaki Ninja ZX-6R bereits: Eines der Kurbelwellen-Gleitlager – Nummer 5 – hat wegen zu fest angezogener Gehäuseschrauben zu wenig Spiel. Somit wird es auch für den schmierenden Ölfilm – Stichwort: Gleitlager – zu eng. Reibung und Temperatur nehmen zu, Verschleiß läuft materialabtragend im Zeitraffer.
Nachlassende Motorleistung oder Absterben des Motors
Spürbare Effekte können nachlassende Motorleistung oder Absterben des Motors sein. Im schlimmsten Fall kann der schwungmassenarme 636er-Vierzylinder festgehen, das Hinterrad blockieren und der Fahrer stürzen. Deshalb das von der US-Behörde NHTSA verkündete Fahrverbot für die Kawasaki Ninja ZX-6R.
Motorschäden sind äußerst selten geworden
Allerdings, und das wissen nicht nur Kawasaki-Fans: Solche Fälle sind äußerst selten geworden. Motorschäden kommen heutzutage kaum noch vor – erst recht bei den für ihre Qualität und Zuverlässigkeit bekannten japanischen Herstellern. Nicht nur in Japan sind über die Jahrzehnte die Fertigungstoleranzen immer kleiner und die Produktionsprozesse immer raffinierter geworden. Das Speichern der Anzugdrehmomente, insbesondere bei Schrauben am und im Motor, ist mittlerweile internationaler Industrie-Standard.
Gleitlager und engere Fertigungstoleranzen
Hinzu kommt, dass die bereits erwähnten Gleitlager in Motoren weitgehend die Wälzlager abgelöst haben. Ein zugleich tragender und schmierender Ölfilm zwischen der metallischen Materialpaarung ist prinzipiell weniger defektanfällig als es Kugeln oder Rollen in gefetteten Lagerkäfigen bauartbedingt sein können. Vorausgesetzt, bei der Fertigung passt alles – siehe oben, aktueller Ausnahmefall bei Kawasaki.
Früher mehr Probleme mit Zweitakt-Motoren
Um ein Vielfaches höher war das Defekt- und Sturzrisiko früher bei den einst weitverbreiteten Motorrädern mit Zweitakt-Motoren – nicht nur der Wälzlager wegen. Denn das Zweitakt-Prinzip mit Verlustschmierung, also Motoröl als Zusatz im Benzin-Luft-Gemisch, ist einerseits einfach – aber auch kapriziös bei der Abstimmung. Erschwerend hinzu kommt das tendenziell hohe Drehzahlniveau. Relativ häufig kommt es bei Zweitaktern deswegen zu Kolbenklemmern oder gar zu Kolbenfressern – mit Festgehen des Motors und gefährlichem Blockieren des Hinterrads.
Bei den inzwischen üblichen Viertakt-Motoren kündigen drohende Motorschäden sich so an:
- ungewöhnliche Geräusche (z. B. Klackern, Rasseln, Mahlen, Schleifen oder Pfeifen)
- auffällig erhöhter Ölverbrauch
- auffällig erhöhter Spritverbrauch
- Qualm aus dem Auspuff (schwarz = Sprit, zu fette Abstimmung, unvollständige Zündung/Verbrennung; blau = Öl; weiß = Kühlwasser)
- spürbarer Leistungsverlust
Was tun bei Motor-Problemen oder gar bei blockiertem Hinterrad?
- möglichst nicht mehr weiterfahren, schnellstmöglich zum Check in die Werkstatt
- wenn weiterfahren, dann langsam, am rechten Fahrbahnrand, zum Anhalten bereit sein
- bei blockiertem Hinterrad sofort die Kupplung ziehen und vorsichtig am rechten Fahrbahnrand ausrollen