Darum ist der V4 der bessere Motor: Vor- und Nachteile des V4 im Motorrad

Welcher Motor ist besser?
Pro und Contra V4-Motor im Motorrad

ArtikeldatumVeröffentlicht am 01.09.2025
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Verdrehte Welt: Während in der MotoGP aktuell nur Yamaha keinen V4 fährt, ist Ducati in der World Superbike der einzige Hersteller mit einem V4. Und während der V4 in der MotoGP die Rennen dominiert, geht es in der WSBK denkbar eng zu zwischen V4 und Reihenmotor. Welches Konzept ist das bessere?

Wer fährt welche Motoren?

Völlig richtig: Die Krafträder der MotoGP und der WSBK zu vergleichen, ergibt keinerlei Sinn. Während die Superbikes ein legales Pendant auf der Straße verlangen, ist alles in der MotoGP im Grunde ein rasendes Techniklabor, ohne Bezug auf unsere zweirädrige Realität. Doch einige Entscheidungen zur Wahl des jeweiligen Antriebs fallen auf, denn manch Hersteller verfolgt je nach Rennklasse andere Motor-Philosophien.

  • Ducati fährt in der MotoGP und WSBK je mit einem V4
  • Honda setzt auf V4 und R4
  • Aprilia je auf den V4
  • Yamaha in beiden Welten (noch) mit Reihenmotor
  • KTM nutzt einen V4 in der GP, fährt dafür nicht in der WSBK

Die Vorteile des V4-Motors

Der V4 ist keine Erfindung der MotoGP oder der Neuzeit. Schon in der 500er-Klasse setzen die Hersteller auf V-Motoren mit meist 4 Zylindern. Und auf der Straße hatte der V4 durch Honda bereits ab 1982 seinen ersten Frühling erlebt. Ab 2003 und dem Start der MotoGP als reine Viertakter-Serie wurde der V-Motor entweder direkt oder erst über die Zeit der Rennantrieb erster Wahl.

Übrigens Das erste MotoGP-Motorrad mit einem V4 im Rahmen war die Suzuki GSV-R.

Honda begann mit einem V5, Ducati kam 2003 mit einem V4 und Aprilia fuhr tatsächlich 3 Saisons mit der RS Cube mit einem Reihentriple. Einzig Yamaha und Kawasaki setzten damals direkt einen Reihenmotor in der neuen Klasse ein. Und Yamaha noch bis heute.

Wobei diese Zeiten auch vorüber scheinen, denn die ersten V4-Prototypen von Yamaha für die MotoGP fahren offiziell Tests für die nächste Saison. Und das hat gute Gründe.

Der V4 ist nicht so breit

Sichtbarer Unterschied zwischen einem Reihen-Vierzylinder und einem V4 mit gleichen Hubräumen ist die Baubreite. Der V4 benötigt deutlich weniger Baubreite, was es erlaubt, das Chassis und damit die Verkleidung schmäler zu bauen. Die teils weit überlegenden Höchstgeschwindigkeiten der V4-Motoren in der MotoGP sind ein Hinweis auf diesen aerodynamischen Vorteil.

Der V4 kann besser balanciert werden

Durch die hintereinander platzierten Zylinderbänke des V4 und einer damit ermöglichten besseren Gewichtsverteilung erlaubt dieser Motor unterschiedliche Einbaulagen im Chassis. Der Reihenmotor hat hier Nachteile, da der schwere Zylinderkopf, Zylinder und Kolben in eine Richtung weisen. Wobei das einem Chassis wohl mehr Last auf das Vorderrad erlaubt.

Die Kurbelwelle des V4 ist kürzer

Wohl eher Theorie als erfahrbare Praxis betrifft die unterschiedlich langen Kurbelwellen von V4 und R4. Eine Kurbelwelle hat, egal, wie leicht gebaut, immer eine Schwungmasse durch die Kurbelwangen. Und je länger die Kurbelwelle ist, desto höher ihr Effekt in Schräglagen als Gyroskop. Dieser stabilisierende Effekt auf der Kurvenaußenseite ist allerdings nicht gewünscht in einem Rennmotorrad. Demnach hat die deutlich kürzere Kurbelwelle des V4 hier in der Theorie Vorteile.

Wichtig Trotzdem gelangen Suzuki mit der GSX-RR 2020 und Yamaha 2021 mit der YZR-M1 – jeweils mit Reihenmotor – der Sieg der Fahrerweltmeisterschaft in der MotoGP.

V4-Motor hat auch Nachteile

Neben seinen zahlreichen Vorteilen bringt der V4 natürlich Nachteile mit sich. So benötigt ein V4 immer zwei Zylinderbänke und Zylinderköpfe, ebenso 2 Antriebe der Nockenwellen. Das fordert die Ingenieure heraus, diese Mehrteile nicht in ausuferndes Mehrgewicht zu wandeln.

Weiterhin steht die hintere Zylinderbank immer im Windschatten der vorderen, was die Kühlung unter Umständen verkomplizieren kann. Ebenso verlangt die Krümmerführung der hinteren Zylinderbank einige Zuwendungen, um Stauhitze hinter dem Motor zu verhindern, was die Lage des Getriebes bestimmt.

Kaum V4 in der WSBK

Während der V4 in der MotoGP omnipräsent fährt, ist er ein Exot in der WSBK. Nur Ducati setzt in der Panigale V4R diese Bauweise ein. Aprilia wäre mit der RSV4 zwar homologiert, doch setzt kein Team der WSBK eine Aprilia ein. Honda, Kawasaki, Yamaha und BMW setzen weiter auf den R4-Motor.

Und das aus guten Gründen: Nicht weil die Hersteller glauben, der R4 wäre dem V4 überlegen. Sondern weil diese Hersteller keinen V4 in einem Serienmotorrad bieten, das als Homologations-Basis dienen müsste. Ob sich das in den nächsten Jahren ändert, ist nicht bekannt.