Fast 25 Jahre lang immer Klassenprimus zu sein, ist anstrengend - die Konkurrenz bläst permanent zum Angriff. Schon die 85 PS starke Urversion der CBR 600 F lieferte 1987 einen beeindruckenden Aufschlag, zwei Jahre später gab’s die erste Leistungsspritze auf 93 PS. Einen echten Meilenstein stellt jedoch die 1991 präsentierte CBR mit dem Typkürzel PC 25 dar: komplett geänderter Motor (Steuerkette nun außen statt mittig im Motorgehäuse, drehzahlfestere Ventilbetätigung per Tassenstößel statt Kipphebel, schärfere Steuerzeiten), der nun volle 100 PS leistet. Auch Rahmen, Räder, Gabel - alles neu oder kräftig überarbeitet.

Höchstleistung bei 12000/min, erst bei 13500/min riegelt der Begrenzer ab - solche Werte machten vor 20 Jahren mächtig Eindruck. Dieses Drehzahlniveau wird erst durch die kurzhubigere Auslegung des Vierzylinders möglich, die größere Bohrung ermöglicht auch die Verwendung größerer, leistungsfördernder Ventile. Bei allem Ehrgeiz und Anspruch auf die Krone in der 600er-Klasse - alltagstauglich und bezahlbar sollte die CBR trotz allem bleiben. Ein Brückenrahmen aus schnödem Vierkantstahlrohr muss also reichen, die 41er-Gabel lässt sich lediglich in der Vorspannung einstellen. Zehn Jahre später, beim Modelljahr 2001, sieht das alles schon viel aufwendiger, edler und renntauglicher aus: Voll einstellbares Fahrwerk, Rahmen und Schwinge aus Alu, breitere Felgen mit fettem 180er hinten, im Cockpit protzt ein Digitaldisplay mit Infos.
Der noch kurzhubiger ausgelegte, noch höher drehende Motor wird per Einspritzanlage gespeist, ein G-Kat reinigt die Abgase. Stramme 109 PS leistet der Motor nun, bei hohem Tempo dürften es dank Ram-Air-Zwangsbeatmung noch einige PS mehr sein, anders sind die stolzen 254 km/h Topspeed kaum zu erklären. Größere Bremsscheiben (296 statt 276 Millimeter) sollen bei Rennstrecken-Abstechern für brachiale, standfeste Verzögerung sorgen, die tiefer montierten, weniger gekröpften Lenkerstummel für die lang gestreckte, dennoch im Alltag ausreichend bequeme Sitzhaltung. Apropos Alltag: Die PC 35 bietet noch den praktischen Hauptständer. Der fehlt leider bei der 2011 wieder zum Leben erweckten CBR 600 F, nachdem diese 2007 aus dem Programm verschwunden war - die seit 2003 verkaufte CBR 600 RR hatte ihr den Rang abgelaufen.
Mit der entspanntesten Sitzhaltung aller drei CBR-Versionen unterstreicht die Neue gleich mal ihren Allrounder-Anspruch und den Verzicht auf sportlichen Ehrgeiz. Man sitzt hoch, dank des kurzen Tanks sehr nah am recht hoch montierten, breiten und wenig gekröpften Lenker. Die Knie werden vom breiten Tank weit gespreizt - der Knieschluss fällt an den schlanken Tanks der PC 25 und PC 35 angenehmer aus. Am Bohrung/Hub-Verhältnis der PC 35 hat Honda bis heute festgehalten, ihre gemäßigte Höchstleistung von 102 PS erreicht die aktuelle CBR gar bereits bei 12 000/min, also 500/min früher als die 2001er. Zurückhaltung zeigt die PC 41 auch nach dem Kaltstart: Mit erhöhter Leerlaufdrehzahl summt der Vierer vor sich hin, die PC 35 hingegen kreischt ungebührlich lange mit gut 2500 Touren. Die betagte PC 25 überlässt es dem Fahrer, mittels Chokehebel manuell die Drehzahl nachzuregeln. Beim Fahren offenbaren sich dann geringere Unterschiede als erwartet. Leichtgängige Kupplung, leicht und präzise schaltbare Getriebe, saubere Gasannahme und gleichmäßige Leistungsabgabe - das haben alle drei zu bieten, wobei die Einspritzversionen direkter und spritziger am Gas hängen.

Die Vergaser-CBR von 1992 reagiert auf spontanes Gasaufreißen bei niedrigen Drehzahlen eher träge. Verblüffend hingegen, wie energisch die PC 35 bereits aus dem Drehzahlkeller schiebt und dennoch freudig bis weit in fünfstellige Drehzahlregionen jubelt. Hier hat die neue der zehn Jahre alten CBR nicht wirklich etwas voraus. Die mit unterdruckgesteuerten Flachschiebervergasern bestückte Seniorin des Vergleichs geht erst ab 8000/min richtig kräftig zur Sache, dreht dann jedoch gierig bis zur 13 000er-Marke hoch und ermöglicht allemal flotte Landstraßenritte. Auf kurvigem Terrain gefällt das neutrale Fahrverhalten der äußerst handlichen 20-Jährigen, rollt sie doch hinten auf einem schmalen 160er und kennt dank moderner Michelin-Bereifung auch nicht mehr das einst gescholtene Aufstellen aufgrund des ungewöhnlich flachen 120/60er-Vorderreifens. Die Handlichkeit wird dabei nicht durch fehlende Stabilität erkauft - auch bei hohem Tempo läuft die PC 25 stoisch geradeaus. Das tut die ultrasteife PC 35 sowieso. Wegen des breiteren Hinterreifens kann sie jedoch trotz des kurzen Radstands und der steil stehenden Gabel nicht das spielerische Handling der Vorfahrin bieten und wirkt etwas nervöser, will konzentrierter geführt werden. Die Neue benimmt sich im direkten Vergleich hierzu wie ein Naked Bike, an das eine Vollverkleidung geschraubt wurde. Stimmt ja auch fast, denn die nahezu baugleiche Hornet lässt grüßen. Die offensive, weit nach vorn gerückte Sitzhaltung ermöglicht zusammen mit dem breiten Lenker eine sehr dynamische Fahrweise ohne großen Körpereinsatz oder Kraftaufwand - enorme Handlichkeit bei äußerst kommoder Körperhaltung. Sie wirkt fast schon nervös, jedoch nie instabil. Erfreulich, wo die neue CBR doch mit einem simplen Rückgratrahmen aus Alu vorliebnehmen muss.

Dass Leichtbau keine vorrangige Rolle spielt, zeigt auch das Gewicht der 2011er von 214 Kilogramm, wo doch PC 25 mit 203 und PC 35 gar mit 201 Kilogramm glänzen. Immerhin kann die Neue das verlässlich, wenn auch in recht großen Intervallen regelnde ABS an Bord als Erklärung dafür vorweisen, welches als Sicherheits-Plus absolut zu begrüßen ist. Kaum schlechter als die PC 41-Bremsen agieren die ebenfalls bissigen, ABS-freien Stopper der PC 35, etwas mehr Handkraft benötigen die Bremsen der PC 25, die letztlich nicht so knackig wirken, wie die moderneren Pendants. Der Fortschritt zeigt sich bei der Motorabstimmung (Einspritzung), nicht so sehr beim Fahrverhalten und schon gar nicht beim Verbrauch. Der Test ergab vielmehr ein umgekehrtes Bild: Mit 4,3 Litern erwies sich die älteste CBR als die sparsamste, vor der PC 35 (4,5 Liter) und der PC 41 (4,6 Liter). Als hätte sie die heutigen Spritpreise schon damals geahnt.
Fazit
Rüstige Renntnerin: Verblüffend, wie gut die CBR 600 F schon vor 20 Jahren war, wie gut sie sich (mit modernen Reifen besohlt) gegen die aktuelle, komfortable und mit ABS bestückte CBR schlägt. Sportliche Naturen werden der edel ausgestatteten, rennstreckentauglichen PC 35 ein wenig nachweinen.

Ein Alu-Brückenrahmen gehört in Sportlerkreisen mittlerweile zum guten Ton. Sofern man nicht, wie Ducati, auf Gitterrohrrahmen aus Stahl setzt. Dass man durchaus ansehnliche, stabile Fahrwerke auch mit Brückenrahmen aus vergleichsweise zierlichen Vierkantstahlrohren bauen kann, hat Honda mit der CBR 600 F schon vor 20 Jahren bewiesen. Die PC 25 darf für sich in Anspruch nehmen, eine auch für heutige Maßstäbe stabile Rahmen/Schwingen-Kombination zu besitzen, ohne ungebührlich schwer auszufallen. 203 Kilogramm lassen grüßen.

Die mit einem massiveren Alu-Rahmen und ebenso mächtiger wie edel wirkender Alu-Schwinge aufwartende PC 35 kann mit ihren 201 Kilogramm keinen signifikanten Gewichtsvorteil verbuchen, erweist sich aber als vorbildlich stabil und absolut rennstreckentauglich.

Wohl hauptsächlich aus Kostengründen greift man bei der PC 41 auf den bekannten Rückgratrahmen aus dem Honda-Baukasten (im Bild: der baugleiche Hornet-Rahmen) zurück, der zwar mittlerweile aus Alu-Guss gefertigt wird, doch der jüngsten CBR 600 F kein sensationell niedriges Gewicht beschert. Immerhin: Auch an der Fahrstabilität des 2011er-Modells gibt es im Normalfall nichts auszusetzen.
Technische Daten

Honda CBR 600 F PC 25 | Motor |
Bauart | Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor | Gemischaufbereitung | Vergaser, Ø 34 mm |
Kupplung | Mehrscheiben-Ölbadkupplung | Bohrung x Hub | 65,0 x 45,2 mm |
Hubraum | 599 cm³ | Verdichtung | 11,6:1 |
Leistung | 740 kW (100 PS) bei 12000/min | Drehmoment | 63 Nm bei 9500/min |
Fahrwerk | Rahmen | Brückenrahmen aus Stahl |
Gabel | Telegabel, Ø 41 mm | Bremsen vorn/hinten | Ø 276 mm/Ø 220 mm |
Assistenz-Systeme | keine | Räder | 3.50 x 17; 4.50 x 17 |
Reifen | 120/60 ZR 17; 160/60 ZR 17 | Bereifung | Michelin Pilot Power |
Maße und Gewichte | Radstand | 1405 mm |
Lenkkopfwinkel | 64,0 Grad | Nachlauf | 94 mm |
Federweg v/h | 130/110 mm | Sitzhöhe** | 800 mm |
Gewicht vollgetankt** | 203 kg | Zuladung** | 192 kg |
Tankinhalt/Reserve | 16,5/3,0 Liter | Service-Intervalle | 6000 km |
Preis | 6723 Euro (13150 Mark) | Nebenkosten | zirka 170 Euro (333 Mark) |
MOTORRAD-Messwerte | Höchstgeschwindigkeit*** | 230 km/h |
Beschleunigung | 0–100 km/h | 3,9 sek |
0–140 km/h | 6,5 sek | 0–200 km/h | 17,0 sek |
Durchzug | 60–140 km/h | 13,4 sek |
Verbrauch Landstraße | 4,3 Liter/Normal | Reichweite Landstraße | 383 km |
Honda CBR 600 F PC 35 | Motor |
Bauart | Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor | Gemischaufbereitung | Einspritzung, Ø 38 mm |
Kupplung | Mehrscheiben-Ölbadkupplung | Bohrung x Hub | 67,0 x 42,5 mm |
Hubraum | 599 cm³ | Verdichtung | 12,0:1 |
Leistung | 80,0 kW (109 PS) bei 12500/min | Drehmoment | 65 Nm bei 10500/min |
Fahrwerk | Rahmen | Brückenrahmen aus Aluminium |
Gabel | Telegabel, Ø 43 mm | Bremsen vorn/hinten | Ø 296 mm/Ø 220 mm |
Assistenz-Systeme | keine | Räder | 3.50 x 17; 5.50 x 17 |
Reifen | 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17 | Bereifung | Bridgestone BT 010 |
Maße und Gewichte | Radstand | 1395 mm |
Lenkkopfwinkel | 66,0 Grad | Nachlauf | 96 mm |
Federweg v/h | 120/120 mm | Sitzhöhe** | 810 mm |
Gewicht vollgetankt** | 201 kg | Zuladung** | 186 kg |
Tankinhalt/Reserve | 18,0/3,5 Liter | Service-Intervalle | 6000 km |
Preis | 9198 Euro (17990 Mark) | Nebenkosten | zirka 170 Euro (333 Mark) |
MOTORRAD-Messwerte | Höchstgeschwindigkeit*** | 254 km/h |
Beschleunigung | 0–100 km/h | 3,1 sek |
0–140 km/h | 5,0 sek | 0–200 km/h | 10,8 sek |
Durchzug | 60–140 km/h | 11,6 sek |
Verbrauch Landstraße | 4,5 Liter/Normal | Reichweite Landstraße | 400 km |
Honda CBR 600 F PC 41 | Motor |
Bauart | Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor | Gemischaufbereitung | Einspritzung, Ø 36 mm |
Kupplung | Mehrscheiben-Ölbadkupplung | Bohrung x Hub | 67,0 x 42,5 mm |
Hubraum | 599 cm³ | Verdichtung | 12,0:1 |
Leistung | 75,0 kW (102 PS) bei 12000/min | Drehmoment | 64 Nm bei 10500/min |
Fahrwerk | Rahmen | Rückgratrahmen aus Aluminium |
Gabel | Telegabel, Ø 41 mm | Bremsen vorn/hinten | Ø 296 mm/Ø 240 mm |
Assistenz-Systeme | ABS | Räder | 3.50 x 17; 5.50 x 17 |
Reifen | 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17 | Bereifung | Bridgestone BT 012 „J“ |
Maße und Gewichte | Radstand | 1437 mm |
Lenkkopfwinkel | 65,0 Grad | Nachlauf | 99 mm |
Federweg v/h | 120/128 mm | Sitzhöhe** | 790 mm |
Gewicht vollgetankt** | 214 kg | Zuladung** | 181 kg |
Tankinhalt/Reserve | 18,4/0 Liter | Service-Intervalle | 12000 km |
Preis | 8990 Euro (17583 Mark) | Nebenkosten | zirka 170 Euro (333 Mark) |
MOTORRAD-Messwerte | Höchstgeschwindigkeit*** | 230 km/h |
Beschleunigung | 0–100 km/h | 3,6 sek |
0–140 km/h | 6,0 sek | 0–200 km/h | 14,2 sek |
Durchzug | 60–140 km/h | 11,0 sek |
Verbrauch Landstraße | 4,6 Liter/Normal | Reichweite Landstraße | 400 km |
Preisvergleich der Honda CBR 600 F Generationen

Die Generationen der Honda stehen bei uns auf der Gebraucht-Motorradbörse im direkten Preisvergleich. Aufgrund der langen Geschichte gibt es auch viele Motorräder zum Vergleichen. Es gibt einige Honda CBR 600 F in top Zustand und zu günstigen Preisen: Gebrauchte Honda CBR 600 F in Deutschland