Die Bristol Veloce 500 ist bei uns nur von Messen und Bildern bekannt, würde dem deutschen Markt wie eine Benelli Leoncino aber sehr gut stehen. Bristol hat seinen Stammmarkt auf den Philippinen. Von der indischen Marke Jawa ist das Modell RVR 500 auf Bildern aufgetaucht. Sie ist nichts anderes als eine Bristol Veloce 500 in den Farben von Jawa.
Kooperieren statt kopieren
Da es sich um die exakt gleichen Motorräder handelt, optisch wie technisch identisch, bekommen die asiatischen Verhältnisse eine neue Qualität. Wurde zuletzt noch kopiert, wird jetzt kooperiert. So scheint es, dass die neue Jawa RVR 500 von Bristol nach dem Bau einfach als Jawa ausgezeichnet und nach Indien verschifft wird. Da beide Marken in den jeweiligen anderen Märkten keine Aktien haben ist das ein logischer und cleverer Zug.
Win-Win
Richten sich die asiatischen Marken tatsächlich mittelfristig so aus, werden die europäischen Depandancen gegen starke Heimmannschaften antreten. Jawa erkauft sich von Bristol ein Modell und Technik, die der Hersteller selbst nicht hat und kann die RVR 500 unter eigener Flagge verkaufen, ohne sich mit Bristol zu kannibalisieren. Im Gegenzug bekommt Bristol in der eigenen Fertigung eine höhere Auslastung und die Fixkostendegression senkt die Preise für beide Modelle, was zusätzlich Druck auf den Markt ausüben dürfte.
Besonderheit Jawa Moto
Neben der indischen Jawa Motorcycles unter dem Dach der Classic Legends von Mahindra gibt es noch die tschechische Jawa Moto, die die entsprechenden Modelle importiert. Und so soll die Bristol Veloce 500 als Jawa RVR 500 nach Europa kommen. Umgerechnet 6.500 Euro soll sie über Jawa Moto kosten. Ein guter Preis. Im Portfolio der Jawa Moto tauchen die bei uns als Mash bekannten Einzylinder-Modelle auf, allerdings unter der Marke Jawa. Interessant: Jawa Moto hat eine 500er-Enduro im Angebot. Die RVM 500, die eigentlich eine argentinische RVM ist, die wiederum eine Motrac aus China ist. Der 500er-Motor von Motrac sieht dem der Bristol sehr ähnlich, auch in Sachen Leistungsdaten. Der Motor stammt vom chinesischen Riesen Loncin, der den gleichen Motor in unterschiedlichen Firmen und Modellen einsetzt, darunter Voge.

Und sonst in Europa?
Ähnliche Strategien werden in Europa auch schon gefahren. Allerdings nicht konzernübergreifend. Viel mehr verkauft hier ein Hersteller seine Modelle über nationale Importeure unter verschiedenen Marken: LexMoto und Mitt. Die Motorräder selbst baut China-Riese Zongshen und brandet für die nationalen Importeure in England (LexMoto) und Spanien (Mitt). Vollkommen richtig: So etwas gab es bereits bei den Big-Playern aus Japan. Suzuki und Kawasaki hatten mit der V-Strom und KLV 1000 von 2004 bis 2005 das gleiche Motorrad im Angebot. Die Kawa ist eigentlich eine Suzuki, wurde von Suzuki gebaut und steht in den Papieren als Hersteller. Vielleicht ein Problem damals: Beide Modelle wurden parallel auf den Märkten angeboten. Jawa, Bristol und Zongshen fahren da eine andere Strategie.