6 Sportreifen im Test (120/70 ZR 17 und 190/55 ZR 17)
Hightech-Import aus dem Rennsport

Sind Sportreifen tatsächlich geeignet, um im Alltag, bei Regen und auf vielen Tausend Kilometern zu funktionieren? Sechs Männer geben beim Sportreifen-Test Gummi.

Hightech-Import aus dem Rennsport
Foto: Jahn

Viele Wochen bevor an einem Sonntag Ende März endlich die Motoren von sechs unterschiedlich bereiften BMW-Superbikes losröcheln, läuft die Arbeit am MOTORRAD-Reifentest auf Hochtouren. In der Frühphase geht es um die Auswahl der richtigen Reifen. Ende 2013 steht fest: Die Kategorie der Sportreifen verspricht in der kommenden Saison besonders interessant zu werden. Vor allem, wenn man sie im Kingsize-Format 120/70 und 190/55 ZR 17 unter die Räder nimmt – eine Größe, die auf PS-starke Superbikes wie BMW S 1000 RR oder Honda Fireblade passt. Der letzte große Test inklusive einer hieb- und stichfesten Verschleißmessung liegt immerhin fünf Jahre zurück. 2009 startete das Testteam mit einem Rudel Fireblades. Die damaligen Kandidaten sind logischerweise inzwischen alle durch Nachfolgemodelle ersetzt worden, die nach Herstelleraussagen natürlich in allen Belangen, ob Rennstreckenperformance, Nassfahr­eigenschaften oder Langstreckentauglichkeit, optimiert wurden.

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Kauftipp Sportreifen 120/70 ZR 17 und 190/55 ZR 17 (MOTORRAD 10/2014)
Pirelli Diablo Rosso Corsa
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2012 wurde die Gruppe der Sportgummis zwar nochmals in einen Test inklusive Verschleißmessung integriert. Allerdings „nur“ im 180/55er-Format, Trägerfahrzeuge waren damals sechs Triumph Street Triple R, die mit ihrem Maximaldrehmoment von 68 Newtonmetern vergleichsweise verhalten an den Gummis zerrten. Für 2014 soll den Sportreifen aber keine Gnade gegönnt werden. Zumal mittlerweile eine ganze Reihe potenter Naked Bikes vom Schlage einer BMW S 1000 R oder KTM 1290 R Super Duke die Profile förmlich zerreiben würde. So weit der fromme Wunsch, der nur dadurch vereitelt wurde, dass uns die jeweiligen Hersteller gerade diese beiden brandneuen Modelle nicht in der erforderlichen Anzahl zur Verfügung stellen konnten. Und unter sechs Bikes braucht man erst gar nicht antreten, wenn man die Reifen von sechs großen Premiummarken in puncto Abrieb seriös vergleichen will. Denn gerade dieses Kapitel erfordert das, was auch Bundestrainer Löw immer einfordert: „Högschte Dischziplin!“

Motorradtyp, Fahrstil und Asphaltqualität sind entscheidend

Nur durch gleichmäßiges Fahren in der Gruppe und Durchtauschen der Motor­räder nach festem Muster lässt sich die Laufleistung aller Reifen aus diesem Test schließlich millimetergenau miteinander vergleichen. Um dem Einwand der MOTORRAD-Leser schon jetzt zu begegnen, die mit dem einen oder anderen Reifen aus diesem Test auf eine andere Laufleistung kommen: Erst durch unser Testprozedere kann er den Verschleiß aller Reifenpaarungen über einen simplen Dreisatz mit seinen eigenen Erfahrungen in Relation bringen.

Der Abrieb hängt neben dem Motorradtyp natürlich von weiteren individuellen Faktoren ab. Das reicht vom persönlichen Fahrstil (wie wird in Kurven hineingebremst und wieder herausbeschleunigt) bis hin zu den Straßen, auf denen man vorrangig unterwegs ist: Langstrecke mit hohem Geradeausanteil oder überwiegend Landstraßen mit hoher Kurvendichte? Das erste Fahrmuster sorgt für die berühmte Platte in der Reifenmitte, das zweite reibt in erster Linie die Schulterstücke glatt. Auch die Asphaltqualität ist entscheidend: Beim Test von Enduroreifen der alten GS-Klasse im letzten Jahr wurde rund die Hälfte der 4000 Kilometer langen Tour in den französischen ­Cevennen zurückgelegt – auf einem extrem rauen, sehr griffigen Asphalt, der dazu führte, dass manche Reifen bereits nach einer Laufleistung von knapp 3000 Kilometern verschleißtechnisch am Ende waren. Als uns dann tatsächlich von BMW fünf S 1000 RR und eine HP4 als Basisfahrzeuge für den aktuellen Reifentest zugesagt wurden, ­sollte in Kombination mit den geplanten ausgiebigen Landstraßenetappen auf Sar­dinien dieser Rekord nochmals zu toppen sein – so jedenfalls der Plan der Truppe.

Conti Sport Attack 2 in diesem Jahr zum dritten Mal dabei

Fehlten tatsächlich nur noch die Hauptdarsteller in diesem Test: die Reifen selbst. Und das sollte wider Erwarten richtig spannend werden. Kein Problem gab es natürlich bei der Beschaffung bereits bekannter Profile. Wie zum Beispiel mit dem Conti Sport Attack 2, der in diesem Jahr bereits zum dritten Mal zum Test antritt. Bei seiner Premiere 2012 konnte er sich immerhin mit erstklassigen Verschleißwerten (auf Triumph Street Triple R) und einer formida­blen Leistung auf der Landstraße auf einen tollen zweiten Platz schieben. Bekanntes Defizit des Conti: seine auffällig mäßigen Nassfahreigenschaften. Bei der Laufflächengestaltung setzt der Hannoveraner Reifenbäcker als einer der wenigen Hersteller nicht auf Multicompound, die Mehrzonengestaltung der Gummimischungen mit härterer Mittellage und weicheren Anteilen in den Reifenschultern. Conti will das überzeugende Haftniveau in Verbindung mit solider Laufleistung durch ein spezielles Verfahren, das temperaturregulierte Auskühlen in der Backform („Multigrip“), erreichen.

Pirelli-Produkte aus dem fernen China

Über Jahre hat uns der Diablo Rosso II von Pirelli im Reifentest begleitet – der in dieser auffällig rennsportlich gehaltenen Modellpalette wohl straßentauglichste Italo-Reifen. Und wie erwartet konnte dieser in der Rennsportwertung immer wieder ganz vorne aufs Podest fahren. Seine Defizite: die Fahreigenschaften auf nassen Pisten und das zum Teil mäßige Verschleißverhalten, bei dem sich gerade hinten eine unschöne Kante in der Lauffläche bilden konnte.

Bei der Anfrage für diesen Test gingen die Italiener in die Offensive. Nicht der Rosso II wurde nominiert, sondern das etwas rennsportlicher abgestimmte Schwestermodell Diablo Rosso Corsa, unter Experten in der Szene kurz als DRC bekannt, stand plötzlich auf der Lieferbestätigung. Mittlerweile auch ein hinreichend bekannter Reifen, aber ­anscheinend wollte man in der Rennstreckenwertung in diesem Jahr noch einen draufsetzen. Während das Vorderrad ohne Multicompound auskommen muss, werden hinten zwei verschieden harte Mischungen auf insgesamt drei Laufstreifen verteilt. Und noch ein Signal will man uns wohl aus Italien senden. Denn seit Neuestem kommen einige Pirelli-Produkte (und zudem solche von der Konzernschwester Metzeler) aus dem fernen China (siehe dazu auch den Report in Heft 17/2013). So auch zum Teil unsere Testreifen. Während das Heckgummi noch das hinlänglich bekannte „made in Germany“ (aus der Pirelli-Fertigung in Breulberg/Odenwald) trägt, kommt die DRC-Front nun aus dem neuen Werk in China. Die Botschaft scheint somit klar: Schaut her, liebe Pirelli-Fans, wenn unsere China-Reifen hier im Test bestehen, besteht doch wohl kein Anlass zur Sorge.

Michelin setzt auf eine Zwei-Kom­ponenten-Mischung

Der dritte Kandidat in der Riege der ­bekannt-bewährten Gummis ist die Neu­er­schei­nung des Jahres 2013. Nachdem Michelin mit dem Sportreifen Power Pure einen eher zwiespältigen Eindruck in unseren Tests hinterließ, lief man im letzten Jahr mit der neuesten Version der beliebten Pilot Power-Reihe, dem Power 3, wieder zu alter Grö­ße auf. Das sicherte ihm (punktgleich mit dem Bridgestone S 20) auf Anhieb den Testsieg im 2013er-Sportreifentest – bei dem allerdings der Verschleiß nicht gemessen wurde.

Auch der Michelin setzt auf eine Zwei-Kom­ponenten-Mischung, die kurz „2CT“ genannt wird. Weiterhin schaffen es die Franzosen, den Power 3 durch einen extrem hohen Silica-Anteil mit nahezu unglaublichen Nassfahreigenschaften zu segnen. Mit dieser besonderen Art einer Kieselsäureverbindung­ schafft man es, die Reifen auch bei sehr niedrigen Asphalt- und Gummitemperaturen besonders geschmeidig zu machen – sodass sie bei Regen eine auffällig hohe Haftung aufbauen können. Kehrseite der Medaille: Im harten Rennstreckeneinsatz oder bei besonders hohen Asphalttemperaturen können die Gummis schneller wegschmieren bzw. beschneiden zum Teil heftige Walkbewegungen die Stabilität an Bord. Kommen wir nun zu den Herausforderern.

Dunlop ohne Aha-Effekte

Bereits Mitte des vergangenen Jahres stellte Dunlop den Sportsmart 2 als Nachfolger des Ur-Sportsmarts vor. Diesem kam in den Tests vergangener Jahre eher die Rolle des tragischen Helden zu. In der Renn­streckenwertung konnte sich der Sportsmart zwar behaupten, auch wenn er immer wieder auffällig viel Zeit brauchte, bis er auf Betriebstemperatur war und schließlich mit superben Haftreserven und vertrauensfördernder Stabilität glänzte. Leider reichte es im Rennkapitel immer nur zu Platz zwei, die Eins war fest von Pirelli gebunkert. Nicht wirklich überzeugen wollte der Ur-Smart in der Alltagswertung auf der Landstraße. Bei Regen schwamm er gut mit, ohne aber zum Beispiel solche Aha-Effekte wie der Power 3 auszulösen. Nummer zwo will dem nun mit „100 Prozent Silica“ (Dunlop) und einer ausgeklügelten Lauf­flächenmischung in zwei Härtegraden, die durch ein innovatives Herstellungsverfahren quasi stoßfrei aufgespult wird, begegnen. Bei der Produktpräsentation im Sommer 2013 klappte das zunächst gut, aber was bleibt davon im direkten Vergleich?

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bridgestone und Metzeler

Zumal noch zwei weitere Größen die Gummiszene aufmischen wollen. Bridge­stone schiebt zwei Jahre nach dem Start der neuen Sportreifengeneration den S 20 Evo nach. Die Erwartungen sind hoch, schließlich gehen bislang zwei Testsiege (2012, 2013) auf das Konto der S-Klasse aus Japan. Mit drei Laufzonen am Vorderrad und fünf hinten (3LC/5LC) sollen der in unseren Tests kritisierte hohe Verschleiß und die leichte Instabilität des Vorgängers S 20 auf dem Rundkurs passé sein.

Hohe Erwartungen auch bei der Traditionsmarke Metzeler, deren M5 in den letzten Jahren allzu oft mit der roten Laterne aus den Tests heimkehrte. Umgesetzt wurde die komplette Neukonstruktion mit hohem Silica-Anteil und einer dreilagigen Gummimischung in zwei Härtegraden am Hinterrad.

Das erste Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich aber Bridgestone und Metzeler schon vor dem eigentlichen Start. Denn geliefert wurden beide Pellen nahezu backfrisch erst zwei Tage vor der Abfahrt. Selbst an den Handel war zu dem Zeitpunkt noch nichts ausgeliefert. Weshalb wir in diesem Jahr auch auf den obligatorischen Austausch der Testmuster beim Dealer unse­res Vertrauens verzichten mussten. Als ob man sich da gegenseitig nicht in die Karten gucken lassen wollte…

Bridgestone S 20 Evo

mps-Fotostudio
Bridgestone S 20 Evo.

Gewicht: vorn 4,3 kg, hinten 7,4 kg
Herstellungsland: Japan
Infos/Freigaben: Bridgestone Deutschland, Tel. 0 61 72/40 81 73, www.bridgestone-mc.de

Bewertung:

Rennstrecke: (86 Punkte, Platz 4).
Kalt etwas unhandlich, auch leichte Defizite in puncto Rückmeldung. Warm überzeugt er durch seine Stabilität – sowohl beim Herausbeschleunigen als auch in den Kurven sowie auf den Geraden, auch nach mehreren Runden. Insgesamt bleibt die Rückmeldung aber etwas zu trocken. Leichtes Aufstellmoment bei tiefen Schräglagen.
Landstraße: (neu: 91 Punkte, Platz 4; nach 4000 km: 85 Punkte, Platz 4)
Neu gefällt der Japaner durch ausgewogene Handlichkeit, gute Lenkpräzision und geringes Aufstellmoment. Unter dem zunehmenden, auffällig starken Verschleiß leiden aber vor allem Handlichkeit und Lenkpräzision. In Schräglage muss nun spürbar gegengelenkt werden.
Nasstest: (90 Punkte, Platz 2)
Breiter Grenzbereich, sehr gute Haftung beim Beschleunigen, Bestwerte beim Bremsen: Der S 20 Evo ist ein klasse Regenreifen. Nur der Power 3 klebt in Kurven noch ein wenig besser.
Verschleiß: (73 Punkte, Platz 4)
Trotz optimierter Gummimischungen bleibt der Abrieb vor allem hinten sehr hoch.

Fazit: Die Evolutionsstufe des S 20 hat gezündet: gute Eigenschaften im Alltag und bei Regen, mehr Stabilität im Renneinsatz, selbst auf leistungsstarken Superbikes. Sein Manko bleibt der Verschleiß.

MOTORRAD-Urteil: Platz 3; 425 Punkte

Continental Sport Attack 2

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Continental Sport Attack 2.

Gewicht: vorn 4,3 kg, hinten 6,7 kg
Herstellungsland: Deutschland
Infos/Freigaben: Continental Reifen, Tel. 05 11/9 38 01, www.conti-moto.de

Bewertung:

Rennstrecke: (91 Punkte, Platz 3)
Super handlich, sehr neutral und lenkpräzise. Dazu gibt der Sport Attack 2 eine schnelle Rückmeldung, wie es um die Haftung steht, was dann eine enge Linienwahl und zudem leichte Korrekturen möglich macht. Das Aufstellmoment bleibt gering, nur beim Beschleunigen aus Kurven sind minimale Walkbewegungen zu spüren.
Landstraße: (neu: 92 Punkte, Platz 3; nach 4000 km: 88 Punkte, Platz 3)
Auch in seinem dritten Jahr überzeugt der Sport Attack 2 auf der Landstraße nach wie vor durch sein präzises Handling. Trotz des höchsten Verschleißes im Test fährt sich der Conti im abgefahrenen Zustand bis auf ein leicht erhöhtes Aufstellmoment noch sehr handlich.
Nasstest: (77 Punkte, Platz 6)
Schmaler Grenzbereich, frühe Rutscher. Das dokumentieren auch die Messwerte: niedrigste Kurvengeschwindigkeit, geringste Schräglage und der längste Bremsweg im Test.
Verschleiß: (69 Punkte, Platz 6)
Vor zwei Jahren noch top, aber die PS-starke S 1000 RR zerreibt das Gummi des Conti förmlich.

Fazit: Ein Reifen, der nach speziellen Liebhabern verlangt. Nichts für kühle Rechner und Allwetterfahrer, dafür werden sportlich aufgelegte Landstraßensurfer ihre helle Freude an dem Conti haben.

MOTORRAD-Urteil: Platz 5; 417 Punkte

Dunlop Sportsmart 2

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Dunlop Sportsmart 2.

Gewicht: vorn 4,4 kg, hinten 7,1 kg
Herstellungsland: Frankreich
Infos/Freigaben: Goodyear Dunlop Tires, Tel. 0 61 81/68 01, www.dunlopmotorcycle.de

Bewertung:

Rennstrecke: (86 Punkte, Platz 4)
Im kalten Zustand eiert der Sportsmart 2 förmlich um die ersten Kurven, beim Einrollen gilt also besondere Vorsicht. Erst nach knapp zwei Runden stellt sich Vertrauen ein, und auch die Haftreserven sind schließlich enorm. Trotzdem trüben deutliche Walkbewegungen beim Her­ausbeschleunigen aus Kurven das Gesamtbild.
Landstraße: (neu: 86 Punkte, Platz 6; nach 4000 km: 82 Punkte, Platz 6)
Zwar lässt sich der Sportsmart 2 gegenüber seinem Vorgänger nun besser in Schräglage bringen. Dennoch fällt er mit trägem Lenkverhalten und schlechtem Feedback vor allem an kühleren Tagen auf. Das prägt sich auch bei zunehmender Laufleistung immer deutlicher aus.
Nasstest: (87 Punkte, Platz 3)
Durch seine unhandliche Art lässt sich mit dem Dunlop nicht die ganz enge Linie fahren, aber Haftung beim Beschleunigen, Kurventempo und Bremswerte sind auf sehr hohem Niveau.
Verschleiß: (83 Punkte, Platz 3)
Gleichmäßiger Gummiabbau an Vorder- und Hinterrad, insgesamt eine gute Standfestigkeit.

Fazit: Dem Sportsmart 2 fehlt die Harmonie. Der tollen Nassperformance und den geringen Verschleißwerten stehen Unruhe auf der Rennstrecke und mangelndes Feedback im Alltag gegenüber.

MOTORRAD-Urteil: Platz 4; 424Punkte

Metzeler Sportec M7 RR

mps-Fotostudio
Metzeler Sportec M7 RR.

Gewicht: vorn 4,2 kg, hinten 7,1 kg
Herstellungsland: Deutschland
Spezifikation: M (nur Vorderreifen)
Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Tel. 0 89/14 90 83 02, www.metzelermoto.de

Bewertung:

Rennstrecke: (94 Punkte, Platz 2)
Der M7 RR gibt sich schon beim Einrollen sehr handlich, und genauso schnell ist auch ein vertrauenerweckend gutes Gefühl für die Haftre­serven da. Besonders gefällt das Feedback vom Vorderrad. Seine Konstruktion ermöglicht das Fahren enger Linien, und die überzeugende Stabilität bleibt auch nach einigen scharf gefahrenen Runden erhalten.
Landstraße: (neu: 93 Punkte, Platz 1; nach 4000 km: 90 Punkte, Platz 2)
Unhandlichkeit, verhaltene Rückmeldung und dürftige Lenkpräzision: Eigenschaften, die dem Vorgänger M5 angekreidet wurden, hat der backfrische M7 RR komplett abgelegt. Auch im Laufe der Kilometer bleiben die superben Eigenschaften auf der Landstraße auf hohem Niveau.
Nasstest: (86 Punkte, Platz 4)
Rutscht trotz des hohen Silica-Anteils früher als das Spitzentrio, bleibt aber gut beherrschbar.
Verschleiß: (84 Punkte, Platz 2)
Die ausgewogene Mischung, vorne ohne, hinten mit Bicompound, bürgt für hohe Laufleistung.

Fazit: Mit dem M7 RR schiebt sich Metzeler zurück in den Ring. Der Nachfolger des glücklosen M5 überzeugt vor allem im Alltag, wo er selbst die Kraft von PS-Boliden sicher auf den Asphalt brennt.

MOTORRAD-Urteil: Platz 1 (Testsieger); 447 Punkte

Michelin Pilot Power 3

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Michelin Pilot Power 3.

Gewicht: vorn 4,3 kg, hinten 6,6 kg
Herstellungsland: Spanien
Infos/Freigaben: Michelin Reifenwerke, Tel. 07 21/53 00, motorrad.michelin.de

Bewertung:

Rennstrecke: (80 Punkte, Platz 6)
Auf der Rennstrecke brilliert der Power 3 sehr schnell mit sehr guter Handlichkeit, hoher Haftung und durch seine feine Rückmeldung. Sehr schnell ist das aber auch wieder vorbei. Bereits nach wenigen Runden schwindet das gute Gefühl, dazu trüben ordentliche Walkbewegungen beim starken Beschleunigen aus Kurven sowie Rührbewegungen um die Längsachse das Bild.
Landstraße: (neu: 93 Punkte, Platz 1; nach 4000 km: 91 Punkte, Platz 1)
Was auf dem Rundkurs nicht klappt, macht der Power 3 dagegen im Alltag wett. Ob Handlichkeit, Lenkpräzision oder Feedback in puncto Haftung, der Michelin gibt bei kühlen Temperaturen am Morgen oder in der prallen Mittagssonne auf Landstraßen jedweder Kategorie die beste Figur ab – das Ganze etliche Tausend Kilometer lang.
Nasstest: (92 Punkte, Platz 1)
Ein Reifen für lange Tiefausläufer. Bei Regen bleibt der Power 3 bei seiner bekannten Brillanz.
Verschleiß: (91 Punkte, Platz 1)
Insgesamt ein gleichmäßiger und obendrein geringer Gummiabrieb. Besser geht’s kaum.

Fazit: Wie viel Rennstrecke muss ein Sport­reifen vertragen? Wenn Sie Ihr Superbike nicht per Hänger von Rundkurs zu Rundkurs transportieren: Der Power 3 ist der Reifen für alle Tage!

MOTORRAD-Urteil: Platz 1 (Testsieger); 447 Punkte

Pirelli Diablo Rosso Corsa

mps-Fotostudio
Pirelli Diablo Rosso Corsa.

Gewicht: vorn 4,3 kg, hinten 6,3 kg
Herstellungsland: China/Deutschland
Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Tel. 0 61 63/7 10, www.pirellimoto.de

Bewertung:

Rennstrecke: (97 Punkte, Platz 1)
Auf der ersten halben Runde ist ein wenig Eiern angesagt, doch dann ist der DRC auf Temperatur und damit auf Zack. Schnell glänzt er mit perfekter Kurvenstabilität, super Haftung und hoher Lenkpräzision. Und das auf Dauer: Auch nach mehreren Runden lassen sich mit dem Pirelli konstante (plus die besten!) Zeiten fahren.
Landstraße: (neu: 88 Punkte, Platz 5; nach 4000 km: 83 Punkte, Platz 5)
Kalte Tage sind nicht sein Ding, und selbst bei schönem Wetter benötigt der Pirelli ein paar Kurven, bis er sich nicht mehr störrisch, unhandlich und auch wenig präzise zeigt. Steigt die Reifentemperatur, steigt schließlich die Performance. Aber: Der hohe Verschleiß geht zulasten von Handlichkeit und Lenkpräzision und erfordert immer mehr ein Gegenlenken in Schräglage.
Nasstest: (78 Punkte, Platz 5)
Weit entfernt von einem Power 3, aber der breite Grenzbereich vermittelt stets Sicherheit.
Verschleiß: (71 Punkte, Platz 5)
Frisst an Front und Heck das Gummi weg, das aber gleichmäßig und ausgewogen.

Fazit: Und noch einmal gefragt: Wie viel Rennstrecke…? Wer PS-starke Boliden wie unsere Test-HP4 sportlich ambitioniert bei Sonne auf Rundkursen und Hausstrecken bewegt: Pirelli DRC!

MOTORRAD-Urteil: Platz 5 (Kauftipp); 417 Punkte

So testet MOTORRAD

Erst rund, dann wund

Mit sechs Superbikes von BMW (S 1000 RR und HP4) ging es auf eine 4000 Kilometer lange Testrunde über die Schweiz und Österreich nach Italien, wo vor allem ausgiebige Touren auf Sardinien die Anforderungen einer typischen Motorradsaison im Zeitraffer simuliert haben. Die Eigenschaften bei Regen wurden auf dem Bridgestone Proving Ground bei Rom und die Rennstreckenperformance auf dem Circuit d’Alcarràs in Spanien ausgelo­tet.

Handlichkeit: Die benötigte Lenkkraft, um die Maschine in Schräglage zu bringen oder in Wechselkurven auf Linie zu halten.

Lenkpräzision*: Test in unterschiedlich schnellen Passagen mit komplizierten Kurvenradien. Folgt das Motorrad dem Kurs, der über die Lenkkräfte vor­gegeben wird, oder sind deutliche Linienkorrekturen erforderlich?

Kurvenstabilität/Sozius: Stabilität in (Wechsel-)Kurven und bei Bodenwellen. Wird in großer­ Schräglage beim Beschleunigen ge­testet, in der sich Reifen regelrecht aufschaukeln können.

Haftung in Schräglage*:Seitenführung in maximaler Schräglage auf nassem beziehungsweise trockenem Asphalt.

Haftung beim Beschleunigen*:Seitenführung und Kraftübertragung in unterschiedlich schnellen Kurven bei Nässe und Trockenheit.

Geradeauslaufstabilität: Highspeed auf der Autobahn. Bleibt das Motorrad stabil auf Kurs oder stört Pendeln die Fahrt?

Grenzbereichverhalten*: Beherrschbarkeit des Reifens im Grenzbereich der Haftung – sowohl auf nasser als auch auf trockener Strecke.

Aufstellmoment: Beim Bremsen in Schräglage richtet sich das Motorrad je nach Verzögerung und Reifenkontur unterschiedlich auf. Diese Reaktion muss mit einer Gegenkraft (Drücken) ausgeglichen werden.

Fülldruck im Test**: 2,5 bar vorn, 2,9 bar hinten.

* Die mit Stern gekennzeichneten Kapitel sind auf Motorräder übertragbar, die eine ähnliche Geometrie wie die BMW S 1000 RR und HP4 besitzen.
** Fülldruck auf der Rennstrecke gemäß Herstellerempfehlung.

Tourentipp Sardinien

Jahn
Auf der Insel mit dem Elefanten.

Dass der brandneue M7 RR von Metzeler, der Marke mit dem Elefanten-Logo, seine Testpremiere ausgerechnet auf Sardinien, der Insel mit dem Elefanten, feierte? Absoluter Zufall. Kein Zufall ist aber, dass wir uns Sardinien als Revier für den Reifentest 2014 ausgeguckt haben. Denn die zweitgrößte Insel im Mittelmeer gilt als Hotspot für kurvenverrückte Motorradfahrer. Vor allem im Frühjahr, wenn die Straßen noch leer und die Temperaturen erträglich sind. Ein klasse Terrain also, um das Grip-Potenzial der aktuellen Sportreifen aus­zuloten. Ideale Reisezeit sind die Monate April und Mai. Wer wie wir schon im März startet, muss damit rechnen, dass noch viele Hotels oder die typischen Privatunterkünfte auf Bauernhöfen („Agriturismo“) geschlossen haben. Auch der Fährverkehr von den großen Mittelmeerhäfen (Genua, Livorno) läuft noch eingeschränkt. Motorradfahrer finden im Norden, in der Mitte und im Südosten der Insel eine abwechslungsreiche Topo­gra­fie mit besonders hoher Kurvendichte. Der Straßenzustand wechselt aber schnell zwischen griffig und rutschig. Empfehlenswert: der Elefantenfels bei Castelsardo (Foto), der Passo di Caravai bei Fonni (Inselmitte) und die Küstenstraße an der Costa del Sud südlich von Teulada (großes Foto S. 62/63).

MOTORRAD-Helden: Clubmitglieder können sich die rund 500 Kilometer langen Tagesetappen nach dem Login unter www.motorrad-helden.de als detaillierte Karte zur eigenen Tourenplanung herunterladen.

Landstraße und Autobahn

Die Kür für die Sportreifen ist eindeutig das erbarmungslose Abwinkeln auf der Rennstrecke, doch wie absolvieren sie das Pflichtprogramm, also den alltäglichen Einsatz im Laufe einer typischen Saison? Zum Beispiel das Highspeedbolzen auf breiten Autobahnen, flottes Kurvenwedeln auf schma­len Landstraßen, das Ganze auch mal bei küh­leren Außentemperaturen? Meist bedingt die Philosophie des Herstellers, ob sein sportliches Premiumobjekt eher im Race-Modus oder auf der Hausstrecke überzeugen soll. In den letzten Jahren ging der Trend eindeutig immer mehr in Richtung Alltagstauglichkeit.

Landstraße/Autobahn im Neuzustand Maximale Punktzahl   
Bridgestone S20 Evo       
Continental Sport Attack 2                       
Dunlop Sportsmart 2                   
Metzeler Sportec M7 RR        
Michelin Pilot Power 3  
Pirelli Diablo Rosso Corsa   
Kaltlauf 10 9 9 8 10 10 8
Handlichkeit 20 18 19 16 18 19 17
Lenkpräzision 20 18 18 17 19 19 18
Kurvenstabilität 10 9 9 9 9 9 9
Haftung Kurven/Beschleunig. 20 19 19 19 19 18 19
Grenzbereichverhalten 10 9 9 9 9 9 9
Aufstellmoment 10 9 9 8 9 9 8
Gesamt 100 91 92 86 93 93 88
Platzierung 4. 3. 6. 1. 1. 5.

Fazit: Bereits im letzten Jahr konnte Conti in diesem Kapitel mit seinem extrem handlichen Sport Attack 2 überzeugen. Jetzt hat er mit dem neuen Metzeler M7 RR aber starke Konkurrenz bekommen, die ebenfalls durch eine hohe Agilität punktet. Kurvenjunkies werden mit den beiden Reifen ihre helle Freude haben. Michelins bereits bekannter Power 3 überzeugt weiterhin durch Ausgewogenheit und ein klares Feedback. Der neue Dunlop Sportsmart 2 bleibt im Alltagsbetrieb zu knochig und hart.

Ausrüstung im Extremtest

Wenn einer eine Reise tut… Schon immer hat sich der MOTORRAD-Reifentest bewährt, Ausrüstung für Kradler kritisch unter die Lupe zu nehmen. Schließlich wird innerhalb weniger Tage das Kilometerpensum abgespult, das in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr gefahren wird. Eine Besonderheit im Test ist der regelmäßige Fahrerwechsel, bei dem alle 100 Kilometer die Motorräder nach festem Schema durchgetauscht werden. Ideal dafür: Tankrucksack-Systeme, die sich mittels Schnellverschluss mühelos umsetzen lassen. In diesem Jahr hat sich das brandneue Lock-it-System von Hepco & Becker, mit dem alle sechs Testbikes ausgestattet waren, bestens bewährt. Bezuginfos: www.hepcobecker.de. Genauso überzeugt waren unsere Onliner von dem Videomaterial für den MOTORRAD-Youtube-Channel, das uns eine neue Action­kamera von Midland lieferte. Bezug: www.actioncamxtc.com

Sportreifen auf der Rennstrecke

Stabilität ist das, was im Rennen zählt: Besonders im rot markierten Referenzbereich zeigt sich die Dominanz des Pirelli DRC. Michelins ­Power 3 verliert an dieser neuralgischen Stelle deutlich an Tempo.

Für manche Leser ist dieses Kapitel das Nonplusultra im MOTORRAD-Reifentest, andere werden es dagegen komplett ausblenden… So oder so, jede Ansichtssache hat ihre Berechtigung. Fakt ist, dass jeder, der nicht regelmäßig an Renntrainings teilnimmt, sondern sein Superbike selbst bei sehr sportlicher Gangart im regulären Straßenverkehr bewegt, nicht einmal annähernd an die hier beschriebenen Grenzsituationen herankommt. Noch dazu, wenn man das Ganze unter dem Blickwinkel einer typischen Motorradsaison in Deutschland betrachtet – mit frostigen Frühjahrstagen, verregneten Mai-Wochenenden, Feierabendrunden an kühlen September­abenden und, und, und…

Gleichwohl gibt dieses Testkapitel aber wichtige Aufschlüsse darüber, wo welche Reifen in Extremsituationen versagen oder besonders glänzen: bei hohen Asphalt- und entsprechend hohen Gummitemperaturen, in maximaler Schräglage, bei permanenter Belastung durch schnelle Wechsel, hartes Herausbeschleunigen aus Kurven, nicht minder harte Bremsmanöver. Auch hier ist natürlich wieder die Philosophie des Herstellers entscheidend, wie er seine Sportreifen positionieren will.

Traditionell wird dieses Kapitel von Pirelli beherrscht. Nachdem in den letzten Jahren immer wieder der Diablo Rosso II im Sportreifentest von MOTORRAD antrat, wurde in diesem Jahr der noch etwas schärfer abgestimmte Diablo Rosso Corsa ins Rennen geschickt. Den Gegenpol dazu bildet Michelins Pilot Po­wer 3, der im Racemodus bekanntermaßen am schnellsten einknickt. Dazwischen tummelt sich aber ein spannendes Feld: etwa der neue Bridgestone S 20 Evo, von dem man nun mehr Stabilität erwartet. Oder der Dunlop Sport­smart 2, der auf einen in der Rennstreckenwertung erfolgreichen Vorgänger aufsatteln kann. Spannend auch die Frage, ob Metzeler den M7 RR gemäß der „Hauslinie“ des Mutterkonzerns Pirelli mehr auf Rundstreckenperformance abgestimmt hat. Auf nach Spanien, wo nahe der Stadt Lleida die Rennstrecke von Alcarràs liegt. Besonderheit des Kurses: die im Streckenprofil rot markierte „Mutkurve“, die mit Highspeed über eine Kuppe bergab angefahren wird und mit welligem Belag nach außen abfällt. An dieser Stelle lassen sich die Unterschiede der einzelnen Reifen bei Extrembelastung deutlich ablesen.

Fahrverhalten Rennstrecke im Neuzustand Maximale Punktzahl   
Bridgestone S20 Evo       
Continental Sport Attack 2 Dunlop Sportsmart 2                  
Metzeler Sportec M7 RR        
Michelin
Pilot Power 3 
Pirelli Diablo Rosso Corsa
Luftdruck Rennstrecke v/h (Bar)* 2,2/1,9 2,2/1,8 2,1/1,9 2,5/2,7 2,1/1,9 2,3/2,3
Handlichkeit 10 9 10 8 9 10 9
Lenkpräzision 10 8 9 8 9 8 9
Kurvenstabilität 10 17 18 17 19 15 20
Haftung in Schräglage 10 17 18 18 19 16 20
Haftung beim Beschleunigen 10 17 18 17 19 15 20
Grenzbereichverhalten 10 18 18 18 19 16 19
Rundenzeit 1:48,7 1:47,9 1:47,6 1:47,3 1:48,7 1:46,6
Gesamt 100 86 91 86 94 80 97
Platzierung 4. 3. 4. 2. 6. 1.

*Herstellerempfehlung für den Einsatz auf der Rennstrecke

Fazit: War klar. Wirklich? Beim flüchtigen Blick ist zunächst nur eins klar, DRC auf der Pole, P3 mit roter Laterne. Dazwischen hat sich aber einiges getan. Bridgestones Evolutions­taktik hat Früchte getragen. War der Vorgänger ähnlich abgeschlagen wie der Michelin, zeigt sich der S 20 Evo nun stabiler und auf der Piste auch ausdauernder. Dunlop enttäuscht mit der zweiten Sportsmart-Auflage durch lange Aufwärmphasen und starkes Walken. Davon profitiert Con­ti mit dem bekannt stabilen Sport Attack 2. Der Top-Einstieg aber gelingt Metzelers M7 RR – wenn man bedenkt, wie abgeschlagen der Vorgänger M5 zuletzt war!

Sportreifen bei Nässe

Im rot markierten Referenzbereich der permanent bewässerten Teststrecke enteilt der Michelin Pilot Power 3 förmlich der Konkurrenz. Contis Sport Attack 2 muss nun kämpfen, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Natürlich machen die Assistenzsysteme moderner Motorräder Fahrten auf nassen Fahrbahnen immer einfacher und damit auch sicherer. Parallel dazu haben aber auch die Reifenhersteller kräftig weiterentwickelt und ihren Sportreifen eine so ordentliche Portion Regentauglichkeit eingeimpft, dass sie nur zum Schönwetterfahren eigentlich viel zu schade wären. Allerdings ist bei der Abstimmung viel Fingerspitzengefühl gefragt. Ein Sportreifen mit extrem hohen Nassfahrqualitäten kann in anderen, in diesem Genre aber wichtigen Kapiteln schnell Defizite aufweisen. Denn die Gefahr besteht, dass ein bei nied- rigen Temperaturen geschmeidiger Reifen dagegen bei Idealbedingungen (zum Beispiel auf der Rennstrecke oder im Hochsommer auf Landstraßen) gefährlich wegschmieren kann.

Fahrverhalten bei Nässe  Maximale Punktzahl Bridgestone
S 20 Evo              
Continental
Sport Attack 2
Dunlop
Sportsmart 2
Metzeler
Sportec M7 RR
Michelin
Pilot Power 3
Pirelli Diablo Rosso Corsa
Handlichkeit 10 9 9 8 9 9 8
Lenkpräzision 20 18 17 16 17 18 15
Haftung Kurven 20 18 15 18 17 19 16
Haftung Beschleunigug 20 18 15 18 17 19 16
Grenzbereich 20 18 14 18 18 18 15
Bremsverzögerung 10 9 7 9 8 9 8
Bremsweg (m) aus 100 km/h   42,9
Geschwindigkeit im Omega   70,5 65,5 70,0 70,5 73,0 67,0
Rundenzeiten   1:14,3 1:20,4 1:15,0 1:15,9 1:13,8 1:19,2
Gesamt 100 90 77 87 86 92 78
Platzierung 2. 6. 3. 4. 1. 5.

Fazit: Mit einem fantastischen Ergebnis bei Nässe meldete sich Michelin im vergangenen Jahr mit dem Pilot Power 3 zurück. Und auch in diesem Jahr bleibt der P3 durch seine extrem hohen und zudem sehr gut einschätzbaren Haftreserven an der Spitze. 2013 musste er sich das Podium mit dem Bridgestone S 20 teilen, der in diesem Jahr neu eingeführte S 20 Evo „verliert“ minimal in puncto Grip, punktet dafür mit Top-Werten auf der Bremse und folgt schließlich mit hauchdünnem Abstand auf einem überzeugenden zweiten Platz. Nicht weit von diesem Spitzenduo entfernt zwei ebenfalls überzeugende Regenreifen, die 2014 neu beim Händler stehen: Dunlops überarbeiteter Sportsmart 2 und Metzelers lang erwartete Ablösung für den M5, der agile Sportec M7 RR. Conti bleibt wie im Vorjahr der wasserscheuste Kandidat im Test-Sextett.

Sportreifen nach 4000 Kilometern

Auch wenn die Reifen nach dieser Verschleißfahrt je nach Modell noch einige Tausend Kilometer verkraften könnten: In der Praxis lassen die Qualitäten gegenüber dem Neuzustand auffallend schnell nach. Vor allem die im wahrsten Sinne aufreibenden Etappen über die Berg-und-Tal-Bahnen auf Sardinien knabbern an den gripstarken, aber vergleichsweise weichen Gummimischungen auf den Reifenschultern. Und nicht zu vergessen die schiere Leistung der sechs Trägerfahrzeuge. Die grundsätzliche Tendenz, welche Reifen qualitativ besonders stark nachlassen, lässt sich bereits nach knapp 2000 Kilometern Laufleistung ablesen.

Landstraße/Autobahn nach 400 Kilometern Maximale
Punktzahl      
Bridgestone
S 20 Evo
Continental
Sport Attack 2
Dunlop
Sportsmart 2
Metzeler
Sportec M7 RR     
Michelin
Pilot Power 3   
Pirelli Diablo Rosso Corsa
Kaltlauf 10 9 9 8 10 10 8
Handlichkeit 20 15 17 14 17 18 15
Lenkpräzision 20 16 17 16 18 18 16
Kurvenstabilität 10 9 9 9 9 9 9
Haftung Kurven/Beschleunigung 20 19 19 19 19 18 19
Grenzbereichverhalten 10 9 9 9 9 9 9
Aufstellmoment 10 8 8 7 8 9 7
Gesamt 100 85 88 82 90 91 83
Platzierung 4. 3. 6. 2. 1. 5.

Fazit: Ein Blick auf die Tabelle „im Neuzustand“ (S. 66) zeigt, dass sich die Platzierungen nur minimal ändern. Michelins Power 3 bleibt der Macher auf der Piste – auch im zunehmend abgefahrenen Zustand. Bis auf leichte Einbußen bei der Handlichkeit und Lenkpräzision fährt sich der P3 weiterhin erstaunlich agil und leichtfüßig. Bei Metzelers M7 RR ist mit zunehmen­dem Profil­verlust das Aufstellmoment etwas deutlicher zu spüren, was ihn in Summe den ersten Platz der „Neuwertung“ kostet. Bridgestones überarbeiteter S 20 Evo kann zwar den vierten Platz halten, doch mit sechs Minuspunkten ist ihm die Laufleistung am stärksten anzumerken.

Verschleißwertung

Fazit: Multicompound kann eine Lösung sein, um dieses Kapitel für sich zu entscheiden, führt aber nicht immer zum Erfolg.

Multicompound heißt das Zauberwort, mit dem Reifenhersteller mehr Laufleistung für ihre Gummis versprechen. Das Grundprinzip: harte Mischungen in der Laufflächenmitte für einen geringen Abrieb, weiche Schultern für einen starken Grip. Natürlich beeinflussen neben dem eigentlichen Motorradtyp auch die individuelle Fahrweise sowie das hauptsächliche Einsatzgebiet die Laufleistung der Reifen gewaltig. Weshalb für einen stichhaltigen Vergleich aller Reifenpaarungen miteinander das Verfahren im MOTORRAD-Reifentest unabdingbar ist: homogenes Fahren in der Gruppe plus regelmäßige Fahrerwechsel.

Verschleißwertung Maximale Punktzahl Bridgestone
S 20 Evo            
Continental
Sport Attack 2
Dunlop
Sportsmart 2              
Metzeler
Sportec M7 RR        
Michelin
Pilot Power 3    
Pirelli Diablo Rosso Corsa
Vorderrad 50 39 34 41 44 46 35
Hinterrad 50 34 35 42 40 45 36
Summe 100 73 69 83 84 91 71
Platzierung 4. 6. 3. 2. 1. 5.

Fazit: Multicompound kann eine Lösung sein, um dieses Kapitel für sich zu entscheiden, führt aber nicht immer zum Erfolg. Beispiel Michelin: Die Zwei-Komponenten-Mischung des Power 3 überzeugt auch in der Quantitätsmessung, das Restprofil ist nach 4000 Kilometern mehr als ausreichend. Bridgestones S 20 Evo tritt mit bis zu drei verschieden harten Mischungen an – und verliert im direkten Vergleich deutlich.

Favoriten der Reifentest-Crew

Abseits aller Punkte und Tabellen, ohne Blick auf die tatsächlichen Verschleißwerte, auf zum Popo­meter-Ranking. Alle 100 Kilometer wurden die sechs BMW-Superbikes in einem festen Rhythmus getauscht. Weshalb natürlich am Schluss dieser Tour von Stuttgart über Sardinien ins römischen Hinterland und an den Gardasee die Frage stehen muss: Was sind die Tops und Flops der Piloten?

Jahn
Sebastian Schmidt (33), MOTORRAD-Mitarbeiter.

Sebastian Schmidt (33), MOTORRAD-Mitarbeiter: Düst im Sprinter und auf Sprint ST durchs Land

1. Conti Sport Attack 2

2. Metzeler Sportec M7 RR

6. Dunlop Sportsmart 2

Jahn
Jörg Lohse (44), Service-Testchef.

Jörg Lohse (44), Service-Testchef: Schraubt privat an einer PW 80 für den Nachwuchs rum

1. Michelin Pilot Power 3

2. Metzeler Sportec M7 RR

6. Dunlop Sportsmart 2

Jahn
Jörg Jutzeler (48), Gasttester.

Jörg Jutzeler (48), Gasttester: Verkauft lieber Hütten und Paläste als seine ZX-10R

1. Pirelli Diablo Rosso Corsa

2. Metzeler Sportec M7 RR

6. Dunlop Sportsmart 2

Jahn
Karsten Schwers (42), MOTORRAD-Top-Tester.

Karsten Schwers (42), MOTORRAD-Top-Tester: Bewegt privat alles ohne Motor genauso dynamisch

1. Michelin Pilot Power 3

2. Metzeler Sportec M7 RR

6. Dunlop Sportsmart 2

Jahn
Johannes Müller (30), MOTORRAD-Praktikant.

Johannes Müller (30), MOTORRAD-Praktikant: Bewegt als Jüngster das älteste Eisen: CB 750 Four

1. Metzeler Sportec M7 RR

2. Pirelli Diablo Rosso Corsa

6. Conti Sport Attack 2

Jahn
Rainer Froberg, ewig junger Fuhrparkchef.

Rainer Froberg, ewig junger Fuhrparkchef: Genießt nur den Feierabend auf seiner Harley Road King

1. Michelin Pilot Power 3

2. Metzeler Sportec M7 RR

6. Dunlop Sportsmart 2

Endwertung

Jahn
Sonniges Finale auf Sardinien. Drei kurvenreiche Tage haben bislang nur den Gummis kräftig zugesetzt. So soll es sein.

Endwertung Rennstrecke    
Landstraße    Landstraße nach 4000 km Nasstest    
Verschleiß   
Summe  
Platzierung
Metzeler Sportec M7 RR 94 93 90 86 84 447 1.
Michelin
Pilot Power 3
80 93 91 92 91 447 1.
Bridgestone S 20 Evo 86 91 85 90 73 425 3.
Dunlop
Sportsmart 2
86 86 82 87 83 424 4.
Continental Sport Attack 2 91 92 88 77 69 417 5.
Pirelli Diablo Rosso Corsa 97 88 83 78 71 417 5.

Fazit: Am Schluss liegen bei diesem Mastertest, wo nicht nur rennsportliche, sondern auch Alltagsqualitä­ten eine gewichtige Rolle spielen, zwei Universalwaffen punktgleich auf Platz eins. Wer viel Wert auf Nassperformance und geringen Verschleiß legt, zieht Michelins Power 3 auf, Metzelers M7 RR bietet einen Schuss mehr Sportlichkeit.

MOTORRAD Reifentest, Teil 2 in MOTORRAD 11/2014

Auch bei den Tourenreifen hat sich 2014 allerhand getan: Conti will mit dem Road Attack 2 Evo weiterhin König auf der Hausstrecke bleiben, Michelin kämpft mit dem Pilot Road 4 um die Vorherr­schaft auf nassem Asphalt. Im zweiten Teil unseres MOTORRAD-Reifentests: sieben Tourengummis von Avon bis Pirelli in der Dimension 120/70 und 180/55 ZR 17.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023