Welcher Racer würde nicht gerne auf Anhieb einige Zehntel pro Runde schneller fahren? Mit einem Kniff geht das relativ leicht: Man spart beim Hochschalten das Gaswegnehmen und Kuppeln, drückt einfach den nächsten Gang rein. Gangwechsel unter Last und ohne Kupplung schaden jedoch der Schaltbox, bereits nach kurzer Zeit kann es zu Getriebeschäden kommen. Schaltautomaten, neudeutsch Quickshifter, sollen das verhindern. Vereinfacht ausgedrückt erkennt ein Sensor am Schaltgestänge den Schaltwunsch des Fahrers, ein Steuergerät unterbricht daraufhin für wenige Millisekunden die Zündung und nimmt so die Last von den Zahnrädern - der Gang rastet sanft, präzise und schnell ein, ohne dass gekuppelt werden muss. Soweit die Theorie. Doch wie sieht die Praxis aus?
Am Start sind Schaltautomaten der Hersteller Bazzaz, Dynojet, KLS, Lohmann, Starlane und Tellert. Als Testmotorrad kommt eine Suzuki GSX-R 1000 zum Einsatz. Bei ihr lässt sich das Schaltschema serienmäßig umdrehen. Heißt: erster Gang oben, der Rest unten. Auf Rennstrecken ist dieses Schema beliebt, weil der Pilot beim Beschleunigen in Schräglage nur auf den Schalthebel treten, und den Fuß nicht umständlich unter den Schalthebel quetschen muss. Nachteil der GSX-R 1000: Wie alle jüngeren Suzukis hat sie die Besonderheit, dass bei einer Unterbrechung der Zündung von mehr als 65 Millisekunden die FI-Lampe im Cockpit blinkt und die Elektronik so lange eine Fehlermeldung speichert, bis die Zündung aus- und wieder eingeschaltet wird.
Die gelieferten Schaltautomaten sollen genau das verhindern. Sie kosten wegen zusätzlicher Bauteile aber teilweise deutlich mehr als die Normalversionen, die bei jeder anderen Marke problemlos funktionieren.
Laut Bedienungsanleitungen lassen sich die Quickshifter alle kinderleicht und ohne Spezialwerkzeug einbauen. Das stimmt oft, aber nicht immer. Während sich der Einbau bei den Shiftern von Bazzaz, Dynojet und Lohmann dank der verwendeten Plug-and-play-Systeme beinahe von selbst erklärt, erfordert die Montage des Starlane, Tellert und KLS genaueres Lesen der Anleitung. Bei diesen Modellen müssen die vier Impuls führenden Zündleitungen zwischen Steuergerät und Zündspulen gekappt, und die jeweilige Elektronik dazwischengeschaltet werden. Wer sich keine feinen Lötarbeiten am Kabelbaum zutraut, sollte diese Schaltautomaten beim Händler montieren lassen oder sogenannte Lötverbinder verwenden. Diese werden auf die Kabelenden gesteckt und einfach mit einem Feuerzeug oder einer anderen Hitzequelle erwärmt. Dabei zerläuft im Inneren ein Ring aus Lötzinn und verbindet die Kabelenden sicher miteinander.
Von Montagezeit und -aufwand unterscheiden sich die Schaltautomaten kaum. Dennoch bekommen die Systeme, bei denen die Zündkabel getrennt werden müssen, einen Punkt Abzug im Kriterium „Montageaufwand“. Der Originalzustand ist nämlich nur mühevoll wieder herzustellen, zudem kann nicht jeder löten oder hat das passende Werkzeug in der Garage.
Tellert liefert die beste Anleitung im Test. Auf 16 Seiten ist exakt und verständlich beschrieben, wie der „CTS7F“ eingebaut und eingestellt wird, Detailfotos ergänzen den Text. Hinzu kommen exakte Anschlusspläne mit korrekten Klemmenbezeichnungen und Kabelfarben der wichtigsten Hersteller. Mit diesem Plan lässt sich hervorragend arbeiten.

Ganz anders bei KLS. Allein mit der beiliegenden Anleitung ist der „MQS-SU“ vom Hobbyracer kaum selbst einzubauen. Zum einen, weil mühsam aus Blechen und Winkeln zwei Halter bzw. Hebel für die Sensorbox angefertigt werden müssen. Mit etwas Zeit und Geduld ist das allerdings zu schaffen. Schlimmer ist, dass das mitgelieferte Blockschaltbild nur eine grobe Darstellung ist und zumindest in unserem Fall nicht zum Einbau taugt. Es war ein originaler Schaltplan nötig, den wir bei Suzuki angefordert haben. Der offenbarte, dass sich der Shifter nur mit beträchtlichem Aufwand einbauen lässt. Zusätzlich zu den Impuls führenden Kabeln müssten auch die Strom führenden Kabel an den Zünd-spulen gekappt werden. Aus Rücksicht auf das Testmotorrad und aus Zeitgründen haben wir uns entschlossen, den Test für das KLS-System abzubrechen.
Zur Verteidigung von KLS sei gesagt, dass der Schaltautomat bei Privatpersonen in der Regel nur einmal eingebaut wird und dann am Motorrad bleibt - was den Aufwand möglicherweise rechtfertigt. Dennoch muss sich KLS die Frage gefallen lassen, warum das teuerste System im Test nicht annähernd so leicht einzubauen ist wie beispielsweise die mehr als 200 Euro günstigeren Schaltautomaten von Bazzaz oder Starlane, die zudem gut funktionieren.
Eines haben alle getesteten Schaltautomaten gemeinsam: Sie arbeiten am besten bei artgerechtem Einsatz, also hohen Drehzahlen. Kraftvolles, schnelles Schalten bringt optimale Ergebnisse mit kaum spürbaren Gangwechseln. Zaghaftes Zupfen am Schalthebel ist fehl am Platz. Auch wenn die klassische Methode - Kupplung ziehen und schalten - Zeit kostet und Unruhe ins Fahrwerk bringt, fühlen sich die Gangwechsel so immer noch deutlich weicher an als mit den meisten Shiftern. Eine Ausnahme bildet der Tellert, der mit Abstand die sanftesten Gangwechsel ermöglicht.
In ihrer Funktion liegen die Automaten dicht beieinander, große Unterschiede gibt es nicht. Das mag daran liegen, dass die voreingestellten Unterbrechungszeiten bei allen Shiftern (außer bei Tellert und KLS) im Bereich von 50 bis 65 Millisekunden liegen und auf Erfahrungswerten der Hersteller basieren. Je nach Drehzahl und Schaltvorgang fühlt sich mal der eine, mal der andere Schaltautomat besser an.
Zum Schluss noch ein paar Worte zur Gesetzeslage: Alle Anbieter weisen darauf hin, dass die Schaltautomaten ausschließlich auf abgesperrten Strecken genutzt werden dürfen. Wer im öffent-lichen Straßenverkehr mit montiertem Schaltautomat einen Unfall baut, riskiert den Versicherungsschutz und/oder kann von der Versicherung in Regress genommen werden.
Bazzaz QS4

Kontakt
Bazzaz, Bikeshop-Lüchow, 29439 Lüchow, Tel. 0 58 41/97 40 40, www.bikeshop-luechow.de
Preis 499 Euro
Fazit
Der Bazzaz QS4 lässt sich erstaunlich leicht montieren und mit der mitgelieferten Software per Laptop im Handumdrehen einstellen. Bereits in der Werkseinstellung ermöglicht der Automat vor allem bei hohen Drehzahlen relativ weiche Gangwechsel. Hin und wieder ist dennoch ein leichtes Rucken spürbar, je nachdem wie kraftvoll und präzise man schaltet. Unter 6000/min macht Schalten mit dem Bazzaz wenig Sinn, die Schaltvorgänge sind dann teilweise deutlich spürbar.
Plus
Einfache Montage per Plug-and-play, hochwertiger Kabelbaum mit Schaltblitzausgang, vergleichsweise preiswert, bei hohen Drehzahlen weiche und präzise Schaltvorgänge
Minus
Bei niedrigen Drehzahlen (unter 6000/min) zum Teil deutlich spürbare Gangwechsel
PS-Urteil: gut
Dynojet Ignition-Quickshifter

Kontakt
Micron Systems, 90765 Fürth, Tel. 09 11/93 67 40, www.micronsystems.de
Preis 578 Euro
Fazit
Der Dynojet Quickshifter überzeugt mit leichter Montage, Zündkabel müssen hier nicht gekappt werden. Besonderheit: Der Schaltautomat lässt sich an bereits vorhandene Dynojet-Powercommander anschließen. Der Sensor arbeitet nur auf Zug oder Druck, wodurch das Schaltschema nicht beliebig umgedreht werden kann. Ein anderer Sensor kostet stattliche 259 Euro. Über den gesamten Drehzahlbereich sind die Schaltvorgänge relativ weich, wenn auch hin und wieder ein leichtes Rucken spürbar ist.
Plus
Leichte Montage, lässt sich mit bereits vorhandenen Powercommandern kombinieren, weiche Schaltvorgänge schon ab niedrigen Drehzahlen
Minus
Unterbrechungszeiten sind etwas umständlich einzustellen, Sensor entweder nur für Zug oder Druck verwendbar, der (Universal-)Kabelbaum ist etwas zu lang
PS-Urteil: gut
KLS MQS-SU

Kontakt
KLS-Motorsport, 81479 München, Tel. 0 89/79 19 90 43, www.kls.de
Preis 719 Euro
Fazit
Ein Test des KLS-Schaltautomaten war nicht möglich, weil der sehr komplizierte Einbau in der uns zur Verfügung stehenden Zeit nicht vertretbar war. Insgesamt haben wir uns über einen Tag lang mit der Montage des „MQS-SU“ beschäftigt. So muss bei diesem System die Halterung der Sensorbox am Motor in mühevoller Kleinarbeit selbst angefertigt werden. Gleiches gilt für einen Anlenkhebel am Schaltgestänge, der den Schaltschieber betätigt. Von den komplexen Anschlüssen der Elektronik ganz zu schweigen.
Plus: -
Minus:
Mangelhafte Einbauanleitung und komplizierter Anschluss der Elektronik, umständliche Montage der Sensorbox an Schalthebel und Rahmen/Motor, teuerster Shifter im Test.
Lohmann FSM Evo

Kontakt
MCT Lohmann, 30851 Langenhagen, Tel. 05 11/74 42 12, www.mct-lohmann.de
Preis 509 Euro
Fazit
Gemeinsam mit Bazzaz und Dynojet der am leichtesten zu montierende Schaltautomat - die Einbau- und Einstellanleitung ist verständlich und lässt keine Fragen offen. Die Unterbrechungszeiten für die fünf Kanäle des FSM Evo sind voreingestellt und sollten nur vom Fachmann verändert werden. Das ist jedoch kaum nötig, denn bereits in der Grundeinstellung sind relativ weiche Gangwechsel möglich. Je nach Drehzahl und Härte des Schaltvorgangs ist ab und zu ein Rucken im Antriebsstrang spürbar.
Plus
Unkomplizierter Einbau per Plug-and-play, vom Fachmann leicht zu ändernde Unterbrechungszeiten, funktioniert auch mit umgedrehtem Schaltschema (auf Zug oder Druck einstellbar)
Minus
Schaltvorgänge nicht so weich wie beim Testsieger (Tellert)
PS-Urteil: gut
Starlane Power Shift NRG IS

Kontakt
Engel-Tuning, 14947 Nuthe-Urstromtal, Tel. 0 33 71/40 14 40, www.starlane24.de
Preis 487 Euro
Fazit
Der günstigste Sensor im Test fühlt sich jenseits der 8000/min am wohlsten - dann lassen sich die Gänge fast ruckfrei durchsteppen. Die voreingestellte Zünd-unterbrechung von 50 Millisekunden (ms) passt eigentlich immer, eine testweise Verlängerung auf 70 ms brachte keine Verbesserung. Der Sensor im Schaltgestänge darf nur leicht (mit 9 Nm) angezogen werden und kann sich lockern, daher unser Tipp: Den winzigen Sensor mit einer selbstsichernden Mutter kontern und einen Tropfen mittelfeste Schraubensicherung verwenden.
Plus
Nahezu ruckfreie Gangwechsel bei hohen Drehzahlen, Sensor arbeitet in beide Richtungen - auf Zug und Druck, leichtes Ändern der Unterbrechungszeit, gute Einbauanleitung
Minus
Zündkabel müssen getrennt werden, Unterbrechungszeit nicht für jeden Gang einzeln einstellbar, sehr dünnes Sensorkabel
PS-Urteil: gut
Tellert CTS7F

Kontakt
Tellert Elektronik GmbH, 97440 Werneck, Tel. 0 97 22/92 46, www.tellert.de
Preis
644 Euro
Fazit
Der Tellert CTS7F überzeugt auf ganzer Linie. Zwar gestaltet sich der Einbau etwas kompliziert, doch der erhöhte Aufwand wird mit äußerst weichen Gangwechseln wettgemacht. Der Tellert unterbricht die Zündung nicht für eine vorgegebene Zeit, sondern für die Dauer des Schaltvorgangs - ein Sensor erkennt, ob der Gang tatsächlich drin ist und gibt erst dann die Zündung wieder frei. Vorteil für Schaltschema-Wechsler: Der Kraftsensor funktioniert sowohl in Druck- als auch in Zugrichtung.
Plus
Beste Einbauanleitung im Test, butterweiche Gangwechsel selbst bei niedrigen Drehzahlen, Kraftsensor lässt sich von Zug- auf Druckrichtung umbauen
Minus
Zündleitungen müssen getrennt und wieder zusammengelötet werden, justieren des Positions-Sensors nicht ganz einfach
PS-Urteil: sehr gut