Yamaha stellt der Basisversion FJR 1300 A nun die AS-Variante zur Seite, die neben einer verbesserten Schaltautomatik erstmals über ein elektrisch einstellbares Fahrwerk verfügt. Ein erster Fahreindruck des elektrifizierten Luxus-Tourers.
Yamaha stellt der Basisversion FJR 1300 A nun die AS-Variante zur Seite, die neben einer verbesserten Schaltautomatik erstmals über ein elektrisch einstellbares Fahrwerk verfügt. Ein erster Fahreindruck des elektrifizierten Luxus-Tourers.
Mehr als eine Dekade ist die Yamaha FJR 1300 nun schon auf dem Markt, und das Touring-Flaggschiff aus Fernost, das lange Zeit die Benchmark setzte und noch heute zu den souveränsten Bikes seiner Klasse zählt, hat es trotz überschaubarer Modellpflegemaßnahmen erstaunlich weit gebracht. 95000 Einheiten des Express-Tourers - die ab 2006 angebotene AS-Version (Automatic Shift) mitgezählt - sind seit 2001 weltweit abgesetzt worden. Kommt hinzu, dass sich der fahraktive Langstrecken-Liner mit dem kräftigen 1298-cm 3-Reihen-Vier-Zylinder einer überdurchschnittlich hohen Haltedauer erfreut. Eine Yamaha FJR 1300 fährt man meist sehr lange.
Entsprechend groß war innerhalb der FJR-Community die Freude, als Yamaha für 2013 endlich eine technisch wie optisch überarbeitete Version seines Sporttourers Yamaha FJR 1300 ankündigte. Die Basisversion, bei der unter anderem Ride-by-Wire, Traktionskontrolle, Tempomat und wählbare Motorenkennfelder eingeführt wurden, konnte MOTORRAD bereits im Winter testen. Jetzt schieben die Japaner die AS-Version mit verbesserter Automatikschaltung und elektrisch einstellbarem Fahrwerk nach.
Wie gehabt wird der Schaltvorgang bei der AS entweder via Fingerwippe links am Lenker oder klassisch über den Fußhebel eingeleitet, wonach elektrohydraulische Hilfsmotoren die Kupplung bedienen, das Getriebe wird mit nach wie vor nur fünf Gangstufen elektromechanisch betätigt. Die Daumentaste der ergonomischer gestalteten Fingerwippe wurde um 4,5 Millimeter verlängert. Der längere Hebel hilft: Schaltmanöver gehen bei der neuen Yamaha FJR 1300 AS besser von der Hand. Allerdings muss der Daumen fürs Runterschalten nach wie vor ein gutes Stück ausgefahren werden. Routinierte AS-Treiber werden für Schaltmanöver – egal ob rauf oder runter - also nach wie vor nur den linken Zeigefinger bemühen, denn die Hochschalt-Taste lässt sich noch immer problemlos auch von ihrer Rückseite bedienen.
Speziell im Teillastbereich, in dem man die Yamaha FJR 1300 AS am häufigsten bewegt, arbeitet das System ausgesprochen sanft und blitzschnell. Die neu erlangte Geschmeidigkeit ist dabei auf das Ride-by-Wire zurückzuführen, das beim Hochschalten die Drehzahl leicht reduziert und beim Herunterschalten leicht erhöht, also eine Art Zwischengas. Beim Vorgängermodell war dies alles noch Aufgabe des Fahrers, wollte er einen geschmeidigen Schaltvorgang herbeiführen.
MOTORRAD-Markt: Gebrauchte Yamaha FJR 1300
MOTORRAD-Markt: Gebrauchte Yamaha FJR 1300 A
MOTORRAD-Markt: Gebrauchte Yamaha FJR 1300 AS
Wie bereits erwähnt, wird der Kraftfluss beim Zappen kaum unterbrochen. Dauerte ein Gangwechsel bei der alten Yamaha FJR 1300 AS noch drei Zehntelsekunden, wurde der Vorgang bei der neuen um stattliche 30 Prozent verkürzt. Einzig bei Schaltmanövern unter Volllast wird der Vortrieb ganz leicht unterbrochen. Auch das Schalten über den Fußhebel funktioniert perfekt. Allerdings nutzt man es mit zunehmender AS-Erfahrung immer weniger. Bei sportlichen Tempi kann es allerdings eine Hilfe sein.
Apropos sportliche Tempi, die auf der Yamaha FJR 1300 AS bekanntlich durchaus spaßbringend zu meistern sind: Beim Anbremsen vermisst man anfangs hin und wieder die Möglichkeit, via Kupplung die Bremskraft des Motors unterstützend einzusetzen. Als sehr willkommenes Update gegenüber der alten AS ist der über einen Knopf an den linken Armaturen aktivierbare Stopp-Modus einzustufen. Dieser schaltet im untersten Geschwindigkeitsbereich ab rund 30 km/h - also zum Beispiel beim Verlangsamen vor einer Ampel - die Gänge sukzessive herunter. Ein wirklich praktisches Feature. Allerdings erstaunt, dass der Stopp-Modus standardmäßig ausgeschaltet ist und bei jedem Start neu aktiviert werden muss.
Die zweite Exklusivität an der mit einer Upside-down-Gabel (die Basisversion hat eine konventionelle Telegabel) bestückten Yamaha FJR 1300 AS ist das elektrisch einstellbare Fahrwerk. Über den Wippschalter und das intuitiv gestaltete Menü kann der Pilot bei stehendem Bike die Federbasis (vier Stufen) und in Fahrt die Dämpfung (Soft, Standard, Hard) justieren. Im Stand lassen sich zudem Dämpfungsfeineinstellungen vornehmen (von -3 bis +3). Theoretisch ergeben sich so 84 Kombinationen, wobei sämtliche Einstellungen jeweils an Gabel und Federbein kombiniert von Schrittmotoren vorgenommen werden.
Die Unterschiede zwischen den Einstellungen sind deutlich spürbar: Im Soft-Modus gedämpft, bügelt die Yamaha FJR 1300 AS inklusive hochfrequenter Wellen nahezu alles weg und bietet so gerade auf Autobahnetappen oder in der City einen hervorragenden Komfort. Sehr gut getroffen hat Yamaha die Dämpfungsstufe Standard. Sie deckt bei erfrischend klarem Feedback ein erstaunlich breites Einsatzspektrum ab und glänzt dabei mit einem gelungenen Mix aus Handling, Stabilität und Komfort. Die straffere Einstellung Sport verhilft der FJR bei guter Asphaltbeschaffenheit zu noch mehr Kurvendynamik, sie läuft wegen des guten Standard-Setups aber eher unter dem Kapitel „Nice to have“.
Fazit: Für rund 2400 Euro Aufpreis bietet die AS-Variante der Yamaha FJR 1300 mit der automatisierten Schaltung und elektrisch einstellbarem Fahrwerk zwei Systeme, die funktionell überzeugen. Einziger Wermutstropfen: Es gibt sie nur im Paket, nicht einzeln.
Man kann lange darüber diskutieren, was man wirklich zum Motorradfahren braucht, was man haben will oder muss. Eines ist aber klar: Gerade bei Tourern machen elektrisch verstellbare Fahrwerke Sinn, denn damit lässt sich das Fahrwerk auf Knopfdruck an die Beladung und den Komfortanspruch anpassen. Die FJR ist Yamahas erste Maschine, die dieses Feature bietet. Es funktioniert ähnlich wie das bekannte ESA von BMW: Hinten kann die Federbasis an den jeweiligen Beladungszustand, die Dämpfung dagegen sowohl vorn als auch hinten der Fahrbahnbeschaffenheit und dem gewünschten Fahrkomfort angepasst werden. Und das alles blitzschnell per Knopfdruck am Lenkerende. Am Federbein der Yamaha FJR 1300 AS sorgt eine Hydraulikeinheit für den nötigen Druck, um die Federbasis zu verändern, das funktioniert aufgrund der hohen Belastung nur im Stand. Die Dämpfung kann auch während der Fahrt über kleine Stellmotoren variiert werden, das geschieht immer hinten und vorn parallel. Yamaha geht nicht so weit, die unterschiedlichen Fahrwerkseinstellungen mit Motor-Mappings zu kombinieren, wie das Ducati bei der Multistrada erstmals vorexerzierte. Unabhängig von Federung und Dämpfung kann jedoch die Leistungscharakteristik in den zwei Modi Tour und Sport variiert werden. Als weitere Helferlein sind Traktionskontrolle und natürlich ABS an Bord.
Motor
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei Ausgleichswellen, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Ø 42 mm, geregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, Lichtmaschine 490 W, Batterie 12 V/12 Ah, Mehrscheiben-Ölbad-kupplung, automatisch betätigtes Fünfganggetriebe, Kardan, Sekundärübersetzung 2,773.
Bohrung x Hub 79,0 x 66,2 mm
Hubraum 1298 cm³
Verdichtungsverhältnis 10,8:1
Nennleistung 107,5 kW (146 PS) bei 8000/min
Max. Drehmoment 138 Nm bei 7000/min
Fahrwerk
Brückenrahmen aus Aluminium, Telegabel, Ø 48 mm, elektrisch verstellbare Zugstufen- und Druckstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, elektrisch verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 282 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel, Teilintegral-Bremssystem mit ABS, Traktionskontrolle.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17
Maße+Gewicht
Radstand 1515 mm, Lenkkopfwinkel 64,0 Grad, Nachlauf 109 mm, Federweg v/h 135/125 mm, Sitzhöhe 805-825 mm, Leergewicht 296 kg, Tankinhalt 25 Liter.
Garantie zwei Jahre
Farben Bronze, Schwarz
Preis 19795 Euro
Nebenkosten zirka 230 Euro