Wer viel Motorrad fährt, kennt es: Kaum steigt die Geschwindigkeit, mischt sich das bekannte Geräusch aus dem Endtopf mit einem steten Surren oder Brummen. Mal tiefer, mal schriller, manchmal sogar ein Pfeifen beim harten Bremsen. Alles Geräusche, die von den Reifen stammen. Doch warum macht ein Gummireifen überhaupt Geräusche?
Viel Luft, viel Schall
Grundlage für die je nach Bauart lauten Geräusche, die ein Reifen beim Fahren von sich gibt, ist der Aufbau eines Reifens. Das Luftpolster im Reifen ist ein hervorragender Resonanzkörper für alle Frequenzen und Schwingungen. Der Reifen selbst mit seinen flexiblen Flächen wirkt daher wie ein Lautsprecher. Doch das erklärt nur, dass wir Geräusche vom Reifen hören. Aber wie entstehen sie?
Grip macht Krach
Das Entstehen der Geräusche des Reifens beim Abrollen basiert auf der grundsätzlichen Funktion eines Reifens. Er erzeugt Grip. In der Hauptsache durch das Drücken, Quetschen und Ziehen der Lauffläche auf der Fahrbahn. Gut zu erkennen, wenn etwa ein etwas platter Fahrradreifen sich beim Rollen stark verformt. Dieses Verformen bedingt die beiden Hauptquellen für die Reifengeräusche.

Keine Frage: Auf dem gleichen Motorrad "singen" unterschiedliche Reifen anders. Die groben Profile lauter, die feinere Profile rollen leiser.
Kleine Schläge mit großer Wirkung – der Tread Impact
Jeder Profilblock am Reifen ist ein winziger Hammer. Wenn er in die Kontaktfläche einläuft, erfährt er einen plötzlichen Lastanstieg – das nennt man Tread Impact. Beim Herausrollen folgt der nächste "Schlag". Das Gummi selbst und die Karkasse beginnen zu schwingen, Schallwellen breiten sich aus, verstärkt durch das Luftpolster im Reifen selbst. Ergebnis: das bekannte tiefe Brummen, das an den Bass einer Trommel erinnert. Der Frequenzbereich liegt im Bereich von tiefen 0,5 kHz.
Bei grobstolligen Offroad-Reifen sind diese "Schläge" besonders massiv – entsprechend laut klingt es. Reifenhersteller dämpfen den Effekt je nach Bauweise mit variablen Blocklängen ("Pitch-Optimierung").
Die Luftpumpe im Profil – das Air-Pumping
Die zweite Hauptquelle der Abrollgeräusche sitzt als Luft zwischen den Profilrillen. Beim Aufsetzen des Reifens auf der Fahrbahn entsteht so ein Luftpolster. Beim weiteren Abrollen wird die Luft herausgedrückt – oft schlagartig. Rollt der Reifen weiter, füllt das Luftpolster sich wieder, was erneut ein Geräusch erzeugt. Das Profil atmet im Grunde. Dieses Air-Pumping erzeugt das bekannte sirrende Geräusch eines rollenden Motorrads. Besonders auf der Straße ist dies eine Hauptquelle der Abrollgeräusche und deckt breitbandig die Frequenzbereiche zwischen 1 und 3 kHz ab.
Warum quietscht es beim Bremsen?
Ein weiteres Geräusch beim Reifen entsteht beim Bremsen, kurz vor dem Blockieren. In dieser Situation wechselt der Reifen blitzschnell zwischen Haften und Rutschen – der berühmte Stick-Slip-Effekt. Dabei entstehen hochfrequente Schwingungen (2–10 kHz), die wir als schrilles Pfeifen wahrnehmen.
Die Straße spielt mit
Nicht nur die Reifen, auch der Asphalt selbst bestimmt den Klang.
- Auf rauem Belag wird der Reifen stärker angeregt – das Brummen nimmt zu.
- Glatte oder offenporige Beläge wirken wie Schalldämpfer.
- Glatte und kleinporige Beläge verstärken den Tread Impact