Motorradkette richtig pflegen: Kette spannen, reinigen, schmieren

Motorradketten spannen, reinigen, schmieren
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Wie pflege ich die Motorradkette richtig?

© Hersteller

Richtig gepflegt hält eine Motorradkette gerne mal 50.000 Kilometer, während vernachlässigte Motorradketten kaum 10.000 Kilometer schaffen. So wird die Motorradkette richtig gespannt, gereinigt und geschmiert.

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Zweifellos gehören Antriebsketten zu den am stärksten beanspruchten Bauteilen von Motorrädern. Früher oder später verschleißen sie alle. Bei entsprechender Pflege lässt sich ihr Exitus jedoch beträchtlich hinauszögern.

© Klaus Herder.
Schmierfette für die Kette Motorrad-Kettensprays im Vergleichstest

Wie lange hält eine Motorradkette?

Die durchschnittliche Lebensdauer von Motorradketten liegt bei etwa 20.000 Kilometern. Vernachlässigte Motorradketten erreichen wiederum kaum die 10.000er-Marke. Wer sich regelmäßig um korrekte Spannung kümmert, penibel reinigt und ordentlich schmiert, den belohnt das Verschleißteil mit teilweise weit über 50.000 Kilometern Laufleistung – in Abhängigkeit von Fahrzeugtyp und Fahrstil.

Bei allen Arbeiten rund um das Thema Motorradkette erweisen sich Motorräder mit Hauptständer als äußerst segensreich. So lässt sich das Hinterrad frei drehen, und alle Kettenglieder sind problemlos erreichbar. Bei Zweirädern, die lediglich einen Seitenständer aufweisen, helfen Montageständer (hier haben wir Motorrad-Montageständer für euch getestet).

Doch auch bei bester Pflege ist irgendwann die Verschleißgrenze erreicht und Ersatz unumgänglich. Jetzt heißt es, aus dem riesigen Zubehörangebot eine geeignete Kette auszuwählen. Die Palette reicht von Standardketten über O-Ring-, X-Ring-, XW-Ring- bis hin zu Quadringketten.

© Arturo Rivas
Heckständer fürs Motorrad 5 Montageständer und ein Zentralständer im Test

Nur noch ganz wenige Motorräder – fast ausnahmslos Oldtimer – sind mit Standardketten ausgerüstet. Alle anderen verwenden abgedichtete Ketten mit Dauerfettfüllung, sogenannte O-Ring-Ketten. Hierbei sind die Reibflächen zwischen Bolzen und Hülsen mit Schmierstoff versehen und mit O-Ringen (egal welcher Ausführung) nach außen abgedichtet. Ketten dieser Bauart weisen geringere Reibungsverluste auf und halten beträchtlich länger als die Standardversionen – geschmiert werden wollen sie dennoch. Vor allem die Berührflächen zwischen Kettenrad/Ritzel und den einzelnen Kettengliedern verlangen nach von außen aufgetragener, verschleißmindernder Schmierung.

Wem der ganze Pflegeaufwand zu groß erscheint, kann auf ein Motorrad mit Kardanantrieb umsteigen. Eines sollte dabei aber nicht vergessen werden: Kettenantrieb hat viele Vorteile. Beispielsweise sind die Reibungsverluste deutlich geringer als beim technisch sehr aufwendigen und dadurch teuren Kardanantrieb, die Kraftübertragung erfolgt direkter, und ganz nebenbei ist es ein Kinderspiel, für die Rennstrecke die Übersetzung zu ändern.

Muss eine Motorradkette gereinigt werden?

Kettenreinigung gehört zu den wenig beliebten Pflegemaßnahmen am Motorrad. Viele Zweiradbesitzer sind überzeugt, es genügt, die Kette regelmäßig zu schmieren und die Reinigung dem Regen zu überlassen. Während die auf den Außenlaschen befindlichen Schmutzpolster kaum Auswirkungen auf Lebensdauer und Funktion haben, schmirgeln die zwischen den Laschen sitzenden Schmutz- und Sandpartikel die O-Ringe flach, und die Dauerfettfüllungen gehen flöten. Außerdem erhöht auf den Rollen und zwischen den Außen- und Innenlaschen sitzender Schmutz die Reibung.

© Foto: archiv

Putzmunter: Reinigungsmittel per Spray oder Pinsel auftragen, abbürsten und abwischen.

Wie oft sollte ich die Motorradkette reinigen?

Stark verbackene Kettenglieder erkennt auch der Laie daran, dass die Kette schwergängig läuft und Knicke bildet, weil sich die Glieder nicht mehr richtig bewegen. Dann ist es meist schon zu spät für eine Kettenreinigung. Etwa alle 2.000 Kilometer, bei im Gelände bewegten Fahrzeugen deutlich häufiger, sollten spezielle Reinigungsmittel (siehe »Ausprobiert« rechts) zum Einsatz kommen – scharfe Reinigungsmittel oder gar Benzin können die O-Ringe zerstören.

Die Anwendung von Kettenreinigern ist sehr einfach: auftragen, eventuell mit Pinsel oder Bürste nacharbeiten, einwirken lassen und anschließend abwischen oder gegebenenfalls abspritzen. Erst nachdem die Kette wieder völlig trocken ist, kommt Kettenfett zum Einsatz.

© BMW
Schraubertipp zu Kette, Kardan und Zahnriemen Wartung und Pflege des Endantriebs

Kettenreiniger für Motorradketten

Fast jeder Schmierstoffhersteller bietet Kettenreiniger für Motorradketten an. Hier geht es zu unserem Test von Motorradketten-Reinigern. Bei den Spraymitteln empfielt es sich, mit einer Bürste oder einem Pinsel den Reinigungseffekt zu unterstützen. Mindestens eine halbe Stunde sollten sich putzwillige Zweiradfahrer für die Reinigung Zeit nehmen und reichlich Zeitungspapier oder Kartons zum Unterlegen bereithalten. Nach kurzer Einwirkzeit wischt man die Kette mit einem Lappen ab, um überschüssiges Reinigungsmittel und nicht abgetropften Schmutz zu entfernen oder spritzt die Motorradkette mit einem Wasserstrahl ab (unbedingt Waschanlage mit Schmutzabscheider aufsuchen). Vorsicht: Dampfstrahler gefährden die O-Ringe. Wer versucht, eine uralte, verklebte und verbackene Kette zu reinigen, der hat Pech. Wunder vollbringen kann keines der Mittelchen.

Wie lange ist die Einwirkzeit von Kettenspray?

Alle Motorradketten benötigen regelmäßig eine Portion Schmiermittel, um nicht frühzeitig zu verschleißen. Sicherlich gehört das Aufsprühen von Kettenspray zu den am häufigsten angewendeten Pflegemaßnahmen, was nicht zuletzt am einfachen Prozedere und dem geringen Zeitaufwand liegt. Wer sich geschickt anstellt, macht sich dabei nicht einmal die Finger schmutzig. Hier gehts zu unserem Motorrad-Kettenspray-Test

© Foto: archiv

Auftrag: innen reichlich, außen mäßig einsprühen.

Das Einsprühen selbst benötigt weniger als eine Minute, die Einwirkzeit beträgt je nach Produkt bis zu 15 Minuten. Wir empfehlen: Das Motorrad-Kettenspray sollte minimal 30 Minuten ablüften. Grundsätzlich gilt: lieber häufig und sparsam auftragen als selten und dick. Zu viel Kettenfett fliegt ohnehin in kürzester Zeit davon und verklebt Ketten- und Ritzelkasten, Felgen und Reifen. Unnötige Schmierereien durch falsche Anwendung lassen sich bereits beim Auftragen vermeiden: nicht zu seitlich gegen die Kettenglieder sprühen und niemals gegen den Reifen.

Wie schmiere ich die Motorradkette richtig?

Die Kettenglieder bei langsam drehender Kette innen so einsprühen, dass der Strahl nicht auf den Hinterreifen treffen kann. Von außen genügt der Kette ein dünner Hauch Schmiermittel.

Wie oft muss ich die Motorradkette schmieren?

Alle paar hundert Kilometer, spätestens nach 1.000 Kilometer. Wem das zu viel Aufwand ist, der kann sich auch ein vollautomatisches Kettenschmiersystem zulegen. Dieses wird fest am Motorrad installiert und sorgt für eine ständige Schmierung. Kettenschmiersystem bei louis.de kaufen

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Fetthaltig oder fettfreies Kettenspray – Wie gut sind Dry-Lube-Kettensprays?

Die eher pragmatisch und technikorientierte Fraktion greift meist zu fetthaltigen Sprays. Vorteile: gutes Schmiervermögen, bestmöglicher Korrosionsschutz, möglichst lange Pflege-Intervalle und ordentliche Sichtbarkeit beim Aufsprühen. Nachteile: Durch abgeschleudertes Schmiermittel vollgeferkelte Felgen und Schwingen, Fettklumpen, die sich bei etwas nachlässiger Pflege zum Dauerschmodder hinter Ritzelabdeckung und Kettenrad entwickeln.

"Trockene" Kettensprays, neudeutsch "Dry Lube" haben aber gewaltig auf- und ihre fettigen Mitbewerber teilweise sogar überholt. Wie kommt’s? Zum einen hat sich in Sachen Rohstoff-Angebot eine Menge getan. Zum anderen haben aber wohl viele Chemiker eine Menge Hirnschmalz investiert, um neue Rezepturen zu entwickeln, die es schaffen, die zum Teil gegensätzlichen Anforderungen unter einen Hut zu bringen – der Marktdruck hat es möglich gemacht. Besonders bei der Schmierleistung, und dabei insbesondere beim Verschleißschutz. Hier haben wir fetthaltige und fettfreie Kettensprays, also Dry-Lubes für Motorradketten getestet

Motorradkette spannen

Ein Kettenriss gehört zu den unangenehmsten Defekten beim Motorradfahren. Prinzipiell gibt es ganz unterschiedliche Gründe für das Versagen einer Kette, von denen sich manche nicht verhindern lassen. Gegen eine fehlerhafte Kettennietung ist der Motorradfahrer ebenso wenig gefeit wie gegen einen zwischen Kette und Ritzel geschleuderten Kieselstein. Die Fehlerquellen Kettenspannung, -verschleiß und Schmierung kann er hingegen vermeiden. Ungefettete Ketten überhitzen leicht und verschleißen schneller, die Gefahr eines Risses steigt fast ebenso wie durch falsche Kettenspannung. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob die Kette zu locker oder zu straff eingestellt ist.

Was passiert, wenn die Motorradkette zu locker oder zu straff ist?

Zu lockere Ketten (meist alte, übermäßig verschlissene Exemplare) können von den Kettenblättern/Ritzeln rutschen, sich verklemmen und dadurch abreißen. Zu straff gespannte Ketten halten die extrem hohen Belastungen vor allem bei Einfederbewegungen des Fahrzeugs nicht dauerhaft aus und bersten. Außerdem leiden die Getriebeausgangslager sehr stark unter zu straffen Ketten, was im Extremfall zu Undichtigkeiten und Getriebeschäden führt. Deshalb: Kettenspannung regelmäßig kontrollieren, gegebenenfalls einstellen und alte, verschlissene Ketten rechtzeitig austauschen.

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Fingerübung: unbedingt die Kettenspannung in beladenem Zustand prüfen. Die Kette muss noch Spiel aufweisen.

Wann muss eine Motorradkette getauscht werden?

Eine Motorradkette ist spätestens dann reif für den Müll, wenn sie sich bis zu den Zahnspitzen des Kettenblatts abheben lässt oder sich sogenannte Haifischzähne gebildet haben. Kette, Ritzel und Kettenrad übrigens immer gemeinsam tauschen, sonst verschleißen die neuen Teile viel schneller, das kurzfristige Sparen entpuppt sich als Reinfall.

Wie straff muss die Motorradkette gespannt sein?

Wie die Kettenspannung richtig eingestellt wird und wie viel Spiel vorhanden sein muss, steht in jedem Fahrzeughandbuch. Enduros mit viel Federweg benötigen meist viel mehr Spiel im Antriebsstrang als Sportbikes. Als Faustregel gilt jedoch immer: In voll eingefedertem Zustand muss noch minimales Spiel vorhanden sein, dann kann nichts schiefgehen.

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Exzenter: Bei der einfachsten Ausführung dient eine Exzenterscheibe mit Einkerbungen als Verstellmöglichkeit.

Motorradkette spannen per Exzenter oder Schieber

Es spielt keine Rolle, ob die Verstellung per Exzenter oder Schieber erfolgt, die Einstellwerte müssen auf beiden Seiten der Schwinge identisch sein, damit das Rad nicht schief steht. Skalierungen zu beiden Seiten an der Schwinge und den Exzentern beziehungsweise Schiebern erleichtern diese Aufgabe.

Nach der Justage gehören alle Schrauben festgezogen und die Kettenspannung geprüft – und zwar an mehreren Stellen (Rad drehen), da der Kettendurchhang gelegentlich variieren kann. Das liegt entweder an unterschiedlich verschlissenen Kettenabschnitten oder an nicht völlig zentrisch gebohrten Kettenblättern. Wichtig ist, dass sich der Kettendurchhang am Minimalspiel orientiert.

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