Was macht einen Motorradhandschuh zu einem Sommerhandschuh für Motorradfahrer und Motorradfahrerinnen? Die kurze Stulpe, das Leder oder ein Leder-Textil-Mix, der sportliche Look und die Hitzetauglichkeit. Und natürlich muss auch ein luftiger Sommerhandschuh sicher und zertifiziert sein. Läden und Onlineshops sind damit prall gefüllt. Wir aber wollten von elf Anbietern ihr bestes Stück im Sortiment – weswegen zumeist Sommerhandschuhe in Vollleder oder einem wertigen Leder-Textil-Mix ins Rennen geschickt wurden. Schließlich gab es unsererseits die klare Vorgabe, dass wir nicht nur Passform und Komfort bewerten, sondern auch die gebotene Sicherheit genauestens unter die Lupe nehmen. Auch gaben wir in diesem Test bewusst keine Preisspanne an, weshalb Modelle zwischen 60 und 130 Euro gegeneinander antreten und beweisen, dass teuer nicht gleich besser ist.
Stadler Vent – der Testsieger

Preis: 129 Euro; Farbe: Schwarz; Größen: 7 bis 12; Materialien: Ziegenleder, Känguruleder; Futter aus "Kevlar" und "Coolmax"; Verstärkungen aus "Super-Fabric"; Herstellungsland: Pakistan; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Gute Passform, viel Griffgefühl, sehr gute Beweglichkeit, sehr starke Belüftung, sehr gute Schutzausstattung, fester Abstreifschutz an Handgelenk, abriebfeste Handkante, klimaregulierendes "Coolmax", "Kevlar" an Handrücken
Nähte vereinzelt spürbar, Druckstelle unter Gummilippe an linkem Zeigefinger
Fazit: Der Testsieger Vent von Stadler liefert das beste Gesamtpaket: sehr guter Schutz gepaart mit sehr guter Belüftung und hohem Tragekomfort. Bei der Top-Ausstattung ist der stolze Preis ohne Zweifel gerechtfertigt.
MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Modeka Sonora – unser Kauftipp

Preis: 69,90 Euro; Farben: Schwarz/Rot, Schwarz/Gelb; Größen: 6 bis 12, Lang- und Kurzgrößen; Materialien: Ziegenleder, Känguruleder, Polyester; Futter aus Polyester; Verstärkungen aus "Super-Fabric"; Herstellungsland: Pakistan; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Gut anliegende Passform, sehr gutes Griffgefühl durch aufgerautes Leder, Handrücken/Finger sehr komfortabel und gut durchlüftet, gute Beweglichkeit, solide Schutzausstattung
Futterstoff sehr glatt, dadurch rutschig bei nassen (schwitzigen) Händen, Stulpe schließt mäßig
Fazit: Der Modeka Sonora ist der Jogginganzug unter den Sommerhandschuhen: extrem komfortabel, viel Gefühl und genug Luft. Er punktet in allen Kategorien und hat die Auszeichnung als Kauftipp redlich verdient.
MOTORRAD-Urteil: gut
Alpinestars SP X Air Carbon v2

Preis: 114,95 Euro; Farben: Schwarz, Schwarz/Weiß, Schwarz/Rot, Rot/Weiß; Schwarz, Schwarz/Blau, Schwarz/Rosa; Größen: S bis 3XL, DXS bis DXL; Materialien: Ziegenleder, Polyamid; Knöchelprotektor aus Karbon; Futter aus Polyester; Herstellungsland: Vietnam; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Knackige Passform, gute Belüftung an Fingern (auch innen perforiert), gute Schutzausstattung, angenehme Stulpe mit guter Weitenverstellung, gute Verarbeitung, viel Stabilität, Damen-Pendant verfügbar, Touch-Tip
Sehr steifes Leder und kleine Druckstellen schränken Komfort und Beweglichkeit ein
Fazit: Alpinestars stattet den sportlichen Kurzhandschuh mit reichlich Protektoren und Verstärkungen aus. Durch ausreichend Belüftung ist er ein guter Tipp für sportlich orientierte Sonnenanbeter.
MOTORRAD-Urteil: gut
Bogotto Flint

Preis: 69,95 Euro; Farben: Schwarz, Orange, Rot, Grün, Gelb; Größen: XS bis 3XL; Materialien: Ziegenleder, Polyurethan, Polyester; Futter aus Polyester; Herstellungsland: Pakistan; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Sattes Griffgefühl, sportlich enganliegend, dennoch gute Beweglichkeit, solider Komfort, gute Belüftung zwischen den Fingern und in Richtung Handgelenk, Lederüberlappung an Handgelenk, Stulpe schließt gut ab, Touch-Tip
Leichte Defizite beim Abriebschutz an Handkante und in der Verarbeitung, vereinzelt Druckstellen durch scheuernde Nähte
Fazit: Sportlicher Sitz, solide Schutzausstattung, große Farbauswahl und dazu ein recht attraktiver Preis. Als gutes Einsteigermodell macht der Flint vieles richtig, kann aber in Sachen Sicherheit und Komfort noch nachlegen.
MOTORRAD-Urteil: gut
Büse Airway

Preis: 89,95 Euro; Farben: Schwarz, Weiß, Rot/Gelb, Weiß/Gelb; Größen: 8 bis 13; Materialien: Rindsleder, Ziegenleder, Polyester; Knöchelprotektor aus Karbon; Futter aus Polyester; Herstellungsland: Pakistan; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Angenehm weiches Leder, großzügige Passform, gutes Griffgefühl, sehr beweglich, gute Belüftung an Fingern und zum Handgelenk hin, Stulpe schließt gut ab
Leichte Druckstellen unter Finger-Protektoren, kein Schleifer an Handballen, im Inneren leicht rutschig, etwas breiter geschnitten
Fazit: Der Airway von Büse ist nicht für jede Hand, für breitere jedoch umso besser geeignet. Ihrem Namen alle Ehre macht die Belüftung besonders an den stark perforierten Fingern. Insgesamt ein angenehmer Einstiegssportler.
MOTORRAD-Urteil: gut
FLM Sports 3.0

Preis: 59,99 Euro; Farben: Schwarz/Rot, Grau/Rot; Größen: 8,5 bis 10 (halbe Größen); Materialien: Ziegenleder, Polyamid, Polyurethan; Futter aus Polyester; Herstellungsland: Indonesien; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Gute Beweglichkeit und angenehmes Leder, Hartplastik-Schutz an Handgelenk, viel Belüftung an Daumen und Handgelenk, guter Abriebschutz durch Lederdopplung an Handkante
Daumen sehr eng geschnitten, restliche Finger hingegen sehr großzügig, insgesamt wenig Stabilität, mäßiges Griffgefühl, störrischer Verschluss an Stulpe, vereinzelt drückende Nähte
Fazit: Der Sports 3.0 ist ein preiswertes Modell für kräftige Hände mit eher dünnem Daumen. Finger und Handgelenk werden akkurat belüftet. Durchaus eine Alternative für Einsteiger oder auf kurzen Pendlerstrecken.
MOTORRAD-Urteil: befriedigend
Held Kakuda

Preis: 89,95 Euro; Farben: Schwarz, Schwarz/Rot, Schwarz/Orange, Schwarz/Weiß; Größen: 7 bis 12, Lang- und Kurzgrößen; Materialien: Ziegenleder; Futter aus Polyester; Verstärkungen aus "Super-Fabric"; Herstellungsland: Indonesien; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Gutes Griffgefühl, gute Beweglichkeit trotz Vollleder, angenehm belüftet, viele und zudem sehr gut platzierte Protektoren, zusätzlicher Schutz an Handgelenk, Stulpe schließt gut
Fällt etwas groß aus, linker Zeigefinger durch Gummilippe etwas steif, kein Protektor an Daumen, braucht Eintragezeit
Fazit: Ein toll gemachter Sommer-Held von den Allgäuer Handschuhprofis. In allen Bereichen kann der komfortabel zu tragende Kakuda punkten, lässt trotz Vollleder viel Luft im Innern zirkulieren und kostet dabei keine 100 Euro.
MOTORRAD-Urteil: gut
iXS Talura 3.0

Preis: 69,95 Euro; Farben: Schwarz, Weiß/Schwarz; Größen: S bis 5XL, DS bis DXL; Materialien: Ziegenleder, Polyester, Polyamid; Futter aus Polyester; Herstellungsland: Pakistan; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Gutes Griffgefühl und viel Bewegungsfreiheit, rundum belüftet durch sehr viel Perforation und Textil zwischen Fingern, Touch-Tip, Damen-Version verfügbar
Fällt etwas groß und breit aus, Nähte innen deutlich spürbar, mittlere Schutzausstattung, Stulpe schließt nur mäßig, Handkante nicht durchgängig mit Lederdopplung verstärkt
Fazit: Der iXS Talura 3.0 ist ein echtes Hochsommermodell: Leicht, kurz und stark durchlüftet zeigt er an heißen Tagen seine Stärken. Insgesamt ein preiswertes Modell mit kleinen Defiziten für eher breitere Hände.
MOTORRAD-Urteil: gut
Orina Spark

Preis: 59,90 Euro; Farbe: Schwarz; Größen: 7 bis 11; Materialien: Rindsleder, Polyester; Klimamembran "Outlast"; Herstellungsland: Pakistan; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Sehr gute Beweglichkeit, gutes Griffgefühl, erstklassig belüftet, klimaregulierendes Outlast bringt Extrakomfort, Abstreifschutz-Riemen an Handgelenk
Insgesamt wenig Stabilität, zu geringer Lederanteil, mittlere Schutzausstattung, vereinzelte Druckstellen an Fingern und Handgelenk, Riemen und Verschluss nicht eng genug
Fazit: Der Spark von Orina ist ein extrem luftiges Sommermodell mit hohem Tragekomfort. Trotz einzelner Defizite ein noch guter Handschuh, der die Geldbörse schont.
MOTORRAD-Urteil: gut
Rukka Rytmi 2.0

Preis: 109 Euro; Farben: Schwarz/Blau/Weiß, Schwarz/Rot/Weiß, Schwarz/Silber/Weiß; Größen: 6 bis 14; Materialien: Leder; Futter aus Polyester; Herstellungsland: Indonesien; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Gute Passform, extrem komfortabel und bequem, sehr gute Beweglichkeit, fester Griff, Schutz an Ballen sehr abriebfest, Vollleder
Nahezu keine Belüftung spürbar, mittlere Schutzausstattung, Stulpe schließt nicht fest genug, dadurch kein Abstreifschutz
Fazit: Der Rukka Rytmi 2.0 macht vieles richtig, zieht neben all den gut belüfteten Konkurrenten jedoch leider den Kürzeren. Für kühlere Tage ist er allerdings ein extrem bequemer Allrounder mit Wohlfühlcharakter.
MOTORRAD-Urteil: befriedigend
Vanucci Short Racing IV

Preis: 99,99 Euro; Farben: Schwarz, Schwarz/Weiß, Schwarz/Gelb, Schwarz/Grau/Rot; Größen: XS bis 3 XL, S bis XXL (Multicolor); Materialien: Rindleder, Ziegenleder, Känguruleder; Futter aus Aramidfaser und Baumwolle; Herstellungsland: China; Zertifizierung: Level 1 mit Knöchelprotektor
Viel Griffgefühl, viel Stabilität, sicheres Gefühl, knackiger Sitz, sehr gute Schutzausstattung, angenehme und gut durchdachte Stulpe, vorbildlicher Abriebschutz an Handkante, "Kevlar" an Handrücken
Nur mäßige Belüftung, insgesamt eher steif, Finger fallen lang aus, vereinzelte Druckstellen
Fazit: Vanuccis Short Racing IV trägt sein Einsatzgebiet bereits im Namen: Die Schutzausstattung knabbert etwas an der guten Durchlüftung im Sommer, dafür aber hat der zügige Fahrer einen sicheren Greifer in der Hand.
MOTORRAD-Urteil: gut

Um ein optimales Gesamtpaket zu schnüren, kommt kein Hersteller um Kompromisse herum. Natürlich ist eine Hand in dünnem und zudem großzügig gelochtem Leder oder sehr leichtem und grobmaschigem Textil am besten belüftet, doch wir wollen Motorradhandschuhe, die sich im "worst case" – sprich Asphaltkontakt – nicht in Luft und Wohlgefallen auflösen. Unabdingbar sind hierfür also robuste Protektoren, sinnvoll platzierte Schleifer und Materialdopplungen, vornehmlich aus Leder an besonders gefährdeten Stellen. Diese dämpfen zwar Komfort- und Wohlfühlattribute wieder, schützen im Ernstfall jedoch bestmöglich. Entsprechend dazu haben wir den Schwerpunkt unseres Tests auf die Sicherheit gelegt. Mit ganzen 35 Punkten gibt es die meisten Zähler in genau dieser Kategorie. Ein neuralgischer Punkt ist der Schutz der Handkante, weswegen viele Hersteller diese auch umfassend verstärken. Wie das genau aussieht, haben wir auf als Detailbild zu jeder Paarung im Test mit abgebildet.

Doch wie funktioniert dieser optisch zum Teil sehr eindrucksvolle Schutz in der Praxis? Das haben wir diesmal mit einer speziellen Prüfvorrichtung mittels Schleifscheibe und Standbohrmaschine ausgelotet. Während einige Hersteller hier auf die klassische und bis zu einer gewissen Belastungsgrenze abriebfeste Lederdopplung setzen, fahren andere zusätzliches Geschütz auf: Held, Modeka, Stadler und Vanucci bestücken ihr Modell mit "Super-Fabric". Die Mischung aus Polyester und Epoxidharz, aufgebracht in einer punktartigen Struktur, ist sehr abrieb- und schnittfest, temperaturbeständig und zudem angenehm flexibel. Durch die unterpolsterte Anbringung zum Beispiel am Ballen wird die Energie hier abgefangen und die bloße Haut bekommt im besten Fall weder Hitze noch Bodenkontakt ab. Auch die Knöchel sind in allen Testmodellen gut gebettet, was die Zertifizierung mit dem Kürzel "KP" im Etikett bescheinigt. Konkret bedeutet es, dass bestimmte Schlagdämpfungswerte des Protektors bei der Zulassung zum Motorrad-Handschuh nicht überschritten wurden. Dies ist zwar weder in Deutschland vorgeschrieben noch 100-prozentiger Bruchschutz, jedoch eine deutliche Empfehlung.
Dieser Meinung schließt sich auch Prof. Dr. Max Haerle, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Hand- und Plastische Chirurgie der orthopädischen Klinik Markgröningen, an. Neben dem Gespräch über Hände, Handverletzungen, Handwellness und Handprophylaxe begutachtete er die Testmodelle und gab wertvolle Tipps zur Beurteilung und Gewichtung der Ergonomie sowie der Beschaffenheit.
Interview mit Hand-Chirurg

Die häufigste Ursache sind leider Frakturen nach Stürzen. Da kommen mittlerweile Patienten aus ganz Deutschland zu uns und profitieren dann auch vom Angebot der Firma Ortema nebenan. Nicht traumatische Fälle sind oft Nervenkompressionssyndrome, zum Beispiel taube Hände durch ein Karpaltunnelsyndrom. Dann gibt es noch rennspezifische, etwa Armpump, eine Art Kompartmentsyndrom. Auch Arthrosen der Fingergelenke sind gerade mit zunehmendem Alter keine Seltenheit. Wenn man schmerzbedingt nicht mehr fest und sicher greifen kann, können wir durch kleine Eingriffe oft die Schmerzen nehmen.
Selten liegt es zum Beispiel an einem drückenden Handschuh, meist haben die Patienten bereits ein latentes Nervenkompressionssyndrom, das heißt, dem Nerv ist es am Karpalkanal zu eng. Das ist besonders häufig erkennbar, wenn man die Arme etwas hochhält und die Hände zudem nach hinten anwinkelt. Dann kommt der Nerv unter Zug, die Durchblutung wird gestört und es kommt zum Funktionsverlust. Das Karpaltunnelsyndrom kann man mit Schienen bei Nacht behandeln, mit einer OP oder mit Medikamenten – da gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. Das Motorradfahren macht jedoch nur eine bestehende Nervenkompression spürbar, es ist nicht die Ursache. Vibrationen können das Ganze dann noch verschlimmern.
Die Stabilität der Hände hängt vor allem auch von den sekundären Stabilisatoren ab, also von der Kraft, die man im Unterarm hat. Die Kraft dort kann man sehr gut trainieren, indem man zum Beispiel einen kleinen Ball oder Fingerhanteln drückt – dadurch hat man einfach mehr Kraft in den Händen, mehr Stabilität und auch die Ermüdung tritt später ein.
Bei leichten Taubheitsgefühlen sollte man definitiv eine Pause einlegen. Auch klamme, kalte Finger und ein Schwächegefühl sowie damit einhergehende Konzentrationsverluste sind Anzeichen, dass der Körper eine Pause braucht. Oft merkt man das aber erst, wenn man absteigt: Das Adrenalin geht runter, der Stress lässt nach und man merkt, wie kaputt man eigentlich ist. Daher sind regelmäßige Pausen ratsam, um dies überhaupt erst zu spüren.
Man kann Muskelkater, also den winzigen, lokalen Entzündungen – auch in den Händen – etwas entgegenwirken. Ein Gang in die Sauna oder ein warmes Bad, dazu Dehnungs- und Lockerungsübungen tun den Händen durchaus gut.
Eine aufrechte Sitzposition, die Arme leicht unter Herzhöhe. Die meiste Kraft auf die Hebel bekommen wir in leicht nach oben gestreckter Handhaltung, die Hebel sollten also minimal über der Stellung der Arme eingestellt sein.