"Allwettertauglich" definierten wir ganz grob als geeignet für warme wie auch niedrige Temperaturen, für Nässe und für Sonnenschein. Für Schutz sorgt dabei in der Regel eine abriebfeste Außenschicht, für Wärme ein herausnehmbares Thermofutter, für Nässeschutz eine entnehmbare oder ins Außenmaterial integrierte Membran und für kühlende Frischluft großflächige Belüftungsöffnungen.
Im Testfeld gab es insbesondere bei den letzten beiden Aspekten große Unterschiede, Gemeinsamkeiten zeigten sich derweil beim Mut zu helleren Farben und in der Tendenz, die herausnehmbaren Thermofutter so zu gestalten, dass sie auch separat als Alltags- oder zumindest Notfalljacke getragen werden können.
Wissenswertes zu Allwetter-Motorradkombis
Wichtige Eigenschaften einer guten Textilkombi
Aussehen zieht an, Tragekomfort bleibt dran. Will sagen: Eine Kombi kann noch so hübsch sein, bei Schutzkleidung zählen letztlich andere Kriterien – allen voran Komfort und Schutz. Ziehen Sie Ihre Wunschkombi deshalb unbedingt an und sitzen Sie Probe. Testen Sie, ob Reißverschlüsse, Druckknöpfe und Taschen auch mit Handschuhen bedienbar sind und sicher schließen. Darüber hinaus sollten Sie auf die folgenden Punkte besonders achten:
- Kragen: Ein hoher Abschluss ist genauso wichtig wie ein gut bedienbarer Verschluss. Magnetlösungen sind toll, müssen aber entsprechend haftstark sein. Im Test gefallen einige Kombis mit abnehmbarem Sturmkragen oder integrierter Haube.
- Protektoren: Gelenke und Rücken, im besten Fall auch Brust und Hüfte, sollten mit zertifizierten Protektoren bestückt sein. Level 1 trägt sich unauffälliger, Level 2 ist aber sicherer.
- Taschen: Nicht die Masse macht’s, die Güte zählt. Komfortabler Zugang, sicherer Verschluss und wasserdichtes Inneres (Kennzeichnung!) ist bei Außentaschen wichtig.
- Ärmel: Weitenverstellungen machen hier den entscheidenden Unterschied zwischen labberig, zu eng und perfekt passend. Am Ärmelabschluss muss der Handschuh wahlweise drüber- oder drunterpassen, am besten beides.
- Frontreißverschluss: Hier dringt gerne Wasser ein, Lösungen wie ein Labyrinth aus mehreren Stoffschichten versprechen Nässeschutz, können beim Anziehen aber nerven. Manche Hersteller wie Held oder Bogotto erlauben am Frontreißverschluss sogar Belüftung.
- Verstärkungen: Exponierte Stellen wie Schultern, Ellbogen und Knie müssen mit besonders abriebfestem Material verstärkt sein.
- Beinabschluss: Darf im Sitzen nicht hochrutschen, soll den Stiefelschaft abdecken und muss eng verschließbar sein.
Wohin mit der Membran?
Klar, die Allwetterkombi soll wasserdicht sein. Das kriegen auch Regenjacke und Gummistiefel hin. Doch im Gegensatz zu diesen soll die Textilkombi bei hohen Temperaturen auch kühlende Frischluft herein- und vom Körper angeschwitzte Heißluft hinauslassen. Das ist der Job der Membran.

Die Klimamembran – bekanntester Vertreter dürfte wohl Gore-Tex sein – ist eine hauchdünne Schicht, die auf mechanischem oder physikalisch-chemischem Wege Flüssigkeiten abhält, Gase wie Luft und Dampf wie frischen Schweiß aber passieren lässt. Dadurch ist sie sowohl wasserdicht als auch atmungsaktiv. Bei Motorradbekleidung ist die Membran entweder als eigenständige „Jacke“ ausgeführt und somit entnehmbar oder aber mit dem Außenmaterial verbunden – dies entweder eingehängt als Z-Liner oder fest verbunden als Laminat. Vorteil dieser Lösung: Die Membran ist geschützt und immer dabei. Bei heißen Temperaturen kann es allerdings angenehmer sein, die Membran komplett entnehmen zu können.
So testet MOTORRAD
Im Test um allwettertaugliche Motorrad-Textilkombis waren 8 Anzüge. Sie begleiteten uns während der gut 1.000 Kilometer langen Dauertest-Ausfahrt, wo die zwei Damen- und sechs Herrenmodelle quer durch Süddeutschland, die Schweiz und Italien beinahe alle Jahreszeiten miterlebten und sich bei Regen, Schnee, Dunkelheit und (dankenswerterweise) auch strahlendem Sonnenschein und gut 20 Grad bewähren mussten.
Wo Bewertungen aufgrund von Unterschieden im Körperbau oder Fahrstil noch zu subjektiv erschienen, widmeten sich die Tester und Testerinnen zurück in Stuttgart einer ausgiebigen und vergleichbaren Trockenbewertung der Allwetterkombis, deren Ergebnisse in standardisierten Protokollen vermerkt wurden. Die zusammengenommenen Bewertungen lassen sich für jeden der Testteilnehmer in Punkte übersetzen, die sich auf die vier Kategorien Passform und Tragekomfort, Wetterschutz, Sicherheit sowie Ausstattung und Verarbeitung verteilen. Mit jeweils 30 Punkten waren Wetterschutz und Sicherheit für die getesteten Allwetterkombis die gewichtigsten Kriterien, hier ging es einerseits um Nässeschutz und Belüftung, andererseits um Verstärkungen und Protektorenausstattung. Mit bis zu 25 Punkten wurden Schnitt und Komfort bewertet, wozu auch Bewegungsfreiheit und das Angebot an Größen gehört. Für Ausstattung, beispielsweise viele Taschen, und Verarbeitungsqualität gab es final bis zu 15 Punkte.
Die Textilkombis fragten wir bei ausgewählten Herstellern an, wobei wir versuchten, einen möglichst vielseitigen Mix von Modellen zusammenzustellen – sie alle sollten aber natürlich der Eigenschaft "allwettertauglich" entsprechen. Und sowohl die Scott Dualraid Dryo als auch die FLM Touren Textiljacke und -hose 3.0 sind auch als Herrenmodelle erhältlich, wobei umgekehrt auch die Alpinestars unter dem Namen Stella Ketchum als Damenversion zu haben ist, ebenso die Kombination aus Carese und Torno Evo bei Held. Bei Bogotto, iXS, Modeka und Rukka müssen sich Motorradfahrerinnen derweil andere Modelle suchen.
Preise und Vergleichbarkeit
Mit Preisen von 400 bis 1.600 € liegen die getesteten Kombis sehr weit auseinander. Ziel des Tests ist deshalb auch weniger der knallharte Vergleich der Testteilnehmer als vielmehr ein Eindruck, was welcher Anzug bietet und wie viel man dafür zu zahlen bereit sein muss.
Dass eine günstige Kombi an der einen oder anderen Stelle sparen muss, dürfte klar sein. Die interessantere Frage ist jedoch, ob sie angesichts des niedrigen Preises dennoch die an sie gestellten Erwartungen erfüllen kann. Wie die Endwertung zeigt, schaffen das tatsächlich alle Kombis, selbst die mit Abstand günstigste von FLM: 229,99 € für die Jacke und 179,99 € für die Hose – damit erhalten Motorradreisende bei Polo eine voll ausgestattete Tourenkombi für zusammen gerade einmal 410 €. Trotz Einbußen bei Komfort, Belüftung und Bedienung macht sie auf kleineren Touren allemal einen guten Eindruck.
Im Bereich von 600 bis 700 € findet sich zunächst die Bogotto-Kombi, die bei kühleren Temperaturen schön warm hält, bei Kombination der Schichten aber die Bewegung einschränkt. Preislich knapp darüber steht die Kombi von iXS, die wesentlich mehr Belüftung bietet und nur knapp die Bewertung "sehr gut" verfehlt. Und schließlich findet sich hier noch die Lösung von Modeka, die zugunsten von Meshgewebe auf herkömmliche Belüftungsöffnungen verzichtet, insgesamt trotz des niedrigen Preises aber sehr gut ist und damit zum Kauftipp gekürt wird.
Alpinestars und Scott liegen um die 1.000 €, Erstere lässt aufgrund der kleinen Level-1-Protektoren Punkte liegen, der Scott bleibt derweil nur deshalb die Note "sehr gut" verwehrt, weil sie mehr Adventure- als Tourenkombi ist und dadurch sehr robust ausfällt. Weitere 400 bis 600 Euro darüber kommen wir zu den Testsiegern: Held und Rukka teilen sich punktgleich den ersten Platz, wobei sie die Punkte unterschiedlich sammeln. Für einen nicht gerade günstigen Preis erhält man in beiden Fällen eine rundum gelungene, allwettertaugliche Kombi für Frühling, Sommer, Herbst und Winter.