- Honling HL 1250-A mit V-Twin und 95 PS
- 310er-Hinterreifen
- Einarmschwinge und Zahnriemen
- Harley-Davidson VRSC V-Rod
- Fazit
Sie ist ja nicht die erste China-Kopie einer Harley-Davidson, trotzdem erschien die HL 1250-A von Honling im März 2023 überraschend. Denn die Originalvorlage, bei der es sich in diesem Fall ganz offensichtlich um die Harley-Davidson VRSC V-Rod handelt, wird schon lange nicht mehr als Neufahrzeug angeboten.

Honling HL 1250-A mit V-Twin und 95 PS
Von der Honling HL 1250-A aus Shanghai liegt bisher nur ein einziges Foto vor. Dieses Bild war offenbar als Anlage beigefügt, bei der Anmeldung dieses neuen Modells beim chinesischen Ministerium für Industrie, Information und Technologie. Demnach wird der Honling-Cruiser von einem wassergekühlten V-Twin mit circa 1.250 Kubik angetrieben. Dieser Motor ähnelt der letzten Version von Harley-Davidson zumindest äußerlich, bis hin zu den jeweils doppelten obenliegenden Nockenwellen (dohc). Allerdings werden nur 70 kW (95 PS) Spitzenleistung angekündigt, was relativ wenig erscheint.
310er-Hinterreifen
Der Stahlrohrrahmen scheint weitgehend von der Harley-Davidson VRSC V-Rod übernommen worden zu sein, mitsamt der markanten Linienführung im hinteren Bereich. Vorn setzt Honling jedoch eine dickere, modernere Upside-down-Telegabel ein, sogar mit dunkel beschichteten Standrohren. Und mit radial angeschraubter Bremszange an der großen, einzelnen Scheibe vorn. Bei den Rädern handelt es sich um aufwändige Ausführungen mit jeweils vielfach verschraubter Felge. Sie sind auffällig breit bereift – hinten sogar extrem breit im Format 310. Zu den Raddurchmessern liegen indes noch keine Daten vor.
Einarmschwinge und Zahnriemen
Nach Custombike sehen auch die Lenkerenden-Rückspiegel, der LED-Scheinwerfer und die Bugspoiler-Verkleidung des Wasserkühlers aus. Noch größere Abweichungen von der ursprünglichen Harley-Davidson-Konstruktion sind am Heck der Honling HL 1250-A zu erkennen. Neben dem sehr kurzen Solo-Sitz und dem 310er-Hinterreifen betrifft das die einarmige Schwinge. Deren Streitaxt-Form kommt uns bekannt vor: von No Limit Custom aus Hüffenhardt in Deutschland. Zumindest so ähnlich haben wir das bereits bei der Wolverine XS 800 von Guangdong Xiangshuai Brotherhood gesehen. Die Wolverine mit 800er-V-Twin rollt übrigens auf einem noch breiteren Hinterreifen – nämlich auf einem 360er.

An der Einarmschwinge der Honling HL 1250-A ist ebenfalls ein Ausleger für den Kennzeichenhalter und die Rückleuchten befestigt. Zu Gewicht oder Preis der HL 1250-A gibt es noch keine Angaben. Ebenso wenig dazu, ob sie als Exportmodell geplant ist und womöglich auch in Europa oder sogar in den USA angeboten werden soll. Unwahrscheinlich.
Harley-Davidson VRSC V-Rod
Das Original aus den USA, die Harley-Davidson VRSC V-Rod, wurde erstmals 2001 präsentiert. VRSC stand einst als Abkürzung für "V-Twin Racing Street Custom". Bemerkenswert: Der vergleichsweise moderne Antrieb wurde in Zusammenarbeit mit Porsche Engineering entwickelt. Ein V-Twin, aber markenuntypisch mit Wasserkühlung, 60 Grad Zylinderwinkel, doppelten obenliegenden Nockenwellen und 4 Ventilen pro Zylinder. Die erste Version hatte 1.131 Kubik, die zweite Version 1.247 Kubik. Die Nennleistung reichte von 115 bis 125 PS, je nach Modell und länderspezifischer Konfiguration. Es gab einige Varianten, etwa Street Rod, Night Rod oder Muscle, mit Hinterreifenbreiten immerhin bis 240. Doch 2017 schloss Harley-Davidson das Kapitel V-Rod.
Fazit
Eine weitere geklonte Harley-Davidson aus China. Diesmal handelt es sich jedoch um eine alte Bekannte, die längst nicht mehr als Neufahrzeug angeboten wird: die V-Rod. Der sieht die Honling HL 1250-A sehr ähnlich. Doch es gibt einige Unterschiede, etwa bei der bescheidenen Spitzenleistung – angeblich nur 95 PS – oder beim kurzen Heck mit Einarmschwinge und 310er-Hinterreifen. Nach Europa kommt die Honling wahrscheinlich nicht, in die USA wohl ebenso wenig.