CF Moto bringt mit der 450 MT eine überraschende Reiseenduro mit Twin für die Führerscheinklasse bis 48 PS. Und der Preis ist eine aggressive Ansage. MOTORRAD fuhr die neue MT.
Nicht nur der Motor legte bei unserer ersten Testfahrt gute Manieren an den Tag, auch das Grundkonzept der CF Moto 450 MT bot viel Potenzial, ebenso wie die Verarbeitung insgesamt sowie die Komponenten rund um Fahrwerk und Ausstattung. Dazu ist die FC Moto 450 MT für 5.990 Euro zzgl. Nebenkosten ein verdammt attraktives Angebot.
Antrieb: Reihenzweizylinder mit 42 PS
Als Erstes tauchte der Zweizylinder-Motor im Naked Bike CF Moto 450 NK auf. Für die 450 MT wurde aber die Nockenwelle überarbeitet, ebenso wie das Ein- und Auslasssystem und angeblich auch der Zündungswinkel. Offiziell leistet der 449 cm³-Motor 32,5 kW. In Europa stutzt ihn allerdings die Euro5-Norm auf 31 kW zusammen, was am Ende 42 PS auf dem Papier bedeutet. Das maximale Drehmoment liegt bei 42 Nm bei einer Drehzahl von 6.250/min an. Da es keine verschiedenen Riding-Modes gibt, lässt sich für den Twin in der 450 MT mit 72 Millimetern Bohrung und 55,2 Millimetern Hub allgemein festhalten, dass er über das ganze Drehzahlband ein ganz fideler Motor ist. Selbst bei 2.000/min im vierten Gang legt der Antrieb ohne Hacken und Schütteln los. Zwar zieht er für leistungsverwöhnte Motorradfahrer kaum die Wurst vom Brot, aber der Twin ist so munter aufgelegt, dass man seinen Charakter respektvoll anerkennt.
Mit 42 PS bis zu 150 km/h schnell
Die CFMoto 450 MT im Test erreichte im sechsten Gang übrigens knapp über 150 km/h auf dem sehr übersichtlichen TFT-Display. Dann setzte der Begrenzer der Sache ein Ende, was darauf schließen lässt, dass die CF Moto 450 MT knackig kurz übersetzt ist. Was uns ausgezeichnet gefiel, ist die Laufkultur des Reihenzweizylinders. Zwar quittiert er Gaswechsel mit einem Zucken, aber über die gesamten Drehzahlen lief er auffällig weich, vibrierte nie störend und rappelte zu keinem Zeitpunkt. Wohl ein Verdienst der doppelten Ausgleichswelle. Zum Charakter des 450ers trägt auch der Kurbelwellenversatz von 270 Grad bei, Ähnlichkeiten zu einem V2 also Absicht. Allerdings gehen ihm wie schon erwähnt die vom V2 bekannten Schläge bei niedrigen Drehzahlen komplett ab. Im Gelände ließen sich die etwas störenden Lastwechsel über die fein dosierbare und leicht zu betätigende Kupplung nahezu eliminieren. Zum guten Grundcharakter des Motors passt das sauber schaltbare Sechs-Gang-Getriebe, das kurze Schaltwege bietet – hervorragend hauptsächlich im stehenden Betrieb.
Fahrwerk: einstellbare Gabel und Federbein
Nicht selbstverständlich bei diesem Preisschild an der CFMoto 450 MT ist zumindest die 41-Millimeter-Gabel von KYB, die mit Druck- und Zugstufe in getrennten Holmen und Federvorspannung komplett einstellbar ist. Das Federbein mit separatem Gasdruckbehälter kann in Vorspannung und Zugstufe angepasst werden. Insgesamt stehen 200 Millimeter Federweg vorn wie hinten zur Verfügung. Das lässt Hoffnung aufkommen, dass die CF Moto 450 MT sänftengleich dahingleitet. Leider entpuppte sich das Gesamtkonstrukt auf den ersten unruhigen Asphaltkilometern auf löchrigen philippinischen Straßen als recht straff und unkomfortabel. Was vermutlich aber nicht an der Dämpfung allein liegt. Auf der 450 MT sind chinesische CST-Stollenreifen montiert, die beim Test zudem mit 2,6 bar ziemlich prall befüllt waren. Das Setup der Dämpfung soll dem Auslieferzustand entsprechen. Wir haben dann zumindest an der Gabel je fünf Klicks (insgesamt 20 Klicks Einstellbereich) an Zug und Druckstufe herausgenommen, was der Sache schon mal grundsätzlich half. Aufgrund des ständigen Wechsels von Asphalt mit extrem wenig Grip auf teilweise tiefsandige Pisten verkniffen wir uns Manipulationen am Luftdruck. So bleibt nur der Schluss: Ein Fragezeichen, was den Komfort und das grundsätzliche Setup angehen. Der klare Auftrag daher lautet, das beim ersten Test in der MOTORRAD-Redaktion noch einmal genau zu prüfen!
So fährt die neue 450 MT von CF Moto
Insgesamt ist die CF Moto 450 MT gut ausbalanciert. Sowohl im Sitzen als auch Offroad stehend auf den Rasten fühlt sich das Bike handlich an. Und das, obwohl es mit 175 kg Trockengewicht nicht als Floh durchgeht. Wenn man allein noch die 17,5 Liter Sprit im dann vollgefüllten Tank dazu addiert, ist die CF Moto gewichtsmäßig auf Augenhöhe mit den schon erwähnten größeren Modellen der Konkurrenz. Aber die MT kaschiert ihre Pfunde gekonnt. Sie im Geröll durch enge Passagen zu drücken, fällt erstaunlich leicht. Auf Asphalt ließ sie sich mit angesichts der Bereifung und den Straßenverhältnissen gebotenen Vorsicht ebenfalls gut manövrieren. Geradeaus marschiert sie stabil und in Schräglage folgt sie brav der vorgegebenen Linie. Interessant wird es, die CF Moto 450 MT mit hochwertigen Reifen auf ordentlichen Asphalt zu testen. Erst danach erlaubt sich ein abschließendes Urteil zum Fahrverhalten in dem Habitat, in der wohl die meisten Käufer der MT überwiegend unterwegs sein werden.
Ergonomie
Mit 1,83 m Körpergröße hätte ich mir eine höhere Sitzbank auf der CFMoto 450 MT gewünscht. Die gebotenen 820 Millimeter Sitzhöhe der Standardsitzbank ließen einen hinter dem hochaufragenden Tank etwas tief im Fahrzeug drinsitzen, was besonders auf normalen Straßen etwas inaktiv wirkt. Kleinere Mitmenschen können die Sitzhöhe noch um 20 Millimeter auf 800 Millimeter absenken, für die Großen bietet nur ein Zubehör-Teil für 870 Millimeter Besserung. Für einen langen Tag mit der 450 MT ist die Sitzbank jedenfalls gut gepolstert. Gut positioniert und ausreichend breit ist der Lenker. Die Rasten sind ebenfalls passend angebracht, so dass selbst der Spagat zwischen gemütlichem Cruisen im Sattel und aktivem Geländeeinsatz im Stehen passt. 220 Millimeter Bodenfreiheit lassen dazu viel Raum für Offroad-Action.
Ausstattung – viele gute Lösungen
Sollte auf der Straße oder im Gelände mal etwas schiefgehen, sind die Spiegel der 450 MT über ein Gelenk klappbar. Die Hebel von Kupplung und Vorderradbremse sind alle einstellbar. Dazu kommt ein sehr übersichtliches 5-Zoll-TFT-Display. Sowohl eine 18w Typ C als auch Typ-A-USB-Anschlussmöglichkeit ist an Bord, Connectivity fürs Handy vorhanden. Die Schaltereinheiten wirken sehr wertig und sind gut positioniert. Die kleinen LED-Blinker sorgen für eine feine Optik. Die Beleuchtung insgesamt ist ebenfalls LED. Die Speichenräder machen auch nach einem Tag im Dreck einen wertigen Eindruck. Bei den gezackten Fußrasten lassen sich mit wenigen Handgriffen die Gummiauflagen entfernen. Der kleine Frontschild lässt sich einfach par Handrad auch einhändig um ein paar Zentimeter verstellen.
Bremse und Elektronik
Anlass zur Kritik gab die Bremse der CFMoto 450 MT. Die Dosierbarkeit am Handhebel dürfte wahrlich besser sein. Nach wenigen Millimetern fand sich ein derart harter Druckpunkt, dass weiteres Ziehen keine Progression im Hebel und kaum noch bei der Bremsleistung brachte. Insgesamt war die Verzögerungsleistung mit der einzelnen 320-Millimeter-Scheibe und Vierkolben-Zange vorn sowie der 240er hinten mit Einkolben-Zange okay, aber da geht noch was. Das Bosch-ABS ist sehr konservativ ausgelegt, was aber gut zum Anfänger-Gedanken der 450 MT passt. Sie ist schließlich kein Fahrzeug, bei dem Bremsen auf letzter Rille zum Einsatzzweck gehört. Dafür lässt sich das ABS für Offroad-Einsätze deaktivieren.
ABS doch abschaltbar
Übrigens steht in vielen Berichten und Prospekten zu lesen, dass mit dem zentralen Knopf links am Lenker nur das ABS am Heck deaktiviert ist. Nach unserer Erfahrung ist es aber komplett ausgestellt, denn bei Testbremsungen ausschließlich vorn auf Geröll regelte nichts mehr, kam sofort der Rutscher. Außerdem ist mit dem längeren Tastendruck gleichzeitig die Traktionskontrolle deaktiviert, was auf losem Untergrund im Sinne der Traktion natürlich auch Sinn ergibt. Denn die TC der CF Moto 450 MT ist ähnlich defensiv ausgelegt wie das ABS. Ansonsten spart sich die MT extravagante Elektronikspielereien. Und um ehrlich zu sein, bei einem Adventure Bike im A2-Bereich braucht das auch kein Mensch.
Fazit
Für den Anschaffungspreis von unter 6.000 Euro ist die CF Moto 450 MT ein starker Deal. Sie wirkt mit ihrem in Italien gezeichneten Äußeren unglaublich erwachsen. Dazu ist sie überdurchschnittlich gut ausgestattet und in vielen Details sichtbar auch gut verarbeitet. Ihr Fahrverhalten machte auf den gebotenen Pfaden und "Sträßchen" einen guten Eindruck. Das eine oder andere müssen wir hierzulande noch etwas genauer unter die Lupe nehmen. Aber richtig schön ist definitiv der 450er-Reihenzweizylinder. Er reißt keine Bäume aus, aber ist spritzig und bot eine wirklich schöne Laufruhe.
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