
Ganz so rasant wie ursprünglich geplant bringt die KTM 350 EXC-F die vorgesehene Dauertest-Distanz von 100 Stunden nicht hinter sich. Bis dato hat die Österreicherin 67 Stunden auf dem Betriebsstundenzähler. Der Grund: Sowohl MOTORRAD-Redakteur Peter Mayer als auch der ebenfalls Offroad-affine Werkstattchef Gerry Wagner mussten mit Knieverletzungen den größten Teil des Jahres pausieren.
Wenigstens kam die Sportenduro auf diese Weise zu einem breiteren Einsatzspektrum als dem Hardcore-Einsatz auf Motocross-Strecken. Doch gerade der bereitete der KTM die erste Blessur. Nach einem Sprung touchierte der Kunststoff-Motorschutz den Boden und riss am Schnellverschluss aus. Seitdem das Teil mit einer Schraube fixiert wurde, ist das Problem aus der Welt geschafft. Der Nachteil: Um den zwischen Bodenwanne und Motor angesammelten Schmutz zu entfernen, muss der Schützer vor dem Dampfstrahlen nun etwas umständlicher abgeschraubt statt abgeklickt werden. Ebenfalls den Weg alles Irdischen ging das in einer Kunststoffhülle geführte Tacho-Sensorkabel, das bereits nach zehn Betriebsstunden abgeknickt war.
Davon abgesehen schlägt sich die Enduro auch auf der Cross-Piste hervorragend. Der sanfte, drehfreudige Motor überfordert Amateure nicht und bietet mit 47 PS Spitzenleistung dennoch ausreichend Power für Experten. Während das Federbein auch für Motocross-Einsätze genügend Reserven besitzt, ersetzte MOTORRAD die Federn der Vorderradgabel durch härtere (4,6 N/mm). Mit der etwas straffer abgestimmten Front fährt sich die KTM besonders in Bremswellen oder bei Sprüngen besser ausbalanciert. Anschließend schruppte die KTM problemlos jede Menge Kilometer bei einer Offroad-Reise durch die Pyrenäen, für eine Selbsterfahrungsreportage von Redakteur Thorsten Dentges beim Offroad-Camp in Villars und bei der Mecklenburg-Tour des MOTORRAD action teams.
Nähere Zuwendung verlangte sie erst wieder beim verregneten Enduro-Wochenende in Odenheim. Nachdem sich die EXC-F problemfrei durch den badischen Schlamm gefräst hatte, sprang sie wenig später ohne Vorwarnung nicht mehr an. Reparaturversuche vor Ort blieben erfolglos. Einen Tag später ballerte der Single beim ersten Druck auf den E-Starter. Reparieren durch Ignorieren? Der nächste Motocross-Einsatz, diesmal von Top-Tester Karsten Schwers, widerlegte diese These. Nach einer Stunde Fahrzeit orgelte der E-Starter abermals vergebens. Bei der Durchsicht in der deutschen KTM-Niederlassung wurde eine defekte Benzinpumpe als Schadensursache festgestellt. Ein Problem, das viele 2012er-Modelle von KTM und Husaberg betraf und das - wie bei der Dauertest-Maschine - auf Kulanz geregelt wurde.

Zehn Betriebsstunden später. MOTORRAD-Offroad-Experte Didi Lacher setzt die EXC-F beim vierstündigen ADAC-Pirelli-Enduro-Cup in Baden-Baden ein - und holt den Sieg in der Teamwertung. Nachdem -Lacher den Motor nach der Zieldurchfahrt abgestellt hatte, war die KTM 350 EXC-F partout nicht mehr zum Leben zu erwecken. Noch mal Durchsicht in der deutschen KTM-Zentrale. Und siehe da: Nachdem ein vom Rahmen durchgescheuertes Relais (Preis: 8,69 Euro) getauscht worden war, lief die 350er wieder. Insofern kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch der erste Ausfall aufs Konto des mechanisch malträtierten Elektronikteils ging auch wenn besagter Tausch der Benzinpumpe wohl ohnehin durchgeführt worden wäre.
Nach Lachers Triumph im trockenen Sand sieht sich die Dauertest-Enduro in den kommenden Wochen wieder mit den klimatischen Niederungen des Offroadsports konfrontiert. Nächster Einsatz: Nikolaus-Enduro Neunkirchen am 8. Dezember.