Nach einem neuen Gesetz sind in Italien Offroad-Ausflüge offiziell verboten. Es regte sich Widerstand, der keine echte Lösung brachte.
Nach einem neuen Gesetz sind in Italien Offroad-Ausflüge offiziell verboten. Es regte sich Widerstand, der keine echte Lösung brachte.
Aufruhr in Italien. Mit einer neuen sogenannten Offroad-Verordnung beschränkt der italienische Gesetzgeber die Nutzung von Wald- und Feldwegen. Das Dekret, das am 28. Oktober 2021 verabschiedet wurde, wurde am 1. Dezember 2021 im italienischen Amtsblatt veröffentlicht. Die Einspruchsfrist lief am 16. Dezember 2021 ab. Damit hat das Dekret Gültigkeit.
Die neue Verordnung regelt den Verkehr auf allen Wald- und Feldwegen in Italien. Erlaubt ist deren Befahren künftig nur noch für Fahrzeuge, die der Bewirtschaftung von angrenzenden Arealen dienen sowie Fahrzeugen, die für den Wegerhalt eingesetzt werden. Alle anderen Fahrzeuge werden ausgeschlossen. Darunter fallen Motorräder, Autos (Geländewagen), Quads und sogar Fahrräder. Mountainbiker, Geländewagenfahrer und auch Enduristen laufen dagegen Sturm, denn mit der Neuregelung ist das Befahren von Wegen unter 2,5 Meter Breite definitiv verboten. Allerdings können die italienischen Regionen die neue Verordnung relativ freizügig handhaben. Der Gesetzgeber gesteht ihnen da einen ziemlich großen Spielraum zu.
Erste Interessenverbände wie der italienische Motorradverband (Federmoto oder FMI) oder der Industrieverband Motorrad und Fahrrad (Ancma) machen gegen die neue Verordnung bereits mobil. Man hofft auf eine Umformulierung des Gesetzes oder entsprechende Ausnahmeregelungen für bestimmte Fahrzeuge. Ob und wann es dazu kommt, steht allerdings in den Sternen. In Italien unterlagen bislang zahlreiche Feld- und Waldwege der normalen Straßenverkehrsordnung und konnten so legal befahren werden. Aber bereits 2018 hatte Italien per Gesetz deren Nutzung schon weitestgehend eingeschränkt. Wer erwischt wird, zahlt ein saftiges Bußgeld und hat ab sofort auch keine Möglichkeit mehr, sich herauszureden. Nicht betroffen sind die berühmten "strade bianche", denn die sind breiter als 2,50 Meter. Hintergrund der gesetzlichen Neuregelung ist das teilweise rücksichtslose Befahren von Feld- und Waldwegen, das diese nachhaltig schädigt. In Folge sind viele Wege für die Anrainer dann unpassierbar.
Nach mehrmaligen drängenden Nachfragen hat sich das italienische Land-und Forstwirtschaftsministerium zu der Verordnung geäußert, die unter Motorradfahrern als "Anti-Enduro-Gesetz" bekannt geworden ist. Eine Pressemitteilung, die von der italienischen Motorradföderation FMI und dem Industrieverband Motorrad ANCMA Ende Mai gemeinsam verbreitet wurde, klärt auf. Das Ministerium in Rom habe gegenüber den beiden Verbänden erklärt, die Verordnung habe keine direkten Auswirkungen auf das Befahren von Feld- und Waldwegen mit Enduros. Will heißen: Ein landesweites Verbot für Motorräder auf solchen Wegen hatte das Ministerium mit der Verordnung nicht im Sinn. Es bleibe, so heißt es aus Rom, weiterhin den einzelnen Regionen überlassen, ob sie diese Wege für den Verkehr sperren oder nicht. Allerdings: Den Verordnungstext will das Ministerium nicht ändern. Und genau der führt auch jetzt schon zu Fehlinterpretationen bei manchen Landesregierungen in Italien – und damit möglicherweise bald zu mehr Sperren.
Italien verbietet ab sofort die Nutzung von Wald- und Forstwegen mit wenigen Ausnahmen. Enduristen, Geländewagenfahrer, aber auch Mountainbiker haben jetzt ein echtes Problem. Wie die einzelnen Regionen in Italien die neue Gesetzgebung handhaben bleibt abzuwarten. Auch dürfte die Entrüstung der betroffenen Gruppen groß ausfallen. Wer Italien kennt, kann davon ausgehen, dass sich hier noch etwas ändern wird. Andererseits setzt Italien gegen rücksichtslose Geländefahrer ein deutliches Zeichen.