Max von Hazan Motorworks ist ein Meister des Metallbaus. Sein neuester Umbau hat zwei Motoren, einen Kompressor und eine Fahrradbremse.
Max von Hazan Motorworks ist ein Meister des Metallbaus. Sein neuester Umbau hat zwei Motoren, einen Kompressor und eine Fahrradbremse.
Wer kennt das nicht: Der Customizer der Wahl hat das einzigartige Traumbike schon verkauft. Die natürliche Reaktion: Dann nehme ich eben ein anderes und bestelle gleich noch eins. Das soll dann aber bitte zwei Motoren und einen Kompressor haben.
Alles beginnt bei diesem Umbau auf Ebay. Max entdeckt dort den Motor der Velocette Mac. Ein Einzylinder mit 349 Kubik, gebaut zwischen 1946 und 1959. Die Form begeistert den Wahl-Kalifornier. Und das Beste: Der Verkäufer wohnt die Straße runter. Auf der Werkbank erkennt Max, dass zwei dieser einzigartigen Motorgehäuse perfekt harmonieren. In England findet er einen zweiten Mac-Motor und gleich noch ein Viergang-Getriebe von Matchless.
Die beiden Motoren verbindet er per Zahnriemen, ebenso wird die Kraft der Motoren auf die Kupplung übertragen. Clever: der Riemen für Kupplung ist doppelseitig bezahnt, um den Kompressor anzutreiben. Richtig gelesen. Nicht nur verbaut Max zwei Motoren, sondern setzt sie mittels eines Eaton TVS R 410 Kompressors unter Druck. Der ist das wahrscheinlich das einzig moderne Teil im Antriebsstrang. Leistung: Um die 50 PS. Zusammen. Im Kontext mit dem Fahrwerk und den Bremsen ist das genug.
Um das verrückte Antriebs-Paket zieht Max einen Rohrrahmen aus Chromoly-Stahl und gibt ihm eine Optik wie die vernickelten und hartgelöteten Rahmen der Gebrüder Rickman. Schmankerl: Die Gehäuseentlüftung führt über die Rahmenrohre zurück in den Ölkreislauf. Ebenfalls aus dem hochfesten, aber leichten Stahl ist die Trapezgabel gebaut. Optisch lehnt die sich leicht an die von Velocette verbauten Webb-Gabeln an, dämpft heute aber hydraulisch und nicht wie anno dazumal per Reibungsdämpfer.
Die Eigenbau-Gabel kombiniert Max mit einem tiefstehenden Lenker, der stark an die Rennräder des 19. Jahrhunderts erinnert. Diesem Bild folgend lässt Max das Vorderrad anfertigen. Das besteht aus zwei Aluminiumhälften, die per Edelstahlbuchsen fixiert und durch die Speichenspannung zusammengehalten werden. Daran angepasst eine V-Brake mit drei Kork-Bremsbacken je Seite. Die Bremskraft benotet Max mit sechs von zehn möglichen Punkten.
Im Heck dreht sich ein ähnlich aufgebautes Rad mit einer Trommelbremse in der zweiteiligen Dreieckschwinge aus Chromoly-Stahl, exzentrisch am Rahmen verschraubt mit einem luftgefederten Dämpfer von Fox – eigentlich in einem Mountainbike arbeitend.
Optisch wirkt die langgezogenen Blechblase auf dem schmalen Rahmen wie der längste Benzintank eines Motorrads aller Zeiten. Ob die Form der Titanic nicht unähnlich gewollt oder vom restlichen Stil geprägt wurde, ist nicht verbrieft. Die zwei Tankdeckel wecken die Aufmerksamkeit und weisen auf die drei Funktionen hin. Zum einen als Kraftstofftank, zum anderen als Öltank für die beiden Motoren. Zum Dritten dient der Tank als Druckbehälter: Der Kompressor drückt einen Teil der Luft in den Benzintank. So wird der Brennstoff mit dem gleichen Druck in die Vergaser gedrückt wie die Luft. Muss man erstmal draufkommen.
Den schmalen Tankschluss nimmt die Sitzbank aus zwölf Lagen Leder konsequent auf, der Ritt auf der Rasierklinge kommt schmerzlich in den Sinn. Das Nicht-Polster liegt auf einem handgetriebenen Alu-Höcker, der nach hinten breit läuft, den Auspuff mütterlich aufnimmt und ebenso spitz endet, wie er beginnt. Einzigartige Formen treffen auf einmalige Technik.
Großartig: Zwei alte britische Einzylinder, ein Kompressor, eine Fahrradbremse und eine Sitzbank so breit wie ein Schullineal. Ein Custombike der Rubrik "Unfahrbar schön". Aber es fährt. Langstreckenkomfort nicht vorhanden und das Wissen, dass der Benzintank unter dem Druck des Kompressors steht mag auch befremdlich wirken.