Magni Italia 01/01
Motor von MV, Rahmen von Magni

Magni. Ein Wohlklang wie zwei Rotweingläser aus feinstem Kristall nach dem Anstoßen. Fünf Jahre nach dem Tod des Altmeisters Arturo Magni präsentiert Sohn und Nachfolger Giovanni mit der Italia 01/01 eine kunstvolle Hommage – natürlich mit einem Motor von MV Agusta.

Magni Italia 01/01 MV Agusta
Foto: Magni

Die schönsten Motorräder kommen aus Italien und deren Macher fangen alle mit einem M an. Moto Guzzi, MV Agusta, Mucati und natürlich Magni. Aus Mucati wurde erst kurz nach den Renaissance-Kriegen um 1560 Ducati (Anmerkung der Redaktion: Historisch nicht korrekt.).

Ruhe in Frieden, Arturo Magni. Wobei der Meister nun wohl ziemlich lächeln dürfte, wenn er auf die Hommage seine Sohnes Giovanni an ihn herunterblickt. Da steht die Magni Italia 01/01 und man muss schon genau hinschauen, um moderne Technik und klassische Stilelemente trennen zu können.

Unsere Highlights
Magni Italia 01/01 MV Agusta
Magni
Motor: MV Agusta Brutale 800. Rahmen und Fahrwerk: Magni. Technik von heute in der Optil von vorgestern. Herrlich.

Geschichte verpflichtet: Motor von MV Agusta

Zwischen 1955 und 1976 konnte MV Agusta 37 Weltmeistertitel in verschiedenen Hubraumklassen erfahren. Alle unter der Ägide von Chef-Techniker und Rennleiter Arturo Magni. Natürlich wird auch die Hommage mit einem MV-Motor aufgebaut, der einer Brutale 800 mit 125 PS. Dessen kompakte Bauweise erst im Rohrrahmen der Italia 01/01 wirklich auffällt. Für die Statistik: Dem silbernen Lack nach ein Triebwerk der Jahre 2012 bis 2015. Befreit von der Airbox und unter dem langen Magni-Tank platziert wirkt der potenten Dreizlinder fast wie ein Modellbausatz. Kein Wunder, ist der 800er-Triple im Prinzip ein aufgebohrter 675er-Dreitopf.

Magni Italia 01/01 MV Agusta
Magni
Airbox weg, gedrehte Ansuagstutzen mit "Filtern", die wohl nur Vögel nicht ausaugen würden. Schon sehr gut versteckt die modernen Motorentechnik.

Rahmen aus Rohr, Motor mittragend

Hauptmerkmal der Magnis ab 1980 waren immer die steifen Rohrrahmen aus Chromoly-Stahl mit einer ebenso gefertigten Kastenschwinge – also bei den Reihenmotoren. Die Modelle mit BMW oder Guzzi-Twins hatten eine speziell entwickelte Parallelogramm-Schwinge von Magni gegen die starken Lastwechsel der Kardan-Antriebe erhalten. Der Arbeitsweise aktueller Drehmomentabstützungen moderner Kardans nicht unähnlich. Bei der Italia 01/01 hängt der Triple mittragend ebenfalls in einem Rohrrahmen aus der umgangssprachlich "Rennstahl" genannten Legierung, protzt dabei mit viel Raum über dem Getriebegehäuse und die Herzen schlagen höher beim klassischen, offenen Rahmendreieck a la Tonti.

Magni Italia 01/01 MV Agusta
Magni
Auch großartig:offensichlich handgehämmerte Fussrasten mit Quickshifter und minimalster Fersenabstützung in 2-Euro-Stück-Größe.

Magni Fahrwerk der alten Schule

Auch beim Fahrwerk der Magni Italia 01/01 ist nicht viel von der MV Agusta Brutale 800 geblieben, im Grunde gar nichts. Giovanni Magni nutzt wieder das Stilelement der schlanken Kastenschwinge mit den herrlich einfach wirkenden Exzenter-Enden zur Kettenspannung und Stereofederbeinen von Oram. Aus gleichem Hause kommt die konventionelle Gabel mit 43er-Standrohren und den axial verschraubten, fast schon geschichtsträchtigen P4-Sätteln von Brembo, die in 320er-Scheiben beißen. Das ABS und die Traktionskontrolle der Brutale scheinen an Bord geblieben zu sein. Ganz arg alt wird es dann in Sachen Auspuffanlage: Die drei Töpfe des MV-Treibsatzes dürfen in eine absurd fein geschwungene 3-in-4-Anlage dröhnen, ganz im Stil der Agostini- und Read-Weltmeister-Motorräder einer ganz lange vergangenen Zeit.

Magni Italia 01/01 MV Agusta
Magni
Feine Kasteschwinge aus Chromoly-Stahl mit herrlich einfach wirkenden Exzentern zur Kettenspannung.

Verkleidung, alles Magni

Wenig überraschendes indes beim Bodywork der Italia 01/01 von Magni. Klassische Halbschale aus GFK, bei uns als Le-Mans-Verkleidung berühmt, langer Magni-typischer Tank und ein kurzes Einsitzer-Heck den Weltmeister-Krädern von einst sehr ähnlich. Leider etwas rustikal wirkende Gabelbrücken aus eigener Fertigung und natürlich dem einzigen Fauxpas der Italia: Das originale MV-Cockpit blieb erhalten und wird mit einem großen Drehzahlmesser maskiert. Dessen Skala reicht bis 16.000 Touren und kommt optisch dem Instrument der Mucati, sorry, Ducati 999 sehr nahe.

Magni Italia 01/01 MV Agusta
Magni
Es muss auch was zu meckern geben: Originales Cockpit unter der Kanzel, mit einem Drehzahlmesser maskiert. Da fallen einem viele Möglichkeiten ein, das schöner zu machen.

Fazit

Da schleckt man sich die Finger auch ohne Soße. Feine Komposition die Magni Italia 01/01. Einzelstück und unverkäuflich, trotzdem wünscht man sich öfter diese elegante Verschmelzung moderner Technik in ganz alten Kleidern und bei der Magni fragt sicher keiner nach Euro 5.

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Erscheinungsdatum 15.09.2023