148 Jahre Moto Guzzi. In Summe. Guzzi wird 100 dieses Jahr und die Firma Guareschi Moto wird 2021 bereits 48 Jahre. 48 Jahre im Dienst des mandellischen Adlers. Glückwunsch. In dieser Zeit ist Guareschi nicht nur Händler von Moto Guzzi, sondern auch immer auf der Suche nach Dynamik, Leistung und Zehnteln auf der Rennstrecke. Seit 2013 führen die Söhne des Gründers Claudio die Firma. Gianfranco und Vittoriano bauen im Sinne des verstorbenen Vaters und zur Feier von Moto Guzzi eine Le Mans I neu auf.
Alter Guzzi-Motor
Wobei Aufbau es nicht wirklich trifft. Tatsächlich nehmen die Brüder den Motor einer 1976er Le Mans I, überholen ihn gründlich und implantieren hier und da Hochleistungsteile: Mit neuen Schmiedekolben an Pleuel von Carillo und passenden Zylindern mit 90 Millimetern Bohrung erreicht der Twin mit 78 Millimetern Hub genau 992 Kubik. Gute 147 mehr als das Original hat er. Dazu gesellt sich eine scharfe Nockenwelle, die von einer erleichterten und feingewuchteten Kurbelwelle angetrieben ist. Die gibt ihre ungenannte Kraft weiter über ein jetzt gerade verzahntes, kurz übersetztes Getriebe an den vermeintlichen CARC-Kardan. An diesem dreht sich eine Speichenfelge, der einer Bellagio in Form und Farbe nicht unähnlich ist. Dieser prachtvolle Antrieb wird beatmet von klassischen Dell’Orto Vergasern mit 40 Millimetern Durchmesser. Was dann im Brennraum geschieht, kann über zwei halbhohe Zard-Dämpfer am Heck erahnt werden.

Rahmenkit aus eigener Hand
Seit 2019 bieten die Brüder Guareschi ein spezielles Rahmenkit für moderne Guzzi-Antriebe an. Der Brückenrahmen auf Stahlrohr integriert den Motor mittragend und spart bei den modernen Triebwerken gut sieben Kilo Gewicht. Das ist beim alten Twin statisch nicht möglich, entsprechend ist der Varano-Rahmen von Guareschi um das originale Schwingenlager nach unten erweitert worden. Die Kardan-Schwinge stützt sich über ein Öhlins TTX-Federbein am Rahmen ab. Im neuen Lenkkopf arbeitet eine FGRT-USD-Gabel von Öhlins. Eine Mischung aus Brembo-Teilen und CNC-gefrästen radial verschraubten Sätteln halten die Leistung im Zaum.
Alukunst in Vollendung
Auf den angepassten Rahmen dengeln die Brüder einen großen, kantigen Tank aus Aluminium, an den sich ein Heckteil aus gleichem Material anfügt. Aus Aluröhrchen formen die Guareschis noch eine feine Halterung für den feingerippten LED-Scheinwerfer. Und das Beste: Die Classic 992 ist noch gar nicht fertig. Die obere Gabelbrücke sowie das Cockpit fehlen noch komplett und auch das Alu braucht noch einiges an Spachtel, Füller und Lack, die Elektrik steht auch noch auf der To-Do-Liste. Doch wenn ein halbfertiges Motorrad schon eine solche Freude auslöst, was passiert dann erst wenn die Classic 992 fertig ist? Wir werden es sehen auf den Guzzi Days im Herbst – mögen sie stattfinden.
Fazit
Großartig. Mopped halbfertig für einen Event, den es vielleicht gar nicht gibt und trotzdem sind alle hellauf begeistert. Die Classic 992 von Guareschi ist noch im Bau und die Aussicht auf das fertige Stück lässt einen nervös auf dem Stuhl rutschen. Das gibt es auch nur, wenn italienische Motorräder im Spiel sind.