In Ontario, Kanada, baut der gelernte Industriedesigner Cam Smyth Custombikes. Er bevorzugt leichtes Gerät japanischer Herkunft, wie die Yamaha RD 400 von 1976.
In Ontario, Kanada, baut der gelernte Industriedesigner Cam Smyth Custombikes. Er bevorzugt leichtes Gerät japanischer Herkunft, wie die Yamaha RD 400 von 1976.
Am liebsten packt der Kanadier Cam Smyth japanische Motorräder aus den 1970er und 1980er Jahren an. Keine Big Bikes, eher Mittelklasse-Maschinen. Denn die sind von Haus aus nicht so schwer. Neueste Kreation von Smyth Innovations ist der 427 Tracker, entstanden aus einer Yamaha RD 400, Baujahr 1976. Eigentlich waren es vier RD 400, die ein Kunde angeliefert hatte, um daraus zwei "Gute" zusammenzubringen. Eine sollte perfekt original restauriert werden, die andere sollte im Street Tracker-Stil umgebaut werden.
Das bedeutete ziemlich viel Arbeit für Cam und sein Team, denn es musste zuerst einiges repariert werden. Verschleiß und Sturzschäden hatten den beliebten Yamaha-Klassikern über die Jahrzehnte arg zugesetzt. Einer der luftgekühlten Zweizylinder-Zweitaktmotoren wurde nicht nur komplett überholt, gestrahlt und pulverbeschichtet, sondern bei dieser Gelegenheit auch aufgebohrt. Er hat nun 427 Kubik, daher der Name des Umbauprojekts: 427 Tracker. Von außen zu erkennen sind die optimierten Zylinderköpfe von HVC Cycle mit radial angeordneten Kühlrippen. Sogar eine hydraulisch angesteuerte Kupplung ist zu sehen. Doch es steckt noch mehr feine Zweitakt-Technik drin und dran: vergrößerte Einlässe von Banshee, V-Force 3-Membranen sowie TM32-Vergaser von Mikuni. Und, last but not least, die optisch wie akustisch imposante Abgasanlage, bei der es sich um eine Sonderanfertigung handelt.
Auch in der Umgebung des zweitaktenden Herzstücks wurde einiges erneuert. Als Vorderradführung kommt nun eine Upside-down-Gabel von einer Suzuki GSX-R 600 zum Einsatz, mit Gabelschützern von KTM. Hinten besteht die Radaufhängung aus einer modifizierten Cantilever-Schwinge von einer Yamaha-Enduro, Typ IT 250, aus den 1980er Jahren. Damit die Proportionen mit den 19-Zoll-Drahtspeichenrädern optimal passen, wurde die Schwinge um einige Zentimeter verlängert. Und da dieser Tracker auf öffentlichen Straßen fahren soll, nicht auf ovalen Track-Rennstrecken, hat er an beiden Rädern Bremsen, übernommen von einer Kawasaki Ninja 300 und mit Teilen von Galfer kombiniert.
Für den Straßenbetrieb ist auch die vorschriftsmäßige Beleuchtung vorhanden, allerdings gut getarnt: vorn als vertikale LED-Leiste hinter dem getönten Spoilerschild aus Acryl, am Heck als untergeschobene Miniaturleuchte von Koso. Ebenfalls gut versteckt sind der kleine Lithium-Akku und die Digitalzündung von VAPE. Unauffällig kompakt ist das Digital-Display von Koso im Cockpit. Um 150 Kilogramm wiegt der 427 Tracker, und zirka 50 PS lässt der optimierte Zweitakt-Zweizylinder aus sich herauswringen – natürlich mit dem passenden Rängdängdäng-Soundtrack.
Ein Traumgerät für Yamaha-Fans, für Kenny Roberts-Fans, für Zweitakt-Fans, für Leichtbau-Fetischisten und für Freunde des Tracker-Looks. Mit den Zulassungspapieren aus dem Jahr 1976 hätte das Unikat aus Kanada sogar bei deutschen Behörden gute Chancen.