Fahrbericht Triumph Speed Twin 2021
Mehr Speed für den Twin mit neuem Fahrwerk

Im Gegensatz zur Thruxton R, konnte die erste Speed Twin in Sachen Fahrwerk und Bremsen nicht völlig überzeugen. Das hat sich 2021 geändert. Der Fahrbericht unterstreicht das dick.

Triumph Speed Twin Fahrbericht 2021
Foto: Triumph Motorcycles
In diesem Artikel:
  • Fahrwerk standesgemäß
  • Reifen zeigen die Richtung
  • Mit Klang kommt der Schub
  • Modern Classic Elektronik
  • Ergonomie mit Grenzen
  • Viel mehr Leistung für nur wenig mehr Geld
  • Fazit

2016. Präsentation Triumph Thruxton R. Auf die Frage, wie die erste Fahrt denn war, antwortet der Chronist: "Da einen Superbike-Lenker drauf und ich unterschreibe sofort!" Abwarten war damals die Antwort von Triumph. 2019: Triumph bringt die "Thruxton mit Lenker" und nennt sie Speed Twin. Doch im Gegensatz zur Showa-Öhlins-gedämpften und Brembo-gebremsten Thruxton schaffte es die erste Generation der Speed Twin nicht die schmalzige Leistung vollends auf die Straße zu bringen.

Motorrad-Neuheiten

Fahrwerk standesgemäß

Für das umfassende Update auf Euro 5 hat Triumph intensiv am Fahrwerk gearbeitet: Es scheint gelungen. 2021 steckt das Kraftwerk der Speed Twin in einem würdigen Chassis. Die neue Upside-Down-Gabel von Marzocchi ist fühlbar straffer als die Teleskopgabel mit Faltenbälgen vom Vorjahr. Zwar erreichen Fahrbahnunebenheiten den Piloten mit weniger Filter, Transparenz und Feedback vom Rad werden im gleichen Maße willkommen klarer. Die Stabilität in weiteren Radien ist gesteigert, die Spur wird unbeirrbar gehalten. So geht sportliches, standesgemäßes Fahrwerk. Ein neues Kapitel schlägt Triumph beim Thema Verzögerung auf: M50-Monobloc mit radialer Verschraubung statt axialer P4-Sättel. Zusammengefasst: Bremsleistung hervorragend, Druckpunkt passt. Den Vergleich mit der deutlich schärferen Thruxton RS braucht die Speed Twin beim Ankern nicht zu fürchten.

Reifen zeigen die Richtung

Wie die Speed Triple 1200 RS besohlt Triumph die neue Speed Twin mit den Semislicks Racetec-RR von Metzeler. Bei 27 Grad Lufttemperatur (trocken, Sonnenschein) zaubern die Gummis phänomenalen Grip auf die rauen Straßen Portugals. Ob das im mitteleuropäischen Klima uneingeschränkt gilt ist mit einem, eher zwei Fragezeichen zu versehen. Triumph verweist im Fahrerhandbuch auf den Pirelli Diablo Rosso III als Alternative. Egal in welcher Konfiguration: Triumph nimmt das Thema Speed im Twin sehr ernst.

Mit Klang kommt der Schub

Mit Euro 5 kommt eine neue Auspuffanlage. Gelungen wirkt die Linienführung der gebürsteten und nach oben gezogenen Edelstahl-Doppelschalldämpfer-Anlage. Sie fügt sich trotz deutlich größerer aber weiterhin genial versteckter Katalysatoren trefflich ins Profil der Speed Twin ein. Weiterhin faustdick hinter den Ohren hat es der 1200er-Twin: Zwischen 3.000 und 7.000 Touren liegen 100 Newtonmeter Drehmoment als kleinster Wert an, zwischen 4.000 und 6.000 U/min schaufelt der Twin rund 110 Nm ins Getriebe, die maximalen 112 Nm kommen bei 4.250 Touren nun etwas früher. Da geraten die um drei auf 100 erstarkten PS fast zur Nebensache. Trotz Drehzahlmesser: Der Sound ist ein guter Indikator, ob man im richtigen Drehzahlbereich unterwegs ist. Faustregel: Wenn er richtig klingt, schiebt er richtig. Der große Zweizylinder dreht so schnell und sauber hoch, der alte Wunsch eines Quickshifters steht weit oben auf Liste und bleibt von Triumph weiterhin unerfüllt.

Modern Classic Elektronik

Weiterhin verzichtet werden muss bei den schräglagensensiblen Systemen: eine 6-Achsen-IMU sucht man in der Speed Twin vergeblich. Der sauberen Abstimmung der vorhandenen ABS und Traktionskontrolle steht das nicht im Wege. Die Traktionskontrolle ist auf den jeweiligen Fahrmodus abgestimmt und lässt sich deaktivieren. Ebenfalls überarbeitet sind die Mappings der Einspritzung: Die kritisierten Lastwechsel und die harsche Gasannahme gehören der Geschichte an.

Ergonomie mit Grenzen

Es kommt eben doch auf die Größe an! 1,87 Meter sind einfach eine Spur zu groß für dieses herrliche Krad. Der Lenker sitzt etwas zu niedrig und zu nahe am Körper und der Kniewinkel ist durch hoch montierte Rasten auf Dauer zu spitz. Fahrer unter 1,85 oder noch besser 1,80 Meter haben damit wohl keine Probleme. Die Sitzhöhe von 809 mm ist grundsätzlich passend, nur zieht der wunderschöne Tank zur Sitzbank hin zu schmal und der Knieschluss passt bei längeren Beinen nicht 100 %.

Viel mehr Leistung für nur wenig mehr Geld

Preislich ordnet sich die neue Speed Twin sanfte 300 Euro über dem 2020er Modell ein. In Anbetracht der gebotenen Mehr-Performance geht das vollkommen in Ordnung. In Deutschland liegt sie somit bei 12.550 Euro zuzüglich Nebenkosten. Die Speed Twin wird ab August 2021 beim Triumph-Händler des Vertrauens erhältlich sein.

Fazit

Fahrwerk endlich top. Bremse endlich gut. Motor mit Euro 5, mit mehr Kraft und mehr Pferden. Preis: Nur wenige Euro mehr. Triumph Speed Twin: Punktlandung.

Eingedampft auf wenige Eindrücke steht die 2021er-Version der Triumph Speed Twin richtig gut da. Das Fahrwerk funktioniert endlich wie gehofft, die neue Bremse steht auf Augenhöhe und der Motor ist weiterhin ein krafttriefender, verkappter Sportler. Das neue, bessere Paket kostet aber kaum mehr als die alte Version. Stark.

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Erscheinungsdatum 15.09.2023