Der luftgekühlte 1150er-Boxer wurde frisch auf Euro 5 gehoben und wird in naher Zukunft eine radikal überholte Scrambler und eine zur Basis-GS geformte Urban G/S befeuern.
Der luftgekühlte 1150er-Boxer wurde frisch auf Euro 5 gehoben und wird in naher Zukunft eine radikal überholte Scrambler und eine zur Basis-GS geformte Urban G/S befeuern.
Seit Jahren versuchen wir ihn herbeizuschreiben, den kleinen Boxer – in einer Art Basis-GS. "Mach mer net" war stets die kurze und knappe Antwort aus Bayern. Und immer führten die Münchner gute Argumente an. Allen voran natürlich die Existenz der F-Baureihe mit ihrem mittlerweile bis zu 950 Kubikzentimeter großen Parallel-Twin. Diese Hubraum-Klasse ist also längst besetzt.
Wieso kommt trotzdem der Wunsch nach einer Alternative auf? Der luftgekühlte 1150er, der in der R nineT-Baureihe nach wie vor putzmunter Dienst schiebt, ist auch mit Euro 5-Abstimmung noch ein sprudelnder Quell der Freude mit kernigem Antritt aus dem Keller und beachtlichem Temperament im Drehzahl-Oberhaus. Keine Rede von wohlverdientem Ruhestand. Das wird umso klarer, wenn man einen Blick auf die Erlkönig-Fotos wirft.
Diese Bilder zeigen die kommende R nineT-Generation, die frühestens 2023 marktreif sein dürfte. Und sie zeigen, wohin die Reise der Scrambler und Urban G/S gehen soll. Nämlich weg vom Lifestyle-Schickimicki und Customizing-Schnickschnack, stattdessen direkt ins Grobe. Wie rustikal dieser Ausflug ins Grüne ausfallen darf, das interpretieren Scrambler und G/S jedoch durchaus unterschiedlich.
Während es die zukünftige Scrambler bei einem größeren Vorderrad (21 Zoll statt der bisherigen 19 Zoll) und längeren Federwegen (bislang mickrige 120 und 140 Millimeter) sowie einer Upside-down-Gabel statt der bisherigen Telegabel zumindest äußerlich belässt und so für den einen oder anderen Feld- oder Schotterweg gut ist, könnte die Urban G/S zukünftig direkt aus dem Berufsverkehr ins Unterholz abbiegen. Dafür sprechen nicht nur die Karoo-3- Grobstöller auf den Speichenrädern sowie die nochmals deutlich längeren Federwege, sondern auch das steiler angestellte Rahmenheck und vor allem die neue Krümmerführung. Statt wie bisher in zartem Schwung Richtung Ölwanne und Sammler zu mäandern, biegen die G/S-Rohre praktisch direkt nach dem Zylinderkopf scharf ab, um sich umgehend eng an das Motorgehäuse zu schmiegen, um jedem etwaigen Kontakt mit Stock und Stein aus dem Wege zu gehen und stattdessen unbeschadet in den flachen Sammler zu münden. Insgesamt verströmt dieses neue Arrangement eine ganz neue Dynamik, als es die Vorgängerin jemals konnte, und nimmt auch jene gefangen, die vielleicht niemals mit einer R nineT liebäugelten, aber sehr wohl von einer anderen GS träumten. Einer schlanken und ranken GS, die weder Wasserkühlung noch Bordcomputer noch 35 unterschiedliche Fahrmodi braucht, sondern nur einen knackigen Boxer, möglichst wenig Gewicht und ganz viel Bodenfreiheit.
Seit Jahren versuchen wir ihn herbeizuschreiben, den kleinen Boxer – in einer Art Basis-GS. Nun könnte er doch Wirklichkeit werden. Aber ganz anders als gedacht. Angesichts der derart drahtigen Erscheinung der neuen Urban G/S, die nicht mehr viel mit dem aktuellen gemütlichen Stadt- und Landstraßenflitzer zu tun hat, könnten selbst eingefleischte Puristen die Hubraum-Völlerei des 1150ers übersehen.