Die Konkurrenz der BMW S 1000 R führt mehr Power und Elektronik ins Feld. Die brandneue S 1000 R (2021) dürfte ihren Konkurrentinnen aber auch weiterhin heftiges Kopfzerbrechen bereiten.
Die Konkurrenz der BMW S 1000 R führt mehr Power und Elektronik ins Feld. Die brandneue S 1000 R (2021) dürfte ihren Konkurrentinnen aber auch weiterhin heftiges Kopfzerbrechen bereiten.
Die Münchner haben an der Leistungsschraube – ganz selbstbewusst – wieder nicht gedreht. Warum auch? 165 PS sind auf der Landstraße mehr als genug und auch damit hat die BMW S 1000 R bisher in Vergleichstests die Konkurrenz gebügelt. Man habe, so Produktmanager Maximilian Renko, den Ingenieuren die Aufgabe gestellt, einen 1-Liter-Motor optimal für die Landstraße auszulegen.
Heraus kamen eben jene 165 PS und 115 Nm der R, mit denen die BMW S 1000 R auch 2021 der Konkurrenz heftig Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Denn bis 6.000/min bietet sie nicht nur mehr Drehmoment als das Superbike S 1000 RR, sondern liefert nach wie vor auch bissige Drehfreude, piekfeine Gasannahme und satten Druck aus der Mitte.
Von der RR übernahm die BMW S 1000 R, neben dem Grundmotor, auch das Chassis, das neben dem aktuellen Rahmen auch die Schwinge mit Unterzug umfasst. Daneben feilten die Münchner aber auch kräftig am Gewicht: Rund sieben Kilogramm speckte die neue R ab – fünf am Motor, zwei durch den Griff ins Teileregal zu den Rädern der Superbike-Schwester, rund 1,3 Kilo steuert die Schwinge bei.
BMW trimmte die S 1000 R auch weiter Richtung Umgänglichkeit. Dazu gehören rund 16 mm mehr Sitzhöhe und der um 20 mm weiter nach vorne gerückte Lenker – für mehr Druck aufs Vorderrad und mehr Feedback von diesem. Fahrer um 175 cm Körpergröße kommen trotzdem mit beiden Füßen locker auf den Boden.
Neue Fahrwerksgeometrie
Wie sich das alles anfühlt? Bombastisch! Weil sich die BMW S 1000 R dank schmaler Taille klasse zwischen die Knie schmiegt, die Sitzposition dazu etwas angriffslustiger, aber nicht fordernd ausfällt. Vor allem aber, weil sie nach wie vor heftig durchs Kurvengewühl wütet. Die neue Fahrwerksgeometrie mit längerem Radstand, steilerem Lenkkopfwinkel und kürzerem Nachlauf sticht. Sie hat nichts von ihrer Angriffslust eingebüßt. Im Gegenteil.
Berechenbar und ausgewogen, mit enormer Kurvengier, zieht die BMW S 1000 R hochpräzise ihren Strich und klappt leicht aus der Mittellage ab. Vor allem, wenn sie mit den Kohlefaser-Rädern aus dem M-Paket bestückt ist. Die leichten Rädchen reduzieren die rotierenden Massen enorm und sollen das Gesamtgewicht unter die 200-Kilo-Marke drücken.
Generell hat BMW ausstattungstechnisch aufgepeppt: An Bord sind LED-Scheinwerfer und ein 6,5-Zoll-TFT-Display, das volle Konnektivität bietet. Die Sechsachsen-IMU aus dem Superbike überwacht ABS sowie Traktionskontrolle schräglagenabhängig und ermöglicht neben den drei Fahrmodi (Rain, Road und Dynamic) im optionalen Dynamic Pro-Modus, die Wheelie-Kontrolle in vier Stufen – unabhängig von der Traktionskontrolle – zu justieren. Der Dynamic Pro-Modus bietet auch eine Launch-Control, einen Pit Lane-Limiter sowie eine Motorschlepp-Regelung.
Daneben legten die Entwickler auch Hand an die Fahrwerksabstimmung. So nutzt das Federbein dank linearerer Anlenkung seinen Federweg effektiver. Und die Dämpfer-Abstimmung im Road-Modus des semiaktiven Fahrwerks (optional) wurde nun merklich komfortabler ausgelegt.
Das Bemühen der Entwickler, den Alltag mit der BMW S 1000 R noch angenehmer zu machen, zeigt sich auch in in vibrationsentkoppelten Lenkerböcken, mittels derer sich durch Drehen der Lenker um weitere 10 mm nach vorne versetzen lässt. Hinzu kommt, dass der allzu giftige Initial-Biss der Bremse beim ersten Anlegen etwas entschärft wurde. Und akustisch tritt die S 1000 R nun dezenter auf: das bisweilen recht vorlaute Auspuffsprotzeln wurde quasi eliminiert. Der neue Lenkeinschlag soll den Wendekreis um einen Meter eindampfen.
BMWs Power Naked Bike kostet ab 14.740 Euro. Die Farbvariante, in der die S 1000 R zum Fahrbericht anrollte, ist Bestandteil des M-Pakets. Es kostet 2.800 Euro Aufpreis und umfasst neben der M-Lackierung auch die M-Schmiederäder, einen für die Rennstrecke konzipierten Sportsitz, Akrapovic-Auspuff, M Endurance Kette, eine leichtere Batterie sowie einen Freischaltcode für den M GPS-Laptrigger. Wer noch auf die M-Karbonräder aufrüsten möchte, muss weitere 2.100 Euro drauflegen.
Kommen wir nochmal zum Thema Spitzenleistung. Über zu wenig hat sich – zumindest beim Fahrtermin – niemand beschwert, was die Sorgenfalten bei der Konkurrenz sicher nicht kleiner machen dürfte. Und dass sich die Entwickler bei aller Fahrdynamik auch um den Alltag Gedanken machten, zeigt beispielsweise der um einen Meter kleinere Wendekreis.