Fantic Stealth 125 im Test: Hinterlässt bleibenden Eindruck

Fantic Stealth 125 im Test
Ein neuer Star auf dem Schulhof?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 19.09.2025
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Neu? Nur teilweise, denn obwohl erst 2024 vorgestellt, ist der Motor ein alter Bekannter. Diese dank variabler Ventilverstellung fast schon einmalig overengineerten 125 Kubik stammen von Minarelli und tun schon seit einigen Jahren ihren feurigen Dienst in Yamahas 125er-Sportlern.

Motor reizt 125er-Vorgaben voll aus

Bereits Anfang des neuen Jahrtausends übernahmen die Japaner den italienischen Motorenhersteller, etablierten später eine Kooperation mit Fantic und traten ihn 2020 schließlich komplett an die Norditaliener ab. Einen regen Antriebsverkehr zwischen Italien und Japan gibt es trotzdem noch, man denke nur an den famosen CP2 aus der MT-07, der die großen Caballeros von Fantic bekannt energisch antreibt.

Warum so viel Motoren-History? Weil dieses kleine Aggregat es wert ist, so viel sei schon mal verraten. Es reizte den überschaubaren Kraftrahmen der 125er-Klasse bislang immer maximal aus oder sogar über, egal in welchem Rahmen es hing.

Die Fantic Stealth 125 für 5.790 Euro

Genau wie ein dramatisch-sportliches, ja fast schon überdimensioniertes Äußeres. Von der stämmigen 41-Millimeter-Upside-down-Gabel über die 320-Millimeter-Bremsscheibe mit Radialzange bis hin zum 150er-Hinterrad mit anständiger Pirelli-Gummierung strahlt die Fantic Stealth 125 ernsthafte Ambition aus. Und kombiniert diese zudem noch mit italienisch lässigem Designstrich und feiner Racing-Machart samt Gitterrohr, bösem Blick und GP-Rohr. Volltreffer!

Wäre ich 25 Jahre jünger, würde ich wohl schon die Moneten an allen Ecken und Enden zusammenzählen. Um doch zu merken, dass es nicht reicht: 5.790 Euro, immerhin inklusive Nebenkosten. Nun, manche Dinge ändern sich wohl nie. Der heißeste Scheiß war auch damals schon teuer und wurde trotzdem gekauft. Wenn auch nicht von mir.

Anders als damals fühle ich mich heute etwas zu "mächtig", als ich Platz nehme. Ob es an meinen 25 Kilo Gewichtsunterschied zu damals liegt oder daran, dass die Fantic Stealth 125 trotz des erwachsenen Aussehens immer noch ein superkompaktes, nun ja, 125er-Motorrad ist? Fakt ist, man sitzt bei 1,80 Metern Körpergröße sportlich, aber dünn gepolstert und tief im Motorrad samt knackigem Kniewinkel.

Extra-Kick zwischen 7.500 und knapp 11.000/min

Die kleine Fantic Stealth 125 ist kein Blender. Mit nur 141 Kilogramm vollgetankt lässt sie sich quasi nach Belieben in die Ecken schmeißen, schaltet und kuppelt sich kinderleicht und fährt trotzdem stabiler, als man es bei diesem Federgewicht erwartet.

Und dann ist da ja noch besagter Motor: läuft früh rund, ist kurz übersetzt und schiebt schon untenrum mit einer wahrnehmbaren Portion Schmalz an. City-Cruisen bei ca. 4.500 Touren im sechsten Gang: easy. Deutlich vergnüglicher ist es aber, das Gas stehen zu lassen und den feinen Extra-Kick zwischen 7.500 und knapp 11.000 Touren zu genießen.

Fantic Stealth 125: In 19,4 sek von 0 auf 100

Dass es dann auch ganz ordentlich vibriert auf der Fantic Stealth 125, nimmt man gerne in Kauf. So ist man recht fix auf 100 km/h, erst dann wird es zäh, bis schließlich über 120 km/h auf dem TFT-Fünfzöller stehen.

Sollte der Mut mal doch etwas zu groß gewesen sein, nimmt die wirklich heftig ankernde Frontbremse der Fantic Stealth 125 jeden Übereifer locker wieder aus dem Spiel, samt angenehm waltendem ABS.

Das Einzige, was der Fantic Stealth 125 zum Vollblut-125er-Racer fehlt ist das letzte Maß an Präzision und Straffheit. Der Lastwechsel ist etwas schnippisch, die Schaltwege sind ein wenig lang, die Bremse braucht ordentlich Hebelzug und das Fahrwerk wirkt soft, aber spricht trotzdem eher robust an. Andererseits: Mit 25 Kilo und/oder Jahren weniger könnte es vielleicht genau passen.