Einsteiger-Bikes wie Kawasaki Z 500 und CFMoto 450 NK glänzen zwar bei Leistung und Ausstattung nicht so wie Reiseenduro-Dickschiffe, dafür brillieren sie beim Gewicht. 177 Kilogramm wiegt eine vollgetankte CFMoto 450 NK, magersüchtige 168 Kilogramm eine ebenso mit Benzin gefüllte Kawasaki Z 500. Die balanciert jeder im Stand lässig aus. Was auch daran liegt, dass ihre Sitzhöhen mit 800 Millimetern bei der CFMoto und deren 790 bei der Kawasaki absolut anfängerfreundlich ausfallen.
Kawasaki Z 500 wirkt fast wie eine 125er
Wobei sich das Sitzarrangement der zwei durchaus unterscheidet. Fast wie eine 125er mutet die Kawasaki Z 500 an. Ihr Lenker liegt dicht am Fahrer, tief fällt ihre Sitzmulde aus, der Kniewinkel tendiert in Richtung sportlich. Viel Platz für Positionsänderungen gibt’s auf der kleinen Kawa nicht. Großgewachsene – der Autor misst 2 Meter – müssen beim Wenden oder bei engen Kehren zudem aufpassen, dass sie nicht mit dem Lenker an die Knie stoßen. Nicht so große Fahrer freuen sich über die Abmessungen der Kawasaki Z 500, weil sie sofort Vertrauen wecken.
Mehr Platz auf der CFMoto 450 NK
Mehr Platz für den Fahrer bietet die CFMoto. Die 450 NK wirkt im direkten Vergleich deutlich erwachsener, ihr Lenker liegt höher und weiter vorn, die Sitzbank schenkt dem Hintern mehr Raum, der Kniewinkel bleibt schmerzfrei. Ein Arrangement, das als voll tourentauglich durchgeht. In die gleiche Kerbe haut auch der Motor der CFMoto. Mit leichten Vibrationen hängt der 449 Kubik große Zweizylinder am Gas, reagiert geschmeidig-direkt auf Lastwechsel und drehmomentet sich mit feinem Schub durchs Drehzahlband. Dafür gibts einen Daumen nach oben.
Der würde sogar noch von einem Grinsen untermalt, wäre da nicht die Kawasaki Z 500. Die liegt leistungstechnisch zwar auf Augenhöhe, Kawasaki hat das Einsteiger-Bike aber ultrakurz übersetzt. Bei 100 km/h kratzt die Z 500 an der 6000er-Marke auf dem Drehzahlmesser. Das taugt in den Alpen mächtig. Egal, ob in großer Höhe oder im zweiten Gang den Berg hinauf – die kleine Kawa steckt die CFMoto locker in die Tasche und zeigt auch manch leistungsstärkerem Bike das fesche Rücklicht.
Kawasaki Z 500 lastwechselt merklich
Ganz ohne Aber bleibt der motorische Elan aber nicht. So lastwechselt die Kawasaki Z 500 merklich, ruckt besonders in ganz kniffligen Bögen und bei niedrigem Tempo schon mal deutlich, wenn nach der Bremsphase das Gas wieder geöffnet wird. Das packt die CFMoto 450 NK feiner, allein ihr fehlt der Schub. Dafür meistert ihr Fahrwerk alle Anforderungen beim Pässewedeln mit sattem Gegenhalt und ausgeprägter Präzision. Eine ideale Formel für viel Spaß beim Hoch und Runter rund ums Stilfser Joch.
Die Kawasaki Z 500 lässt beim gleichen Kurvenfest viel mehr Bewegung zu. Ihre Gabel taucht beim Ankern vor Kurven weit ab, ihr Federbein gautscht schon mal, wenn Bodenwellen und Beschleunigungswunsch aufeinandertreffen. Da bleibt ein Stück weit die Fahrpräzision auf der Strecke. Die gewünschte Linie trifft die Z 500 dennoch in den meisten Fällen, weil sie noch ein dickes Ass im Ärmel hat. Das hört auf den Namen Handlichkeit. Fast schon wuselig zirkelt die Kawasaki um jeden Radius, erlaubt Kurskorrekturen mit Leichtigkeit. Engere Linie, weiterer Bogen – da spielt die Z 500 gerne mit. Wer den Einsteiger-Zweier aus Japan nicht ums Eck bekommt, hat wohl auch Probleme, ein Blatt Papier zu falten.
Bremsen bergab mit Sozius
An diese Unbeschwertheit des Kehrengleitens kommt die CFMoto nicht ganz heran, wobei auch sie den willigen Spielgefährten im Alpenraum gibt, Kurven mühelos umtänzelt und selbst beim Bremsen bergab mit Zuverlässigkeit punktet. Fürs forsche Verzögern braucht es allerdings eine zupackende Hand, ihre Beläge fallen eher in die Kategorie stumpf. Dafür regelt ihr ABS zuverlässig, schwenkt selbst beim Härtetest "Bremsen bergab mit Sozius" nicht die weiße Fahne und hält das Hinterrad in der Spur und unten. Nur kürzeste Anhaltewege sind mit diesem Setup nicht drin.
Eher kommt die Kawasaki Z 500 zum Stehen. Ihre Bremse haut die Beläge forscher auf die Scheiben, packt feister zu. Beim ABS-Regelverhalten muss sie aber mit Tadel leben. Kommen bergab Bodenwellen ins Spiel, steigt das Heck schon mal merklich. Der Überschlag muss dann teilweise händisch verhindert werden. Gerade Anfängern würde eine sicherer Stoppies verhindernde Abstimmung mehr taugen.
Trotz dieser kleinen Minuspunkte gewinnt die Kawasaki Z 500 das Rennen gegen die CFMoto 450 NK, was vor allem ihrer kurzen Übersetzung geschuldet ist. Doch auch mit der CFMoto macht man in den Alpen nichts verkehrt. Was nur unterstreicht: Mit Einsteiger-Bikes über Berge huschen funktioniert ausgezeichnet und ist deutlich weniger Angstschweiß fördernd als mit 300 Kilogramm-Reiseenduro-Boliden. Garantiert!