Ducati hat seinen V4-Sportmotor für den Einsatz in anderen Baureihen umfangreich weiterentwickelt. Die neue Variante heißt V4 Granturismo, kommt ohne Desmodromik und feiert in der Multistrada V4 Premiere.
Ducati hat seinen V4-Sportmotor für den Einsatz in anderen Baureihen umfangreich weiterentwickelt. Die neue Variante heißt V4 Granturismo, kommt ohne Desmodromik und feiert in der Multistrada V4 Premiere.
Ducati stellt den brandneuen V4 Granturismo vor und präsentiert einen äußerst kompakten, leichten und leistungsstarken Motor mit hohen Drehmomentwerten. Der V4 Granturismo-Motor wurde für die Ducati Multistrada V4 entwickelt und – echte Ducatisti müssen jetzt stark sein – verzichtet auf eine desmodromische Ventilzwangssteuerung.
Gleich vorab eine beeindruckende Zahl, die direkt mit dem Desmo-Verzicht verknüpft werden kann. Satte 60.000 Kilometer gibt Ducati für den neuen 90-Grad-V4 als Inspektionsintervall für die Ventilspielkontrolle und den Zündkerzenwechsel an. Öl und Filter müssen alle 15.000 Kilometer (oder spätestens nach zwei Jahren) getauscht werden, der Luftfilter darf 30.000 Kilometer Dienst schieben. Die langen Intervalle dürften den Geldbeutel in Sachen Wartung spürbar entlasten.
Dennoch bietet der V4 Granturismo ordentlich Leistung, auch wenn die Auslegung auf Drehmoment und ein breites Leistungsband optimiert wurde. Der V4 Granturismo, der selbstredend nach Euro 5 homologiert ist, liefert aus 1.158 cm³ Hubraum 170 PS bei 10.500/min und ein maximales Drehmoment von 125 Nm bei 8.750/min. Die Bohrung beträgt 83 Millimeter, der Hub 53,5 Millimeter. Die Ventilbetätigung erfolgt, wie bereits oben erwähnt, nicht über Desmodromik und damit eine Zwangsschließung, sondern setzt auch konventionelle Federn zur Ventilrückführung. Der V4 Granturismo-Motor besitzt im Vergleich zum Desmosedici Stradale Drosselklappengehäuse mit kleinerem Durchmesser (46 mm), längere Kanäle und optimierte Brennräume. Die by-Wire angesteuerten Drosselklappen jeder Bank werden von einem speziellen Elektromotor angetrieben und können asynchron zwischen den beiden Bänken aktiviert werden. Diese Lösung ermöglicht komplexe Steuerungsstrategien sowie eine Zylinderabschaltung der hinteren Bank, die bei niedrigen Geschwindigkeiten und beispielsweise Ampel-Stopps greift.
Damit ist der V4 leistungsstärker als der bisher in der Multistrada verbaute V2. Aber ist auch kompakter und leichter. Der V4 Granturismo ist 85 mm kürzer, 95 mm flacher und nur 20 mm breiter als der 1260er-V2. Zudem ist er mit einem Gewicht von 66,7 Kilogramm rund 1,2 Kilogramm leichter. Vibrationsärmer ist das V4-Prinzip zusätzlich – so sparen sich die Italiener eine Ausgleichwelle. Wie der V4-Sportmotor setzt auch der V4 Granturismo auf eine gegenläufig zu den Rädern drehende Kurbelwelle. Das gleicht die Radkreiselkräfte teilweise aus und optimiert so das Handling. Die Hubzapfen sind um 70 Grad versetzt angeordnet. Die Zündfolge von 0, 90, 290 und 380 Grad verleiht dem Vierzylinder beinahe einen V2-Klang. Das kürzer übersetzte Sechsganggetriebe setzt auf eine Servo-Kupplung sowie einen Blipper.
Der neue V4 ist für Ducati ein gewaltiger Schritt in die Zukunft. Vier statt zwei Zylinder hatte die Roten zwar schon, der Verzicht auf die markentypische Desmodromik ist aber ein gewaltiger und ein gewagter. Nicht technisch, aber in Sachen Markenphilosophie.