Immer mehr Armeen testen Elektro-Motorräder. Reichweite und Geschwindigkeit sind nachrangig. Stiller Antrieb und die Robustheit um so wichtiger.
Immer mehr Armeen testen Elektro-Motorräder. Reichweite und Geschwindigkeit sind nachrangig. Stiller Antrieb und die Robustheit um so wichtiger.
Unbeherrschbare Kraft und Höchstleistungen. Zwei Eigenschaften, die für Arbeitsgeräte deutscher Kradmelder eigentlich noch nie galten. Die einen sagen bewusst, die anderen meinen erzwungen. Der Chronist kam während seiner Dienstzeit noch mit alten Hercules K 180 BW mehr oder weniger gut in Kontakt. Das ist 21 Jahre her. Heute fahren Kradmelder immerhin BMW F 850 GS. Das ist im Vergleich zur alten K durchaus als Fortschritt zu werten. Und die nächste Evolution steht an: Elektrische Motorräder werden weltweit immer öfter militärischen Tests unterzogen. Polizei und Grenzschutz setzen vermehrt auf diese Antriebstechnik. Die Reichweite kann es nicht sein. Es zählen andere Eigenschaften. Wir erklären, welche das sind und zeigen, wie die australische Armee die Sur Ron Firefly testet.
Wohl einer der Hauptgründe warum Armeen vermehrt Elektro-Motorräder in ihren Teilstreitkräften testen, ist der vergleichsweise lautlose Antrieb. Gerade der mobilen Aufklärung kann das von großem Vorteil sein. Und: Wer selbst kaum Geräusche von sich gibt, bekommt mehr von seiner Umwelt mit.
Derzeit ist vor allem die Sur-Ron Firefly Light Bee immer wieder in Tests. Nach der australischen Army liegt der letzte Test der britischen Fallschirmjäger nicht lange zurück. Die Light Bee wiegt nur 47 Kilogramm ohne Akku und kann gut 100 Kilogramm zuladen. Als Offroad-Versionen ohne Straßenzulassung können die Sur-Rons 80 Kilometer pro Stunde schnell werden und theoretisch 69 Kilometer weit kommen. Die Praxis dürfte mit einem Soldaten und Ausrüstung bei knapp 50 Kilometern liegen.
Wo kein Benzin und kein Öl drin ist, kann auch keins auslaufen. Elektromotorräder sind unabhängig der Lage transportierbar und sofort einsetzbar. Im Gelände machen den Krädern längeres Lagern auf der Seite nichts aus und durch den mitunter entnehmbaren Akku ist das Motorrad schnell betriebsunfähig.
Die Wärmesignatur eines Fahrzeugs mit Verbrenner ist sehr eindeutig: Motor, Antrieb und Auspuff sind alle durch mehr oder wenige Wärme klar zu erkennen. Der Elektromotor und Akku erwärmen sich zwar auch, jedoch wesentlich niedriger. Als Beispiel ist ein Akku mit über 40 Grad schon als "heiß" zu bezeichnen und – im besten Fall – ein seltener Effekt. Entsprechend kühlen diese Teile deutlich schneller aus.
Die vollintegrierte Technik, fast keine Betriebsstoffe und der lageunabhängige Transport bieten große Vorteile im Einsatz. Die australische Armee lässt die Sur-Ron in ihrem Test schwimmen: Auf den schwimmenden Rucksäcken ist die Firefly verzurrt und kann übersetzen.
Der Elektro-Pionier Zero Motorcycles hat für das Geschäft mit den sogenannten Behördenfahrzeugen ein eigenes Modell im Programm: die Zero Military. Basis ist die FX mit immerhin 44 PS Spitzenleistung. Die Unterschiede sind die fehlende Heck-Beleuchtung und der herausnehmbare Akku.
Trotz herausnehmbarer Akkus ist die Ladeinfrastruktur im Feld noch schlechter als nahe der Straße. Deshalb muss so ein Militär-Krad fossil per Generatoren geladen werden. Möglichkeiten per faltbarer Solar-Paneele Strom im Einsatz zu laden, sind zwar denkbar, jedoch noch sehr visionär.
Heute schon rüstet Zero jährlich gut 1.000 Motorräder für Behörden aus oder um. Das sind natürlich nicht nur alles Military-Versionen, sondern vornehmlich SR-Modelle für nationale oder regionale Polizeibehörden. Doch auch Versionen für Zoll und Grenzschutz sind in Europa zu finden. Naheliegend, dass Armeen allerorts Elektro-Motorräder testen. Die Vorteile des Gewichts, des leisen Antriebs und der sehr niedrigen Wärmesignatur liegen auf der Hand, die Nachhaltigkeit spielt dagegen für diesen Einsatz gar keine Rolle.