Mit dem Erfolg hatte keiner gerechnet, auch Suzuki nicht. Aus dem Stand katapultierte sich die SV 650 im Debütjahr 1999 mit mehr als 4500 Einheiten auf Platz eins der deutschen Zulassungs-Charts. In den beiden folgenden Jahren konnte das unverkleidete Modell sowie das mit Halbschale den Absatz noch einmal steigern und sich in der Hitliste unter den Top Fünf etablieren. Dabei liegt der großen Beliebtheit ein simples Rezept zugrunde: Mit rund 6300 Euro (S: 6600) ist die SV in ihrer Klasse konkurrenzlos günstig, ohne mit billigen Lösungen aufzuwarten.
Außerdem preschte Suzuki erfolgreich in die Marktlücke der Mittelklasse-Twins, die zuvor nur Ducati mit den relativ betagten, hochpreisigen Zweiventilern in Tourensport- und Monster-Ausführung besetzte. Die beiden SV-Varianten decken diese beiden Stilrichtungen locker und mit der hohen Fertigungsqualität japanischer Großserientechnik kostengünstiger ab. Zudem besitzt der japanische wassergekühlte V2-Vierventiler mit 71 PS mehr Leistung als die Italienerinnen. Weil Suzuki außerdem eine auf 34 PS gedrosselte Einsteigerversion offeriert, bedient die SV 650 eine relativ breit gefächerte Klientel von Anfängern, Wiedereinsteigern bis hin zu sportlichen Tourenfahrern.
Das drehzahlfreudige, elastische Triebwerk bietet eine Höchstgeschwindigkeit von gut 200 km/h. Und das Fahrwerk verwöhnt mit überraschender Handlichkeit, das die gerade mal 190 Kilogramm schwere Maschine spielerisch dirigierbar macht. Die sportlich ambitionierte Kundschaft moniert die zu weiche Telegabel, die bei kräftigen Bremsmanövern zu früh auf Block geht. Kritik gibt es außerdem am Lastwechselverhalten des Motors, verursacht von einem leicht verzögerten Ansprechen der Vergaser. Das lässt häufig selbst bei penibler Synchronisation nicht gänzlich beseitigen.
Auch bei der Langstreckentestmaschine von MOTORRAD wurde dieser Punkt im Fahrtenbuch immer wieder moniert. Ebenso fand dort die manchmal zögerlich ausrückende Kupplung durch eine nicht korrekt justierbare Kupplungsschnecke Erwähnung. Wirklich ärgerlich war aber nur das hakende Zündschloss, dessen Abdeckblende wohl klemmte, wodurch Feuchtigkeit eindringen konnte. Nach 50000 Kilometern gab es im Triebwerk außer einem in Mitleidenschaft gezogenen Kolbenbolzen und dem fünften Gangradpaar nichts auszutauschen.
Mittlerweile haben einige SV-Treiber schon mehr als 65000 Kilometer zurückgelegt, ohne dass eine Motorrevison nötig wäre. Mit der Präsentation der neuen SV 650 mit Einspritzung, ungeregeltem Kat, Sekundärluftsystem und neuem Rahmen sowie der SV 1000 könnte das Vergasermodell zur Saison 2003 auf dem Gebrauchtmarkt ein Renner werden. Derzeit ist das Preisgefüge noch stabil. Aber wenn sich viele SV-Besitzer von der Neuen begeistern lassen, werden die sich dann häufenden Angebote den Preis sinken lassen. Die Chancen für eine erfolgreiche Schnäppchenjagd stehen im kommenden Frühjahr somit gut. Und für die alte SV 650 gilt weiterhin: Sie ist ein leichtes, feines Spielmobil, das mit relativ geringem finanziellen Aufwand für Fahrwerk und Ergonomie seinem neuen Besitzer mehr Spaß machen kann, als sich die Vierzylinderfraktion vorzustellen vermag.
MOTORRAD-Checkpoint - Suzuki SV 650/S
Gebrauchtkauf DatenkastenSteckbrief Suzuki SV 650 (S)MOTOR: Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, je zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Hubraum 645 cm³, Nennleistung 52 kW (71 PS) bei 9000/min, maximales Drehmoment 62 Nm bei 7400/min, Gleichdruckvergaser, 0 39 mm, Transistorzündung, keine Abgasreinigung, E-Starter, Sechsganggetriebe, Kettenantrieb.FAHRWERK: Gitterrohrrahmen aus Aluprofilen, Telegabel, Zweiarmschwinge aus Aluprofilen, Zentralfederbein mit verstellbarer Federbasis, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, Federweg v/h 130/125 mm, Reifengröße vorn 120/60 ZR 17, hinten 160/60 ZR 17.SITZHÖHE: 800 mmGEWICHT VOLLGETANKT: 193 kg ZULADUNG: 207 kgTANKINHALT/RESERVE: 16 Liter0-100 km/h solo (mit Sozius): 3,8 (5,2) sekHÖCHSTGESCHWINDIGKEIT solo (mit Sozius): 206 (187) km/hVERBRAUCH: 4,5 Liter/100 km, NormalSERVICE-INTERVALLE: alle 6000 KilometerBAUZEIT (NEUPREISE): 1999 (6030 Euro) bis heute ( 6640 Euro)GEBRAUCHTPREISE LAUT SCHWACKELISTE: 1999 (31500 Kilometer) 3900 Euro2000 (23100 Kilometer) 4425 Euro2001 (14700 Kilometer) 5250 EuroBESTAND: Zirka 16500 StückWICHTIGE TECHNISCHE ÄNDERUNGEN: 2002 Telegabel in der Federvorspannung einstellbarSTÄRKEN:- elastischer, drehfreudiger Motor- spielerisches Handling- sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis SCHWÄCHEN:- zu weich abgestimmte Telegabel- Lastwechsel-Verhalten- zu knapper SoziussitzTESTS IN MOTORRAD1:Test 4/1999Vergleichstest 5/1999Vergleichstest 10/1999Konzeptvergleich 17/1999Vergleichstest 24/1999Vergleichstest 3/2000Vergleichstest 8/2000Langstreckentest 18/2000Vergleichstest 26/2000Vergleichstest 1/2001Top-Test 16/2001Vergleichstest 17/2001Vergleichstest 22/2001Vergleichstest 2/2002Vergleichstest 11/2002Ersatzteil-PreiseSturzteileKupplungsarmatur EuroHandbremsarmatur EuroLenker EuroRückspiegel EuroBlinker vorn EuroBlinker hinten EuroTachometer EuroDrehzahlmesser EuroTank, lackiert EuroScheinwerfer EuroGabelstandrohr EuroGabeltauchrohr EuroSchutzblech vorn EuroVorderrad EuroSchalldämpfer EuroSeitenständer EuroVerkleidung EuroRahmen komplett EuroVerkleidungVerschleißteileBremsbeläge vorn (komplett) EuroBremsbeläge hinten EuroBremsscheibe vorn EuroKupplungsreibscheiben EuroLuftfilter EuroÖlfilter EuroKettensatz EuroBatterie EuroFederbein EuroTachowelle EuroGaszug EuroGabelsimmerringe EuroZylinderkopfdichtung EuroKupplungszug Euro Lenkkopflager EuroRadlagersatz, hinten EuroSitzbank Euro
Insider-Interview mit Werner Hiller - Suzuki SV 650/S
? Gibt es für Anfänger und Wiedereinsteiger spezielle Probleme?Nein, Kleingewachsene können die niedrige Maschine noch um 30 Millimeter tieferlegen lassen.? Haben die ersten SV-Fahrer mittlerweile Kilometerleistungen erreicht, bei denen der Motor ohne Revision bereits die Grätsche macht?Bisher nicht.? Die MOTORRAD-Langstreckenmaschine hatte Probleme mit der Kupplung, dem hakenden Zündschloss und verzögertem Ansprechen der Vergaser. Unsere Kunden mit mehr als 50000 Kilometern hatten keine Kupplungsprobleme. Beim Zündschloss hat vermutlich die Abdeckblende geklemmt, so dass Feuchtigkeit eindringen konnte. Die Vergaseranlage ist einwandfrei, reagiert aber sensibel auf die Einstellung.? Werden die Gebrauchtpreise nach Präsentation des Einspritzmodells deutlich fallen? Die Preise werden vermutlich stabil bleiben.
Verbesserungs-Tipps - Suzuki SV 650/S
FahrwerkDie SV-Vorderradgabel, erst ab Modell 2002 in der Vorspannung einstellbar, ist zu weich. Bei energischem Bremsen geht die Gabel zu schnell auf Block, das Vorderrad stempelt auf welligem Geläuf. Alle von MOTORRAD (24/1999) getesteten progressiveren Federn von Öhlins, White Power, Wilbers und Wirth (ab zirka 80 Euro) erhöhen die Stabilität und verbesseren das Ansprechverhalten der Gabel entscheidend, wobei die Verwendung von Gabelöl mit der Viskosität SAE 20 (statt 10 der Serie) wichtig ist. Für ein ruhigeres Heck bei sportlicher Fahrweise sorgen der Austausch des nur in der Federbasis einstellbaren Großserien-Federbeins gegen ein komplett justierbares von Öhlins ab zirka 700 Euro. Für ein Plus an Handlichkeit sollte das Heck dann zirka zeh Millimeter angehoben werden. Beim Serien-Federbein ermöglichen andere Umlenkhebel von Metisse (ab 85 Euro) zirka 25 Millimeter Mehrhöhe. Kurzbeinige Piloten greifen dagegen eher zur 30 Millimeter Absenkung(Firma Hiller und andere Suzuki-Händler, 140 Euro ohne Montage)BremsenDie SV-Stopper verzögern beeindruckend, wenn allerdings die teuren Originalbeläge vorn verschlissen sind, greifen viele Spätbremser für noch bessere Dosierbarkeit auf Exemplare von Brembo, Carbone Lorraine, Lucas oder Premier zurück, die zum Teil wesentlich preisgünstiger sind. Stahlflexleitungen (Micron, Spiegler) optimieren den Druckpunkt.ErgonomieWer am S-Modell statt der eher sportlichen Stummel einen höheren, bequemeren Superbike-Lenker ohne Veränderungen an der Halbschale montieren will, wird bei Stauch mit einem Kit (Lenker, Gabelbrücke, Züge, Stahlflex-Leitungen und höhere Scheibe) für rund 480 Euro fündig. Die Spoilerscheibe von MRA für die S-Version bietet besseren Windschutz als das Original, Fahrer über 1,85 Meter Körpergröße wählen häufig die noch höhere MRA-Tourenscheibe (mit ABE ab 75 Euro) GepäckWegen der schlanken Heckkontur der SV sind ausladende Fest-Gepäcksysteme von Givi, Hepco & Becker, Krauser und anderen wenig populär. Lediglich das abnehmbare Träger-System von SW-Mo-Tech (160 Euro) findet Beachtung. Sonst werden neben einer Gepäckrolle noch Softbags (B-Bags, Ortlieb, Oxford, Vanessa und andere) verwendet. ReifenDie vier besten Reifenpaarungen aus dem MOTORRAD-Test (18/1999) waren Bridgestone BT 56 SS, Dunlop D 207, Pirelli Dragon EVO (MTR 21/22) und Pirelli Dragon GTS (MTR 23/24)
Adressen - Suzuki SV 650/S
Importeur DeutschlandSuzuki Motor GmbH Telefon 06251/57000 www.sukuki.de Fahrwerk Métisse Telefon 071/91/302030 www.metisse.de Öhlins Telefon 08669/8660 www.zupin.de White Power Telefon 05924/78360 www.so-production.de Wilbers Products Telefon 05921/727110 www.wilbers.de Wirth Telefon 04189/811020 www.wirth.de Bremsen Brembo Telefon 0531/210210 www.stein-dinse.com Telefon 02504/73440 www.brunegmbh.de Carbone Lorraine Telefon 0761/611010 www.spiegler.de Lucas Telefon 02631/9120 www.lucas-bikersworld.com Micron (Nissin) Telefon 0911/936950 www.micronsystems.de Premier Telefon 0402540360 www.pwhamburg.de Telefon 0776/933150 www.goetz-motorsport.de Ergonomie MRA Telefon 07663/93890 www.mr-motorradtechnik.de Stauch Telefon 0711/701919 Gepäck Bagster Telefon 06451/715483 www.bagster.de Givi Telefon 0911/955100 www.givi-deutschland.de Hepco & Becker Telefon 06364/92160 www.hepco-becker.de JF Motorsport Telefon 06002/910391 www.jfmotorsport.de SW Mo-Tech Telefon 06425/820280 www.mo-tech.de Umbauten Gimbel Telefon 07667/7014 www.gimbel-motorradtechnik.de Hompage www.sv-rider.de www.sv650.de
Leserstimmen - Suzuki SV 650/S
»Der V 2 macht richtig Laune, eine leichtere und immer alltagstaugliche Alternative gibt es für mich nicht«Elke Roßkamp, e - mail»Insgesamt erwies sich der Sozialamts-Twin als ausgereift und preiswert«Klaus Hoffmann, Darmstadt»Als ich mir mit 18 Jahren eine SV 650 S mit 34 PS zulegte, war sie nur für den Stufenführerschein gedacht. Jetzt mit offener Leistung denke ich nicht mehr daran, sie zu verkaufen«Manuel Münster, Kulmbach» Nach Touren in Italien und Südfrankreich kann ich nur sagen: wofür eine viel teurere Ducati Monster?«Robert Ostermeier, München