Yamahas Top-Tourer bringt viel Leistung auf die Straße, leistet beste Dienste als Reisemobil, und als Gebrauchte stimmt auch die Preis-Leistung. Eine nunmehr zehnjährige Erfolgsgeschichte.
Yamahas Top-Tourer bringt viel Leistung auf die Straße, leistet beste Dienste als Reisemobil, und als Gebrauchte stimmt auch die Preis-Leistung. Eine nunmehr zehnjährige Erfolgsgeschichte.
Leistungstourer – eine werberische Wortschöpfung, gedichtet vom Hersteller, die ausnahmsweise mal zutrifft; denn die 1300er stellte sich beim Debüt 2001 mit beachtlichen 144 PS vor. Zwar gab es seinerzeit schon ähnlich starke Tourenbikes, die jedoch gemütlicheren Touristen zu sportlich orientiert waren. Die Yamaha indes bot genug Platz für zwei Reisende, super Windschutz, wartungsfreundlichen Kardan und gleichzeitig erstaunlich viel Fahrdynamik. Was zum perfekten Tourenglück noch fehlte, waren ein ABS und ein sechster Gang, denn im recht kurz übersetzten fünften dreht bei rasanten Autobahnetappen der Vierzylinder auf störend hohem Niveau. 2003 kam die FJR 1300 A – das „A“ steht für ABS – und schwupps: 2300 Stück gingen über den Tresen, bestes Verkaufsjahr! Ein sechster Gang fehlte noch immer, doch das tat der Popularität des Motorrads keinen Abbruch.
Yamaha trimmte das Motorrad weiter in Richtung Reisetauglichkeit, spendierte serienmäßige Koffer und Heizgriffe, verbesserte den Windschutz und das ABS. Hochinteressant ist auch das Parallelmodell FJR 1300 AS (2006 bis 2010) mit halbautomatischem Getriebe, bei dem ohne Kupplungshebel entweder per Fußwippe oder Schaltwippe am Lenker die Gänge spielerisch einzulegen sind. Diese Version schlug jedoch mit 2000 Euro Aufpreis zu Buche und spielt in der bisherigen Erfolgsgeschichte der FJR nur eine Nebenrolle; denn auch mit konventioneller Schaltung bietet die 1300er auf Reisen allerhöchste Leistungen und gehört zu den beliebtesten Maschinen aus zweiter Hand.
Tests in MOTORRAD:
FJR 1300: 9/2001 (TT), 11/2001 (VT), 20/2001 (VT), 7/2002 (VT),10/2002 (VT), 14/2002 (VT), 23/2003 (LT); FJR 1300
A: 6/2003 (T), 16/2003 (VT), 16/2004 (KV), 22/2004 (KV), 11/2005 (VT), 6/2006 (T), 15/2006 (VT), 25/2006 (KV), 18/2007 (VT), 14/2009 (ABS-VT)
T=Test, LT=Langstreckentest; VT=Vergleichstest, TT=Top-Test, KV=Konzeptvergleich; Nachbestellungen unter 0711/182-1229
Internet:
Fansites: www.fjr-tourer.de (lebendige Seiten rund um das Motorrad mit Stammtisch-Terminen, Technik-Infos etc.), www.fjr-1300.de (einfach gehaltenes Forum)
Gebrauchtangebote: https://www.1000ps.de/gebrauchte-motorraeder; FJR 1300 A S (/bike6345.htm)
Yamahas Touren-Flaggschiff gilt gemeinhin als technisch völlig stressfrei. Geben die üblichen Checkpunkte (Verschleißteile, Unfallspuren etc.) keinen Grund zu Beanstandungen, darf man also nach der Probefahrt bei dieser Maschine fast bedenkenlos zugreifen. In der Vergangenheit wurde. zwar von einigen Besitzern. der Modelle bis Baujahr 2005 ein Tickern des Motors moniert, woraufhin Yamaha oftmals auf Kulanz die Ventilführungen gewechselt hat. Dieses nur für spitze Ohren vernehmbare Geräusch stellt in der Regel jedoch kein technisches Problem dar. Rasselnde Geräusche hingegen deuten auf einen verschlissenen Steuerkettenspanner hin, der dann gewechselt werden sollte. Eine teure Reparatur kann ein defekter Simmerring am Kardanausgang bedeuten; denn ein Wechsel dieses Pfennigartikels verlangt einen kompletten Motorausbau (rund zehn Arbeitsstunden). Undichtigkeiten treten zwar nur sehr selten auf, findet sich nach der Probefahrt jedoch Öl an dieser Stelle, dann Finger weg von dieser Offerte! Da die FJR schon von Haus aus gut ausgestattet ist, spielt Zubehör bei Verhandlungen nur eine Nebenrolle.
Trotz deutlich nach unten korrigierter Listenpreise, tun sich die meisten Händler schwer, fabrikneue FJR 1300 an den Mann zu bringen. Aus zweiter Hand ist die Yamaha hingegen ein sehr gern gesehener Gast im Laden, der selten lange verweilt. Die Nachfrage nach guten Gebrauchten zu fairen Preisen auf mittlerem Niveau (siehe Tabelle) ist höher als das entsprechende Angebot. Maschinen ohne ABS (bis einschließlich Baujahr 2002) lassen sich allerdings nicht ganz so einfach losschlagen, weil der Bremsassistent in der Tourerklasse mittlerweile zum guten Ton gehört. Kann man darauf jedoch verzichten und findet um 5000 Euro eine FJR ohne Bremsassistent in guten Originalzustand, stimmt der Gegenwert dennoch. Auffällig häufig sind Tageszulassungen und Neuwert-Gebrauchte schon unter 12 000 Euro im Angebot, dementsprechend lassen sich Maschinen älter als zwei Jahre praktisch nur in Top-Zustand und mit sinnvollem Zubehör über 10000 Euro verkaufen.
Verfügbarkeit am Markt: Sehr hoch
Preisniveau in Euro | Baujahre | Km-Stand | Niedrig 4500-5400 | 2001-2002 | 30000-70000 |
Mittel 5500-7500 | 2001-2006 | 15000-40000 | Hoch 7600-9900 | 2003-2008 | 5000-30000 |
Typ | im Programm | Verkäufe |
RP04 | 2001/2002 | 4443 | RP08/11/13 | 2003 bis heute | 10397* |
*Stand: Januar 2011
Motor:
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, geregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kardan.
Bohrung x Hub 79 x 66,2 mm
Hubraum 1298 cm³
Nennleistung 105,5 kW (144 PS) bei 8000/min
Max. Drehmoment 134 Nm bei 7000/min
Fahrwerk:
Brückenrahmen aus Aluminium, Telegabel, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, Verbundbremse, ABS.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen 120/70 ZR 17, 180/55 ZR 17
Maße und Gewichte:
Radstand 1515 mm, Lenkkopfwinkel 64 Grad, Nachlauf 109 mm, Gewicht vollgetankt* 292 kg, Zuladung* 211 kg, Tank-inhalt 25 Liter.
Messungen (MOTORRAD 6/2006):
Höchstgeschwindigkeit** 245km/h
Beschleunigung 0-100 km/h 3,3 sek
Durchzug 60-100 km/h 4,4 sek
Verbrauch 5,4 l/100 km (Landstraße); 5,8 l/100 km (bei 130 km/h), Normal
*MOTORRAD-Messungen
**Herstellerangabe
2001 Typ RP04, in drei Farbvarianten, Blau, Schwarz und Silber, für 26135 Mark (13363 Euro).
2003 Neue FJR 1300 A, Typ RP08, in Deutschland ausschließlich mit ABS. 40 Millimeter höhere Verkleidungsscheibe, integrierte Blinker, größere Bremsscheiben vorn, modifizierte Federelemente, Wegfahrsperre. Preis: 14290 Euro.
2004 Typ RP11 mit Serienkoffern und neuer Kraftstoffpumpe für 14790 Euro.
2006 Typ RP13: längere Gesamtübersetzung, Lenker und Sitzbank verstellbar, Verbundbremse, geänderte Verkleidung, Schwinge und Hilfsrahmen. Preis: 15495 Euro. Modell FJR 1300 AS (ebenfalls Typ RP13) mit Halbautomatik-Getriebe (17495 Euro).
2007 Heizgriffe serienmäßig, Zweifarblackierungen (Blau-Silber, Grau-Silber, Rot-Silber). Preise: 15750 Euro (FJR 1300) bzw. 17750 Euro (FJR 1300 AS).
2008 Neues ABS (dreistufig statt zweistufig), Verkleidungsscheibe modifiziert. Farben: Grafit, Silber, Schwarz. Preise unverändert.
2011 Das AS-Modell wird aus dem Programm genommen. Preis für FJR 1300 A: 16995 Euro. Nur noch zwei Farbvarianten: Schwarz und Silber.
Das hochwertige Fahrgefühl, das die Yamaha FJR 1300 versprüht, merkt man auch an den Gebrauchtpreisen. Während Exemplare mit hoher Laufleistung schon günstig beginnen, sind jüngere Exemplare noch sehr wertstabil. Hier der Preisvergleich: gebrauchte Yamaha FJR 1300 in Deutschland.