Notbremsassistenten beim Motorrad sind technisch heute kein Problem. Einzig die Komponenten Fahrer ist für das System schwer einzuordnen. Harley möchte den Fahrer erst warnen und dann bremsen.
Notbremsassistenten beim Motorrad sind technisch heute kein Problem. Einzig die Komponenten Fahrer ist für das System schwer einzuordnen. Harley möchte den Fahrer erst warnen und dann bremsen.
Tatsächlich stellt es technisch kein Problem dar, ein Motorrad in Notsituationen heute schon automatisiert bremsen zu lassen. Das sogenannte Kurven-ABS könnte anhand seiner Messwerte autark eingreifen und die neuen radar-gestützten Systeme von BMW, KTM und Ducati könnten das Motorrad auch in Notsituation bis zum Stillstand bremsen.
Das Motorrad kann nicht einschätzen oder wissen was der Fahrer gerade macht, wenn die kritische Situation erkannt wird. Ist er aufmerksam oder schaut er durch die Gegend? Sind Hände und Füße wo sie hingehören? Für alle Fahrassistenten oder irgendwann autonome Systeme sind diese Daten brisant: Die Gefahr einen unaufmerksamen Fahrer durch eine kurze Korrekturbremsung völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen kann größere Folgen haben, als das Ausbleiben der Korrektur.
Harley-Davidson hat sich ein System patentieren lassen, um das sogenannte Mensch-Maschine-Interface (HMI) ganzheitlich darzustellen. Während eine Frontkamera, Radar oder Lidar den Verkehr und die Situation erfasst, registriert eine Kamera im Cockpit die Augen und das Gesicht des Fahrers zur Deutung der Blickrichtung. Alternativ denkt Harley auch daran Integralhelme mit dunklem Visier mit einer entsprechenden Einrichtung im Helm auszurüsten. Zusammen mit der Gesichtskennung registrieren Sensoren in der Sitzbank und den Lenkergriffen wie der Fahrer auf dem Motorrad sitzt.
Sollte das System eine Gefahrensituation erkennen, gleicht der Computer zunächst die Haltung des Fahrers mit der zu erwartenden Verzögerung ab. Sollte der Fahrer unaufmerksam sein, plant Harley mehrere Warneinrichtungen: In den Spiegel leuchten Warnsymbole auf, die Lenkerenden beginnen zu vibrieren, ebenso die Sitzfläche und über einen vernetzen Helm mit Smart-Display oder das heute schon verbreitete Audio-System kann auch gewarnt werden. Harley vibriert also, während BMW plant den Fahrer mit Stromstößen zur Haltung zu bringen.
Harley erweitert in diesem Patent die Funktion des HMI auch gleich um die Möglichkeiten der V2X-Kommunikation oder der Synchronisierung mit dem GPS: Das Navi soll anhand des Kartenverlaufs erkennen können, ob die Geschwindigkeit für die nächste Kurve zu hoch ist und die Warnkette zum Fahrer auslösen.
Wir sind noch weit vom automatisierten oder autonomen Motorrad. Ein Grund sind fehlende Warneinrichtungen, wie Harley sie hier kombiniert.
Der andere Grund ist: Maßgeblicher Treiber beim autonomen Fahren sind Autos. Und die kommen bei diesem Thema seit einiger Zeit nicht wirklich weiter. Von marken- oder länderübergreifender V2X-Kommunikation mal ganz zu schweigen.