Drei Mal in über 100 Jahren versuchte Harley-Davidson, eine besonders sportliche Sportster unters Motorradfahrervolk zu bringen. Drei Mal ging der Versuch in die Hose: Die XLCR („Café Racer“) stand sich ab 1977 in den Showrooms die Reifen platt. Die XR 1000 von 1983 machte es mit einer überteuerten Kombination aus Brutalo-Motor und Gurken-Fahrwerk nicht besser. Heute sind beide Kult und die begehrtesten und teuersten Sportster-Derivate.
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Harley-Davidson XR 1200 gebraucht kaufen
Herrliche Wuchtbrumme
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Ob es der als Prototyp auf der Intermot 2006 gezeigten und ab Modelljahr 2008 verkauften Harley-Davidson XR 1200 ähnlich gehen wird, bleibt abzuwarten. Doch die Chancen der anfangs nur für den Export gebauten und erst ab 2009/10 auch in den USA erhältlichen Dirt-Tracker-Hommage stehen nicht schlecht. Über den 91 PS leistenden Motor gab es nie zwei Meinungen: eine herrliche Wuchtbrumme mit viel Druck aus der Mitte und jeder Menge „good Vibrations“, dabei ohne Allüren und erfreulich standfest. Federelemente und Vorderradbremse wurden dem Sportler-Anspruch anfangs aber nicht gerecht, doch mit der Harley-Davidson XR 1200 X wurde alles besser – bis auf die Verkaufszahlen.
Modellpflege
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Schwarzfahrer: dunkler und 1000 Euro teurer. Dafür ist die XR 1200 X die bessere XR.
2008 Erstes Modelljahr Harley-Davidson XR 1200. Farben: Schwarz, Orange, Silber; 10.990 Euro.
2010 Erstes Modelljahr Harley-Davidson XR 1200 X. Unterschiede: Gabel und Federbeine voll verstellbar; neue Vorderradbremse; Farbe: Mattschwarz; 11.990 Euro. Änderungen (beide Modelle): neuer Öltank, neuer Katalysator, Motorsteuergerät und Sicherungen besser vor Feuchtigkeit geschützt.
2011 XR 1200 nicht mehr im Programm. Zusätzliche Farbe für XR 1200 X: Mattweiß. Technische Änderungen: modifizierter Statoranschluss an der Lima, Ventildeckeldichtungen, Seitenständerhalterung.
2012 Letztes Modelljahr XR 1200 X. Änderungen: Michelin- statt Dunlop-Reifen, neues Zünd- und Lenkschloss.
Marktsituation
MOTORRAD
Übersichtlicher Gebrauchtmarkt. Die Preise haben sich auf einem recht hohen Niveau eingependelt.
Aus Verkäufersicht dürfte das Tal der Tränen so langsam durchschritten sein – sehr viel günstiger werden gebrauchte Harley-Davidson XR 1200 vermutlich nicht mehr. Die Kombination aus kurzer Bauzeit und relativ geringer Stückzahl ist seit jeher ein Garant dafür, dass sich Secondhand-Preise recht schnell auf hohem Niveau einpendeln und dann nicht mehr sinken. Erschwerend kommt hinzu, dass es – im Unterschied zu manchen japanischen Fabrikaten – bei Harley-Davidson-Händlern nach Produktionseinstellung eines Modells so gut wie keine Lagerbestände oder Ausstellungs-/Vorführmaschinen gibt, die für kleines Geld abgestoßen werden. Der Gebrauchtmarkt ist also recht übersichtlich, und unter 6500 Euro sind praktisch nur Unfallmaschinen oder „Schätzchen“ aus Litauen, Polen, Ungarn oder Italien zu bekommen. Das Gros des Angebots aus deutschen Landen bewegt sich knapp unter oder auch etwas über 8000 Euro. Erstaunlich viele Gebrauchtmaschinen befinden sich in ihrem relativ kurzen Leben bereits in zweiter Hand, was darauf schließen lässt, dass sich ein nicht unerheblicher Teil von Neumaschinenkäufern „verkauft“ hat. Die XR 1200 ist nun mal kein Sportler im herkömmlichen Sinn. Das gilt etwas abgeschwächt auch für die Harley-Davidson XR 1200 X, die noch seltener zu finden und dann auch als Gebrauchte immer noch die besagten 1000 Euro teurer ist.
Besichtigung
Was für die normale Sportster gilt, gilt auch für die Sport-Sportster: Zum Problem kann nicht die serienmäßige Technik werden – die gilt als grundsolide und standfest. Probleme verursacht – wenn überhaupt – meist nur die Umbauwut ihrer Besitzer. Sportys sind traditionell echte (Anfänger-)Bastelbuden, und nicht jeder, der sich als Blinker-, Lenker- oder Auspuffumbauer betätigt, ist ein begnadeter Schrauber. Zudem kamen einige XR-Erstbesitzer von (japanischen) Fremdfabrikaten, was dem Verständnis für eher archaische Technik nicht unbedingt förderlich war. Stichwort: (Nicht-)Warmfahren eines luftgekühlten, hubraumstarken Uralt-Motors. Für die Besichtigung gilt daher: Lieber den Vorbesitzer als das Motorrad etwas genauer anschauen. Und im Zweifelsfall im Rahmen der Probefahrt beim Harley-Dealer vorbeischauen und kurz checken lassen, ob die Umbauten an der Harley-Davidson XR 1200 gut gemacht sind.
Wettbewerber
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Harley-Davidson XR 1200.
Für Harley-Verhältnisse ist die XR 1200 äußerst sportlich, günstig und leicht – im direkten Vergleich mit den unten aufgeführten Kontrahenten ist sie aber eher chancenlos.
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Ducati GT 1000
Ducati GT 1000:
Zweizylinder-V-Motor, 992 cm³, 83 PS
vollgetankt 209 kg
Neupreis 2008: 9995 Euro
heute gebraucht ab 6800 Euro
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Moto Guzzi V7 Classic
Moto Guzzi V7 Classic:
Zweizylinder-V-Motor, 744 cm³, 48 PS
vollgetankt 210 kg
Neupreis 2008: 8200 Euro
heute gebraucht ab 5000 Euro
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Triumph Thruxton
Triumph Thruxton:
Zweizylinder-Reihenmotor, 865 cm³, 69 PS
vollgetankt 231 kg
Neupreis 2008: 8740 Euro
heute gebraucht ab 6900 Euro
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Yamaha XJR 1300
Yamaha XJR 1300:
Vierzylinder-Reihenmotor, 1251 cm³, 98 PS
vollgetankt 251 kg
Neupreis 2008: 9750 Euro
heute gebraucht ab 5000 Euro (ab 2008)
Technische Daten
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Eine herrliche Wuchtbrumme mit viel Druck aus der Mitte und jeder Menge „good Vibrations“ - Harley Davidson XR 1200.
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Triumph Thruxton:
Zweizylinder-Reihenmotor, 865 cm³, 69 PS
vollgetankt 231 kg
Neupreis 2008: 8740 Euro
heute gebraucht ab 6900 Euro.
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Moto Guzzi V7 Classic:
Zweizylinder-V-Motor, 744 cm³, 48 PS
vollgetankt 210 kg
Neupreis 2008: 8200 Euro
heute gebraucht ab 5000 Euro.
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Ducati GT 1000:
Zweizylinder-V-Motor, 992 cm³, 83 PS.
vollgetankt 209 kg
Neupreis 2008: 9995 Euro
heute gebraucht ab 6800 Euro
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Für Harley-Verhältnisse ist die XR 1200 äußerst sportlich, günstig und leicht – im direkten Vergleich mit den unten aufgeführten Kontrahenten ist sie aber eher chancenlos.
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Noch schöner: Die X hat auch nettere Detaillösungen zu bieten. Wie diese Lenkkopfschraube, die bei der Ur-XR noch aus Baumarktbeständen stammt.
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Viel besser: Mit der XR 1200 X bekam die Über-Sporty ab 2010 neue, voll einstellbare Federelemente. Im Bild die Dämpfungsverstellung der Gabel.
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Der schöne und das Biest: Im schicken Drehzahlmesser zeigt die Nadel bis zu 7000/min an; im Rangebastelt-Tacho erscheint schon mal die 200.
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Hingucker: Eine fette Aluguss-Schwinge führt das Hinterrad. Und das sogar recht ordentlich – mangelnde Fahrstabilität war nie ein XR 1200-Problem.
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Rarität: Der mit Edelstahlblenden verkleidete und ohne Klappensystem auskommende Original-Auspuff wich meist frühzeitig einer Zubehöranlage.
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... mit der XR 1200 X wurde aber alles besser – bis auf die Verkaufszahlen.
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Federelemente und Vorderradbremse wurden dem Sportler-Anspruch anfangs aber nicht gerecht, ...
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Der Motor liefert 91 PS und ist über alle Zweifel erhaben. Ohne Allüren, erfreulich standfest.
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Yamaha XJR 1300:
Vierzylinder-Reihenmotor, 1251 cm³, 98 PS
vollgetankt 251 kg
Neupreis 2008: 9750 Euro
heute gebraucht ab 5000 Euro (ab 2008).