Das einseitige 80-km/h-Limit für Motorräder bei 120 km/h für Autos auf einem 40 Kilometer langen Stück der A 7 ist seit 18. September 2024 wieder aufgehoben. Wir berichteten ausführlich über das Motorrad-Tempolimit. MOTORRAD hat nach den Hintergründen gefragt und erfahren: Es sollte Biker vor Stürzen durch Hitze-Blow-ups schützen. Tatsächlich verunglückte im Sommer 2013 auf der A 93 ein Harley-Fahrer deswegen tödlich.
Dem Argument, dass ein verordneter Tempo-Unterschied von 40 km/h auch nicht gerade ungefährlich sei, wollte sich die zuständige Autobahndirektion Südbayern nicht völlig verschließen: "(…) werden wir noch mal reflektieren …" Was jedoch eine noch weit schwerwiegendere Maßnahme zur Folge haben könnte: nämlich dass Motorräder komplett von der linken Spur des betroffenen Beton-Fahrbahn-Abschnitts verbannt werden. Siehe Interview mit der Autobahn GmbH, die darum bat, keinen Mitarbeiter namentlich zu nennen.
Nach der Meldung der Autobahnmeisterei über den sich verschlechternden Fahrbahnbelag wurde eine Zustandserfassung der Fahrbahn durchgeführt. Erst nach dieser "Bestandsaufnahme" wurde das gesamte Schadensbild sichtbar und wurden zusätzliche Geschwindigkeitsbegrenzungen – ergänzend zu den bereits bestehenden – erforderlich, um die sichere Befahrbarkeit sicherzustellen.
Entlang der A 7 gab es keinen konkreten Anlass. Hier wurde auf entsprechende Erfahrungswerte auf ähnlichen Strecken mit alten Beton-Fahrbahnen zurückgegriffen.
Voraussichtlich wird diese Regelung in den nächsten Sommermonaten wieder aktiviert, da bauliche Lösungen, sprich eine grundhafte Fahrbahnsanierung, nur mittelfristig umgesetzt werden können. Wir versichern Ihnen, die Maßnahme (verschiedene Geschwindigkeitsbegrenzungen für Pkw und Motorradfahrende) noch mal zu reflektieren und gegebenenfalls für das nächste Jahr anzupassen.
Die Entscheidung, in welchem Bereich welche Geschwindigkeitsbegrenzung (zukünftig) angeordnet wird, hängt u. a. stark vom Verlauf der kommenden Wintersaison ab. Räum- und Streueinsätze stellen immer eine starke Belastung für die Fahrbahn dar. Auch führen häufige Frost-Tau-Wechsel bei einer ohnehin schon geschädigten Fahrbahn meist zu einer Zunahme des Schadensbildes. Allen voran wird aber entscheidend sein, wie hoch das Risiko von sich bei hohen Temperaturen plötzlich aufstellenden Betonplatten der Fahrbahn von Gutachtern eingeschätzt wird.
Aufgrund der höheren Belastung des rechten Fahrstreifens wurden hier (also auf der rechten Spur; Anm. d. Red.) über die letzten Jahre bereits einzelne Betonplatten ersetzt. Dies hat zur Folge, dass sich die Längsspannung größtenteils über den linken Fahrstreifen abträgt. Somit ist auf dem linken Fahrstreifen die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass sich bei hohen Temperaturen plötzlich einzelne Betonplatten aufstellen. Dies geht immer mit einem circa 10 cm hohen Versatz einher, wodurch es unweigerlich zum Sturz des Motorradfahrenden kommt.
Vor diesem Hintergrund erfolgte auch die Reduktion der zulässigen Höchstgeschwindigkeit für Motorräder auf 80 km/h, um Stürze und Personenschäden durch eventuell zu spät erkannte Schadstellen zu vermeiden. Eine mögliche weitere Maßnahme im nächsten Jahr wäre auch, die linke Spur komplett für Motorradfahrende zu sperren.
Ein hitzebedingter Straßenschaden durch zu große Spannungen in der Beton-Fahrbahn führt bei einem Pkw bei Tempo 120 oder 100 km/h zu Sachschäden, aber bei Motorradfahrenden ist hier unweigerlich mit Personenschäden, gegebenenfalls auch mit Todesfolge, zu rechnen. Die Anzahl der Motorradfahrenden auf deutschen Autobahnen ist signifikant geringer als die der Autofahrenden. Das heißt, mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit würden wir mit einem einheitlichen Tempolimit von 80 km/h eine große Zahl an Verkehrsteilnehmenden einschränken, für die eigentlich keine akute Gefährdung besteht.
Wir möchten betonen, dass wir weder etwas gegen Motorradfahrer haben, noch handelt es sich bei solchen Maßnahmen um versteckte Aktionen, um die Lärmbelastung für Anwohnende zu reduzieren – beides wird uns immer wieder fälschlicherweise unterstellt. Unser Ziel ist, die Verkehrssicherheit für alle sicherzustellen, und dazu müssen wir manchmal eben auch unbeliebte Maßnahmen umsetzen.
Aufgrund der aktuell noch laufenden Planungen bitten wir um Verständnis, dass wir derzeit keine Aussagen zu einem Zeithorizont hierfür machen können.