KTM-Insolvenz: MotoGP-Ausstieg und weitere Konsequenzen

KTM-Krise, Insolvenz, MotoGP, Dakar Rally
Steigt KTM beim MotoGP aus?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 23.12.2024
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KTM MotoGP Brad Binder Barcelona Test (11/2024)
Foto: KTM

Für die insolvente KTM AG kann es vorerst weitergehen: Am Freitag, 20. Dezember 2024, gab das Landesgericht Ried im Innkreis "grünes Licht" für den (vorläufigen) Fortbestand der orangefarbenen Motorrad-Marke. Dem vorausgegangen war ein erster umfassender Bericht des eingesetzten Insolvenzverwalters: Peter Vogl, Ried/Innkreis.

Mehr KTM-Modelle aus Indien oder aus China

Darin führte Anwalt Peter Vogl aus, er sehe für die Marke KTM durchaus eine Zukunft. Allerdings: mit Einschränkungen. So solle geprüft werden, künftig weitere Teile der Produktion zu verlegen, sprich: noch mehr KTM-Modelle in Billiglohnländern wie China oder Indien anstatt in Mattighofen zu fertigen.

Weniger Entlassungen in Mattighofen

Trotzdem gibt es eine wenigstens kurzfristig halbwegs gute Nachricht für die rund 3.600 Mitarbeiter in Österreich: So könne die Zahl der im Rahmen der Insolvenz notwendigen, weiteren Entlassungen von bisher vorgesehenen 500 auf 300 Mitarbeiter in und um Mattighofen reduziert werden.

Gehälter für Dezember 2024 sind gesichert

Zudem machte der Insolvenzverwalter deutlich, dass die bisher noch ausstehenden Löhne und Gehälter für Dezember 2024, die KTM zwar zugesagt, aber bisher nicht bezahlt hat, gesichert seien. Die KTM-Mitarbeiter könnten demnach bald mit ihrem Geld rechnen, wenigstens für den Dezember 2024.

Ausstieg aus MotoGP, Moto2 und Moto3 geplant

Um schnell Geld in die leeren KTM-Kassen zu spülen, seien aber auch Einschnitte nötig. Nach Angaben des "Alpenländischen Kreditorenverbands", der einen Teil der KTM-Gläubiger rechtlich vertritt, sei der Ausstieg der Marke KTM aus MotoGP, Moto2 und Moto3 geplant. Bislang ist indes unklar, wie realistisch dieses Szenario ist. Ein Ausstieg wäre unter normalen Bedingungen mit hohen Konventionalstrafen für KTM verknüpft. Darüber, wann genau die teuren Rennsport-Aktivitäten eingestellt werden sollen, gibt es bisher keine konkreten Informationen. Im November bei den Tests in Barcelona zur Vorbereitung der MotoGP-Saison 2025 war KTM noch dabei.

Drei Interessenten für die KTM-Übernahme

Laut einem Bericht des österreichischen "Standard" gibt es derzeit drei Interessenten, mit denen über eine Übernahme der Motorrad-Marke KTM verhandelt werde. Einer der potenziellen Investoren sei demnach die indische Bajaj-Gruppe, die schon jetzt an der KTM-Muttergesellschaft Pierer Mobility beteiligt ist. Ein zweiter Interessent könnte CFMoto aus China sein, wo KTM unter anderem die 790 Duke produzieren lässt. Der dritte Übernahme-Interessent soll ein reiner Finanz-Investor sein, der nicht aus der Motorradindustrie kommt.

Produktion steht still bis Ende Februar 2025

Die Produktion bei KTM in Österreich ruht seit 13. Dezember 2024, das Insolvenzverfahren läuft noch bis zum 25. Februar 2025. Bis dahin soll ein Sanierungsplan für KTM auf den Weg gebracht werden. Die bisherige Planung sieht vor, dass die Gläubiger sich mit 30 Prozent ihrer offenen Forderungen zufriedengeben müssten, bezahlbar innerhalb von 24 Monaten. KTM hat 1,8 Milliarden Euro Schulden – mindestens, je nach Kalkulation sind sogar noch mehr Milliarden im Spiel.

Zukunft für Husqvarna, GasGas und MV Agusta ungewiss

Ungewiss ist der Fortbestand der KTM-Sublabel Husqvarna und GasGas, doch immerhin ist inzwischen geklärt, was mit MV Agusta geschehen soll. Erst im März 2024 hatte KTM die Mehrheit (50,1 %) am italienischen Edel-Motorrad-Hersteller übernommen. Dieser Anteil soll laut Insolvenzverwalter jetzt ganz offiziell wieder verkauft werden. KTM hatte das bisher auf mehrfache Nachfragen nicht kommentiert oder als "noch nicht entschieden" dargestellt. Doch seit dem 17. Dezember 2024 ist diese Entscheidung amtlich. Und die nächste "Tagsatzung" im Insolvenzverfahren ist für den 24. Januar 2025 angesetzt, dann wird man weitersehen.

Aktuelle Stellungnahme von Stefan Pierer

KTM-Boss Stefan Pierer und sein Co-Geschäftsführer Gottfried Neumeister veröffentlichten direkt nach der Gläubigerversammlung am 20. Dezember 2024 diese Stellungnahme: "Wir sind sehr erleichtert! Das bedeutet für uns, dass wir weiter mit Hochdruck für unsere Mitarbeiter, unsere Lieferanten und unsere Händler arbeiten, dass dieses Unternehmen auch langfristig fortgeführt werden kann. Schließlich geht es auch um den Wirtschaftsstandort und eine österreichische Marke, die man von Los Angeles bis Sydney kennt.

Das wichtigste Anliegen ist es, möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. In diesem Zusammenhang suchen wir neue Investoren und versuchen gemeinsam mit den Gläubigern eine zukunftsfähige Lösung zu erreichen. Insbesondere mit den Banken sind wir dazu in guten Gesprächen. Wir möchten uns an dieser Stelle bei all unseren Mitarbeitern, die sich trotz der widrigen Umstände, der Unsicherheit und der Entbehrungen weiter für dieses Unternehmen einsetzen bedanken. Und bedanken möchten wir uns auch für den Zuspruch unserer KTM-Fans und treuen Kunden, die auf der ganzen Welt zu Hause sind. Sie alle geben uns Kraft und Mut!"

KTM bei der Dakar Rally 2025

Nach wie vor unter dem Motto "Ready to race" kündigte KTM am 17. Dezember 2024 die traditionelle Teilnahme des Red Bull KTM Factory Racing Teams bei der Dakar Rally an. Die 3 Werksfahrer Kevin Benavides, Luciano Benavides und Daniel Sanders sollen am 3. Januar 2025 in der RallyGP-Klasse starten.

KTM weiterhin "Ready to race"?

Zu den – aufwendigen und entsprechend teuren – Rennsport-Aktivitäten nahm KTM am 20. Dezember 2024 umfangreich Stellung: "Es ist kein Geheimnis, dass die KTM AG sich in einer sich verändernden Wirtschaftslandschaft bewegt. Doch wie unser Grundsatz "Ready to race" andeutet, nutzen wir diesen Moment, um uns neu auszurichten, aufzutanken und neue Kraft zu schöpfen. KTM ist weiterhin bestrebt, unseren aktuellen und zukünftigen Kunden außergewöhnliche Erlebnisse zu bieten. Wir werden weiter begeistern und wieder ganz oben auf dem Podest stehen.

Im Rennsport zeigen wir unsere Marke, unsere Technik und unsere Leidenschaft für Rennen. Im vergangenen Jahr haben unsere Motorsport-Teams weiterhin Großes geleistet. Wir sind mit sagenhaften 341 FIM-Weltmeisterschaftstiteln in die Saison gestartet. Der Rennsport-Kalender umfasste mehr als 1.480 Rennstarts und bescherte uns 246 Podestplätze und 150 GP-Siege in verschiedenen Disziplinen. Natürlich gab es auch Strapazen und Verletzungen – das hängt mit der Natur der Disziplin zusammen. KTM fügte unserer Bilanz jedoch eindrucksvoll 11 weitere hart umkämpfte Weltmeistertitel hinzu."