Piaggio gewinnt Rechtsstreit wegen Plagiat-Vespa
Chinesische Vespa-Kopie verboten

Roller, die optisch der Vespa aus dem Hause Piaggio nachempfunden sind, gibt es gefühlt wie Sand am Meer. Piaggio hat nun einen Rechtsstreit gegen einen chinesischen Hersteller einer solchen Vespa-Kopie gewonnen.

Vespa Primavera.
Foto: Piaggio.

Wer in jüngerer Vergangenheit die EICMA in Mailand besucht hat und sich auch abseits der großen Herstellerstände umgesehen hat, dem dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit die zahlreichen Messestände der kleineren, zumeist chinesischen Hersteller, aufgefallen sein. Häufig werden auf solchen Ständen günstig gefertigte Zweiräder gezeigt, die sich, zumindest optisch, an prominenteren Modellen großer Motorradhersteller anlehnen. Besonders häufig scheinen Hersteller dabei auf Roller zu setzen, die sich in Sachen Design bei der Vespa bedienen. Kein Wunder: Seit Jahrzehnten erfreut sich der bekannteste Piaggio-Roller großer Beliebtheit und ist auch außerhalb Italiens längst ein Kultobjekt. Damit sich daran nichts ändert, scheut Piaggio keinen Konflikt und greift im Fall der Fälle auch zu rechtlichen Maßnahmen gegen Vespa-Nachahmer.

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Piaggio wehrt sich gegen Kopien

Wie Piaggio selbst Ende Mai 2020 bekannt gegeben hat, wurde nun ein Rechtsstreit gegen einen nicht näher genannten chinesischen Hersteller, der das Design der Vespa kopiert haben soll, zugunsten der Italiener entschieden. Entsprechend konnte der Nachbau einer Vespa-Kopie frühzeitig verhindert werden. Die China-Vespa sollte erstmals auf der EICMA 2019 in Mailand zu sehen sein, wurde nach einer Beschwerde von Piaggio aber vom Messegelände entfernt. Im darauffolgenden Prozess entschied das Amt für geistiges Eigentum der EU (EUIPO), dass die chinesische Vespa Merkmale der Primavera "ziemlich genau" wiedergebe und der Roller "eigenen Charakter" vermissen ließe.

Vespa Primavera Sean Wotherspoon.
Piaggio
Die Vespa hat sich unlängt zum absoluten Kultobjekt entwickelt.

Kumpan ist laut EU-Patentamt keine Kopie

Bereits in der Vergangenheit ist Piaggio häufiger gegen Plagiate vorgegangen. So musste beispielsweise Kumpan Electric seinen Stand auf der EICMA 2018 räumen, da Piaggio in den ausgestellten Kumpan-Rollern Kopien der Vespa sah. Die Italiener stellten Strafanzeige gegen Kumpan Electric und ließen die Ausstellungsfahrzeuge beschlagnahmen. Entsprechend gab es für EICMA-Besucher auf dem Kumpan-Stand nichts zu sehen. Ähnlich ging Piaggio auch auf der INTERMOT im Jahr 2014 vor: Damals sollte es Vespa-ähnliche Roller eines chinesischen Herstellers zu sehen geben. Auch hier leitete Piaggio rechtliche Schritte wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens und markenrechtlicher Verletzungen ein. In Zusammenarbeit mit der koelnmesse wurden die angeblichen Vespa-Nachahmungen daraufhin vom Messegelände entfernt. Im Gegensatz zu den Rollern aus China, fällt das Urteil zum deutschen Hersteller Kumpan aber anders aus: Nach knapp zwei Jahren Prüfung und Beweisführung hat das Europäischen Amt für Geistiges Eigentum (EUIPO) den Antrag von Piaggio "auf Nichtigkeit des Geschmacksmusters von Kumpan Electric" vollumfänglich zurückgewiesen. Das Modell 1954 Ri verfüge über genügend Merkmale, die ihn von anderen Anbietern unterscheiden, so die Kurzversion der Stellungnahme des EUIPO.

Nach eigenen Angaben hat das Vorgehen Piaggios in den vergangenen beiden Jahren zu mehr als 50 Streichungen von eingetragenen Marken geführt, die "gefälschte" Vespas auf den Markt bringen wollten.

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Fazit

Nicht erst der Ende Mai 2020 entschiedene Rechtsstreit zeigt, dass Piaggio bei Plagiaten seiner eigenen Produkte keinen Spaß versteht. Dreiste Nachahmer sollten sich entsprechend warm anziehen und mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

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Erscheinungsdatum 26.05.2023