Auf dem konventionellen Motorradmarkt ist Royal Enfield nicht nur in Indien, sondern auch in Europa erfolgreich unterwegs. Künftig möchte der indische Hersteller mit englischen Wurzeln auch auf dem Markt der Elektromotorräder ein Wörtchen mitreden. Im Interview mit einer indischen Automobil-Website bestätigte Firmenpräsident Rudratej Singh bereits im März 2018, dass Royal Enfield ein Projekt vorantreibe, das sich mit einem Elektro-Modell beschäftige.
Elektro-Enfield ab 2023 oder 2024
Im August 2020 legte Royal Enfield-CEO Vinod Dasari im Gespräch mit der Finanzpublikation moneycontrol.com nach: Man habe mit einem eigens ins Leben gerufenen Entwicklungsteam bereits verschiedene, rein elektrisch angetriebene Prototypen auf die Räder gestellt. Es werde evaluiert, in welchem Segment man mit elektrisch angetriebenen Modellen antreten möchte. Dabei stelle sich allerdings nicht die Frage, ob man ein E-Motorrad möchte, sondern nur wann und wo man damit antreten werde.
Im Dezember 2020 hieß es noch, das erste Elektromotorrad von Royal Enfield dürfte 2024, spätestens 2025 kommen. Im Februar 2023 vermeldet Royal Enfield, dass das Unternehmen mehr als 100 – 150 Millionen US-Dollar in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen investiert. Und, dass bereits in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine erste Elektro-Enfield vorgestellt werden könnte. Spätestens 2025 sollten die ersten E-Enfields auf indischen Straßen rollen. Das hängt damit zusammen, dass Indien ab dem Jahr 2025 kleinvolumige Verbrenner-Motorräder mit bis zu 150 cm³ verbietet. Royal Enfield befürchtet, dass sich diese restriktive Gesetzgebung zukünftig auch auf größere Hubraumklassen ausweiten könnte. Bestseller im Royal Enfield-Programm für Indien sind derzeit die 350er-Modelle.
Royal Enfield Electrik01 erster Prototyp
Ende November 2022 berichteten unsere Kollegen von autocarindia.com, dass sie bereits einen ersten Blick auf den Prototypen mit dem Arbeitstitel "Electrik01" werfen konnten und auch Einsicht in ein Produktbriefing bekamen. Daraus geht hervor, dass Royal Enfield auch bei seinem ersten Elektromotorrad dem Retro-Design treu bleibt. Der Bildausschnitt bestätigt, dass die Tankattrappe klassisch geformt ist. Zum Chassis: Rahmenrohre ragen zu beiden Seiten des Lenkkopfes heraus – eines verläuft entlang der Oberkante des Kraftstofftanks, das andere verläuft nach unten und scheint den Akku zu umschließen.

Mindestens so auffällig wie die Rahmenkonstruktion erscheint die Vorderradaufhängung. Royal Enfield bedient sich hier einer Schwingenkonstruktion – ähnlich dem Duolever von BMW beziehungsweise der Hossack-Gabel, die als Grundlage für den Duolever diente – und kombiniert dies neuartig mit zwei separaten integrierten Stoßdämpfern. Zu den konventionelleren Aspekten gehören die Leichtmetallfelgen, die mit Straßenreifen von Avon bezogen zu sein scheinen.
Fazit
Indien setzt mit seiner Verkehrspolitik stark auf Elektrifizierung. Royal Enfield als großer indischer Motorradhersteller kann sich dem nicht entziehen. Neben Design und attraktiver Preisgestaltung stehen für Royal Enfield bei der Entwicklung einer E-Enfield auch Komfort und Fahrspaß ganz weit oben auf der Anforderungsliste, so die Aussage des Geschäftsführers Siddhartha Lal. Darüber freut sich natürlich auch der europäische Markt, sobald es so weit ist. Das erste Elektro-Konzept von Royal Enfield heißt Electrik01.