Camping mit Motorrädern

Camping mit Motorrädern - ein Erlebnistest Komfortabel, günstig oder sportlich?

Drei Motorräder, drei Touristen, drei unterschiedliche Ansprüche: Der eine will komfortabel, der andere preiswert und der dritte mit möglichst wenig Gewicht unterwegs sein. Mit welcher Ausrüstung fährt man am besten? Und wer schläft am besten? Ein Erlebnistest.

Komfortabel, günstig oder sportlich? Dentges
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Eines kann man Student Patrick Deege nicht nachsagen: mangelnden Ehrgeiz. Er will noch auf der Zielgeraden den internen Auf- und Abbauwettbewerb gewinnen. Kollegin Dina Dervisevic brauchte 19 Minuten, bis Zelt, Schlafsack, Aufblasmatte, Faltstuhl, Kocher, Geschirr und weitere Utensilien ihres gewählten „Sport“-Sets nutzbar bereitstanden. Der geübte Komfortcamper Thorsten Dentges unterbot mit 14 Minuten. Wie viel Zeit kann der Student nun unter praller Sonne bei sommerlichen 25 Grad am fränkischen Brombachsee, rund 50 Kilometer von Nürnberg entfernt, noch herauskitzeln? Dazu später.

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Camping mit Motorrädern Komfortable Campingausrüstung für Motorradfahrer
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Gibt es eigentlich auch Spiegelausleger für Motorräder?

Rückblick: Einige Wochen zuvor sollten die Tester eine sinnvolle Campingausrüstung für einen bestimmten Typ Motorradcamper zusammenzustellen, um alle Facetten des Wohnens in der Natur herauszuarbeiten. Naturgemäß hat der Fahrer eines Luxustourers à la Kawasaki 1400 GTR mehr Platz für opulentes Equipment, um unterwegs ausreichend Komfort nicht missen zu müssen, nur: Das kostet. Doch ohne Moos nichts los? Von wegen, kann der Student erwidern, der sich mittels Nebenjob ja auch ein Einsteigerkrad wie die Honda NC 700 S leisten kann. Mit kleinem Budget lässt es sich vorzüglich motorradreisen, gerade weil Zelten noch gut erschwinglich ist, und Ausrüster wie Louis oder Polo bieten sehr portemonnaieverträgliches Campingzeugs an.

Aber auch, wenn Geld keine Rolle spielt, zwingen begrenzte Verstaumöglichkeiten auf dem Motorrad zum Verzicht auf viele Annehmlichkeiten. Bei Racebikes wie einer Suzuki GSX-R zählen jedes Gramm und jeder Kubikzentimeter Packmaß; so empfiehlt sich feinstes Material von Outdoor-Spezialisten wie zum Beispiel Touratech, um auf dem Grand Prix-Zeltplatz nachher nicht nur auf das öffentliche Bierzelt angewiesen zu sein.

Der NC-Fahrer musste sich im Vorfeld übrigens die wenigsten Gedanken machen. Seine spärlichen Siebensachen passten stressfrei in einen 35-Liter-Packsack plus 25-Liter-Tagesrucksack und das rund 20 Liter große Tankattrappen-Staufach der Honda. Ganz anders bei Kawa-Fahrer Dentges: Weil er auch den ausladenden Soziusplatz als Abstellfläche nutzte, ließ er sich in einem Anflug von Größenwahn dazu hinreißen, eine zehn Zentimeter dicke Megamatte samt Deluxe-Stuhl und Klapptisch zu verzurren. Zu viel des Guten, wie sich in Fahrt herausstellte, denn das Gepäck versperrte die freie Sicht durch die Rückspiegel - Frage: Gibt es eigentlich auch Spiegelausleger für Motorräder wie sonst bei Wohnwagengespannen üblich?

200 Liter Stauraum für Komfort-Ausrüstung

Die meisten Gegenstände fanden aber in den Serienkoffern (je 35 Liter), einem Daypack sowie in einer 60-Liter-Packrolle und dem Quick-Lock-Tankrucksack Evo City (15 Liter) von Bags Connection (über SW-Motech, Telefon 0 64 25/81 68 00, www.sw-motech.com) Platz. Insgesamt nahm die hier vorgestellte Komfortausrüstung rund 200 Liter Stauraum ein.

Dentges
Camping mit Motorrädern: Konzeptvergleich - drei Motorräder, drei Touristen, drei unterschiedliche Ansprüche.

Sportfahrerin Dervisevic nahm auf ihrer 600er-Suzi mittels Bags Connection-Lösung (Hecktasche Cargoback mit 50 und Tankrucksack Evo Sport mit 21 Litern) plus kleinem Tagesrucksack übrigens trotz schlechterer Verstaumöglichkeiten deutlich mehr Utensilien mit als der Student auf der NC. Grund: Die Highend-Outdoor-Artikel nehmen kaum Platz weg, das Zelt lässt sich verstauen wie eine dünne Regenkombi, die Isomatte ist kaum größer als eine Kettenspraydose, der Schlafsack misst wie ein Paar Socken.

Aber die Aufgabe war ja: nicht nur verstauen, sondern auch nutzen! Für den Test sollte dreimal der Zeltplatz gewechselt werden. Größte Spannung bei der Frage, was die Ausrüstungen bei Nachttemperaturen von feucht-kühlenden acht Grad taugen. Während Tester Dentges in jeder Kurve die maßlose Bepackung der Kawa bedauerte, weil dadurch viel Fahrdynamik verloren ging, hat er auf dem Platz gut lachen. Im luxuriösen Drei-Mann-Zelt können sich zwei Reisende inklusive Stiefel, Helm et cetera sehr wohnlich einrichten. Bei Regen lässt sich im Vorraum mit Fast-Stehhöhe bequem kochen und essen, Belüftung und Raumklima sind hervorragend (wegen des Baumwollmaterials), und auf der megadicken Matte liegt es sich ausgezeichnet, genau wie im wohlig-warmen Schlafsack.

Dentges
So sehen die (noch nicht) beladenen Motorräder aus. Mit dabei eine Honda NC 700 S, eine Kawasaki 1400 GTR und eine Suzuki GSX-R 600.

Tipp: Menschen über 80 Kilo sei auf jeden Fall eine mindestens fünf Zentimeter starke Matte empfohlen, um nachts nicht durchzuliegen, und generell lieber einen Schlafsack wählen, der erst bei Minusgraden an seine Grenzen kommt. Sonst: (keine) gute Nacht! Mit dem grandiosen Bungaboo-Geschirr und zweiflammigem Kocher zauberte Dentges kurzerhand ein komplettes Thai-Menü auf den Campingtisch.

Die hier präsentierte Komfortausstattung lässt also kaum Wünsche offen. Sie eignet sich für Camper, die länger als ein Wochenende wegfahren und ein bequemes Basislager errichten wollen, um von dort aus auf Tagestouren zu gehen. Aufbauzeit: rund 30 Minuten.

Studentenausrüstung taugt für's Wochenende

Für weniger als ein Zehntel der Investition von fast 1600 Euro erhält man indes das Sparpack unseres Studenten. Und fährt gut damit, zumindest als Solist für ein Wochenende. Auch hier bitte folgende Regel beachten: Das Zelt sollte immer für eine Person mehr ausgelegt sein, um die Motorradsachen gut unterzubringen.

Beim Test kam der Schlafsack bei unter zehn Grad allerdings an seine Grenzen, auf der dünnen Matte wünscht man sich schon nach einer Nacht sein Bett zurück, und auf einem Esbit-Kocher in der Dose erwärmte Ravioli zu löffeln gilt eher als Notlösung. Trotzdem faszinierend, wie wenig ausreicht, um abseits von Hotels eine gute Zeit erleben zu können.

Nach 15 bis 20 Minuten stehen Zelt & Co., großen Komfort sollte man jedoch nicht erwarten. Wer aber ohnehin lieber auswärts essen geht und nur wenig Zeit im Zelt verbringt, ist ordentlich bedient.

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"Sport"-Ausrüstung etwas enttäuschend

Als etwas enttäuschend erwies sich die „Sport“-Ausrüstung. Was beim Verstauen noch durch Fliegengewicht und Minipackmaß begeisterte, stellte sich in der Praxis auf dem Platz nur als halb gar heraus. Das Zelt: Toll für Wanderer, aber wohin mit Helm und Stiefeln?

Der Minischlafsack: Okay als Überlebensdecke, aber Testerin Dina tat in einer feucht-kalten Nacht mit klappernden Zähnen kaum ein Auge zu. Morgens wie gerädert, konnte sie sich zumindest dank der ultrakompakten Kochausstattung mit einem guten Kaffee trösten.

Fazit hier: Weniger ist nicht mehr. Sein Geld in extrem teures Leicht-Equipment zu investieren macht nur für hartgesottene Spezialisten Sinn, die auf dem Motorrad abenteuerliche Expeditionen bewältigen wollen und sehr limitiert beim Stauraum sind (etwa Sportenduristen).

Beim Auf- und Abbau gebührte der „Spar“-Ausrüstung aber am Ende der Testsieg: Student Patrick holte mit 6.45 Minuten die Bestzeit. Womit fährt man nun aber am besten? Unser Ratschlag: Stellen Sie sich aus den Kauftipps und Topprodukten dieses Tests Ihre persönliche Ausrüstung zusammen. Nun brauchen Sie nur noch etwas gutes Wetter, einen netten Campingplatz, und ab gehts!

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