Beim Vergleichstest dieser fünf 125er-Bikes bestimmen allein die fünf jugendlichen Gasttester den Testsieger. Zu diesem Zweck fuhren sie mit allen 125er-Testbikes einen Tag lang kreuz und quer über die Schwäbische Alb und durchs Donautal. Alle 25 Kilometer folgte ein Stopp, bei dem es hieß: Stimmzettel raus, Motorrad abwählen. Bis zwei Bikes übrig blieben. Die mussten sich auf einem Parcours mit fiesen Bögen und weiten Schwüngen im direkten Ringen miteinander messen.
Die Testbikes: NIU Rqi, F.B Mondial SMX 125i Supermoto, KTM 125 Duke , Fantic XMF 125 Competition und Husqvarna Vitpilen 125 – allesamt Jahrgang 2024.
NIU Rqi mit E-Motor und 20 kW
Leise, ganz leise huscht die Rqi von Niu durchs Winkelwerk. Allenfalls ein surrendes Motorgeräusch und der Klang der Reifen beim Rollen über die Straße schwirren durch die Umwelt. Kein Wunder, treibt die Niu Rqi doch ein E-Motor an, den zwei herausnehmbare Akkus mit Strom versorgen. Und das alles zu einem Kurs, der in der 125er-Zielgruppe zumindest für forcierte Aufmerksamkeit sorgt. Unter 8.000 Euro verlangt der Niu-Dealer für die Rqi (Stand: Dezember 2024). Dafür gibt es neben Kameras vorn und hinten eine ziemlich üppige Ausstattung.
Der Niu-Stromer wildert aber noch mit einem ganz anderen Pfund im 125er-Lager: Anders als bei Verbrenner-Bikes zählt bei E-Motorrädern als belastbare Spitzenleistung nicht der Power-Peakwert, sondern die mögliche Dauer-Performance. Trotz Zulassung als 125er mit einer für diese Klasse gültigen Leistungsbeschränkung auf 15 PS drückt die Rqi von allen Fesseln befreit kurzfristig bis zu 20 kW. Gemessen kommen immerhin 25,9 PS heraus. Beflügelt durch diesen Boost sprintet die Rqi voran, dass einem als 125er-Fahrer kurz die Spucke wegbleibt. Da geht was. Allerdings eben nur kurzfristig und nicht beliebig oft.
5. Platz für die NIU Rqi
Womit wir bei der Kehrseite der Powermedaille ankommen. Viel Feuer nach vorn bedeutet auch viel Abzapfen von Strom aus den Akkus. Und wenn deren Ladeanzeige Richtung Ebbe tendiert, ist es Essig mit flottem Vortrieb. Mehr noch: Die Niu Rqi fährt spätestens ab 20 Prozent Restladung die Leistungsabgabe zurück. Aus dem flotten Sprinter auf der Landstraße entwickelt sich so eine lahme Ente, die Lkw-Verkehr von hinten fürchten muss. Die direkt miteinander verknüpften Themen Reichweite und Akku-Kapazität erweisen sich dabei als zu großer Stolperstein auf dem Weg Richtung 125er-Thron.
Bei der ersten Abrage, welches Bike zuerst das Testfeld verlassen muss, entfallen fünf von fünf Stimmen der jugendlichen Tester auf das E-Bike von Niu. Damit ist das 187-Kilogramm-Elektrobike raus. Eigentlich schade, denn erwachsener – allein schon von den Abmessungen her – buhlte kein anderes Bike in diesem 125er-Testfeld. Damit und mit ihrer guten Ausstattung sammelte die Niu auch viele Sympathiepunkte. Die bringen aber alle nichts, wenn nach 100 Kilometern der Fahrspaß abrupt zu Ende ist und die Vorteile des E-Antriebs wie der ab und zu abrufbare Power-Zuschlag im Nu aus den Gedanken verschwinden, weil die Suche nach der nächsten Steckdose schneller real wird, als den Jugendlichen lieb ist.
Husqvarna Vitpilen 125 mit modernsten Assistenzsystemen
Frisch zur Saison 2024 auf den Markt gekommen und in diesem 125er-Testfeld dabei: die Vitpilen 125 von Husqvarna. Ähnlich wie ihre schwarze Schwester Svartpilen setzt der weiße Pfeil von Husky vor allem auf einen hohen Wiedererkennungswert, eine Optik, stark mit dem Merkmal Retro-Äußeres gewürzt. Der runde Scheinwerfer mit LED-Technik, die zurückhaltende Farbgebung ohne wilde Aufkleber und die sehr gerade von der Tankverkleidung über das Federbein bis zur Schwinge gezogene Linie fallen im Feld der übrigen 125er-Champs-Final-Teilnehmer auf. Die Vitpilen 125 mit ihrem sportlich tief angebrachten Rohrlenker kann aber noch viel mehr, als nur die Optik-Karte als Punktelieferant auf den Tisch zu knallen.
Modernste Assistenzsysteme wie einstellbares ABS, das klar strukturierte TFT-Display, der Quickshifter mit Blipper und verschiedene Fahrmodi – die Husqvarna Vitpilen 125 brennt ein Ausstattungsfeuerwerk ab, das man so in der 125er-Klasse nur selten sieht. Ein Technologieträger im Oldschool-Gewand. Der dazu auch verlässlich sicher um jeden Bogen gleitet, weder bei der Fahrstabilität noch bei der Handlichkeit Raum für Tadel bietet. Oder anders ausgedrückt: Die Husqvarna Vitpilen 125 fährt klasse, bietet mit ihrer durchgehenden Sitzbank richtig viel Platz selbst für lange 125er-Piloten, ohne mit ihrer schmalen Taille und 815 Millimetern Sitzhöhe kürzere 125er-Treiber auszuschließen. So sehen Sieger aus!
4. Platz für die Husqvarna Vitpilen 125
Oder doch nicht? Weil, so ganz trifft der weiße Pfeil von Husqvarna nicht die Herzen der jugendlichen Teilnehmer, die einzig mit ihrem Votum bestimmen, wer im Testfeld bleibt und wer rausfliegt. Bei der Wahl des vierten Platzes sind die Stimmen zumindest nicht mehr so eindeutig verteilt wie bei der Niu zuvor. Trotzdem sagen vier von fünf Jugendlichen, dass der Weg der Husqvarna Vitpilen 125 an dieser Stelle endet.
Der Grund: Nicht die Technik, nicht die Ausstattung, nichts, was unter fahrdynamischen Aspekten ein Minus bringen würde. Es ist einfach der Look, bei dem die Daumen der Jugendlichen nicht automatisch nach oben gehen, eher im Bereich "Geht so" stehen bleiben. Was nur zeigt: Motorradfahren ist für 125er-Fahrer in erster Linie ein emotionales Erlebnis, bei dem das Äußere einer 125er eine richtig wichtige Rolle spielt. Sachlich nüchterne Aspekte oder Vernunft treten da schon einmal in den Hintergrund und bescheren der Husqvarna so das Aus beim Kampf um den Titel in diesem 125er-Vergleichstest.
F.B. Mondial SMX 125i
Maue Ausstattung, dazu hochbeinig, was die Sitzprobe für Kurzbeinige arg erschwert, wenig Fahrkomfort und oft auch kein richtiger Schnapper, wenn der Blick aufs Preisschild fällt: So ganz, ganz nüchtern betrachtet überkommt einen 125er-Fahrer der Haben-wollen-Reflex bei den 125er-Kurvenwetz-Mobilen der Klasse Supermoto nicht. Zumindest nicht sofort. Da muss also noch etwas anderes sein, damit diese Fahrzeuggattung jugendliche Fahrer triggert wie niedrige Zinsen den Häuslebauer.
Spurensuche. Bei SuMos wie der F.B. Mondial SMX 125i Supermoto ABS schwingt immer eine gehörige Prise Unvernunft mit, Rebellentum auf Rädern. Wheelies, Stoppies, Driften, für solche Späße taugen die hochbeinigen Flitzer bestens. Selbst wenn immer beide Reifen auf dem Boden bleiben und das Ziehen schwarzer Striche nicht zu den eigenen Fahrskills gehört: Mit Übung wäre das drin. Diese Spur Wahn- und Leichtsinn tragen alle 125er-Sumos tief in ihren Einzylinder-Genen. Und wer würde dazu als U19-Fahrer schon Nein sagen? Daraus speist sich die Faszination für Supermotos allgemein und eben auch für diese Fahrzeugklasse bei den 125ern. Daher liegt die locker-leicht durch jede Kurve schwingende Mondial bei den jugendlichen Gasttestern auch weit vorn.
Mit ihrem 15-PS-Aggregat zaubert sie zudem sehr ordentliche Fahrleistung aufs Parkett, schiebt sich ohne allzu großen Anlauf über die 100-km/h-Marke. Daneben sichert ihr abschaltbares ABS herzhaft-freche Stopps, die schlanken 137 Kilogramm eine easy-peasy Handhabung.
3. Platz für die F.B Mondial SMX 125i
Trotzdem endet die Teilnahme am 125er-Test für die F.B Mondial SMX 125i Supermoto ABS, die in Italien entwickelt und in China gebaut wird, mit dem dritten Rang. Bei der vorletzten Abstimmung wählen sie drei von fünf Jugendlichen aus dem Testfeld. Dass sie es nicht weiter nach vorn geschafft hat, liegt allein an der weiteren Konkurrenz. Die Vorjahressiegerin Fantic XMF 125 Competition sowie die 125er-Duke von KTM haben einfach noch mehr Eindruck bei den 125er-Testern hinterlassen.
Diesen beiden muss sich die Mondial geschlagen geben. Auch wenn sie unterm Strich in der 125er-Klasse eine Spaßgranate mit einer Prise Vernunft ist, die anderen 125ern oft fehlt. Ihr Preis vermeidet nämlich Schnappatmung. Für knapp über 3.000 Euro (Stand: Dezember 2024) steht sie beim Mondial-Partner. Ein Kurs, zu dem es andere 125er oft nur als Gebrauchte gibt. Kein schlechtes Argument, um Oma und Opa als Finanzdienstleister für den Neukauf zu überzeugen.
Finale der 125er-Champs
Pylonen bis zum Horizont, eine Asphaltfläche mit dem Grip von grobem Schmirgelpapier, bestes Wetter und zwei betriebswarme und vollgetankte 125er: Fürs große Finale im 125er-Vergleichstest ist alles angerichtet. Im direkten Match stehen sich die Vorjahressiegerin Fantic XMF 125 Competition und KTMs 125er-Duke gegenüber. Auf dem mit flüssigen Bögen, fordernden Bremszonen und engen Knicken abgesteckten Rundkurs hat jeder jugendliche Gasttester noch einmal die Möglichkeit, den beiden Finalbikes direkt nacheinander auf den Zahn zu fühlen.
Damit Linie und Schwung stimmen, führt MOTORRAD-Top-Tester Karsten Schwers die Teens in ihrem persönlichen Wohlfühltempo um den Kurs. Die 125er-Tester können sich so ganz auf die Bikes konzentrieren, während der vier geguideten Runden pro Modell noch einmal genau herausfahren, was Fantics SuMo und KTMs Naked Bike besonders gut machen. Und wo sie vielleicht die eine oder andere Schwäche haben.
Gewinner im 125er-Vergleichstest Jahrgang 2024
Die letzten Runden sind gedreht, die Stimmzettel an die Jugendlichen verteilt. Sie entscheiden ohne Einfluss der MOTORRAD-Tester, welches Bike sich die Krone unter den 125er-Modellen aufsetzen darf. Kurz stecken die Jugendlichen noch einmal die Köpfe zusammen, besprechen ihre Eindrücke. Dann fallen in geheimer Wahl die Stimmzettel in die Wahlurne. Wer macht das Rennen? Flotte Supermoto oder fetziges Naked Bike?
Zwei Jugendliche plädieren für die Fantic XMF 125 Competition als ihren Favoriten, zwei für die KTM 125 Duke. Ein Patt nach vier von fünf Stimmzetteln. Das bedeutet, die letzte Stimme entscheidet – und zwar zugunsten von KTM. Neuer 125er-Vergleichstestsieger ist die KTM 125 Duke.