- Cherry's Company Midnight Dancer
- Neue Methoden für die BMW
- 1980er-Racer als Vorbild
- Heck aus Alu
- Untendrunter eine BMW
- Fazit
Der Autor nannte ihn einst flegelhaft respektbekundend einen Mann, der sich ständig selbstbefriedigt. Damals blies Kaichiro Kurosu aka Cherry's Company eine Harley-Davidson Street 750 mit einem Turbo auf und formte aus dem hässlichen Entlein einen endgeilen Racer. Und der Autor ist versucht, Kurosu-san erneut so zu nennen. Grund: Sein einmaliger Midnight Dancer auf Basis einer seltenen BMW HP2 Sport. Großer Sport.
Cherry's Company Midnight Dancer
Basis der Midnight Dancer ist die BMW HP2 Sport. Sie kam 2007 als erster Supersportler von BMW. Konsequent erleichtert durch eine Karosse aus Carbon und maximalen Leichtbau von 213 auf 199 Kilogramm. Der 1200er-Sportboxer erstarkte durch umfangreiches Tuning von 122 auf 133 PS. Nur 2.259 Stück wurden in Spandau gebaut. Mindestens eine ging nach Japan und gelangte in die genialen Hände von Kurosu-san. Der exzessive Einsatz von Carbon am Spenderkrad gab ihm den Weg zum Midnight Dancer ohne Umleitung vor: Es musste Carbon werden.
Neue Methoden für die BMW
Mit kompletten Karossen aus Carbon hat Kurosu bereits Erfahrungen. Doch die waren damals noch alle von Hand laminiert und so kann das Material seinen Gewichtsvorteil kaum ausspielen. Ebenfalls fiel für ihn der Einsatz von sogenanntem trockenem Carbon aus. Für den Umbau der HP2 erkundete er neue Methoden und fand die Vacuum Infusion Technology (VIP), deren Prinzip er für seine Zwecke anpasste. In der VIP werden die Carbon-Matten per Unterdruck in eine Form gezogen und anschließend das Harz in den Unterdruck gezogen. So entstehen sehr dünne, leichte Bauteile. Weiterhin ist die Methode für Prototypen und Kleinserien prädestiniert.
1980er-Racer als Vorbild
Mit dieser Methode der Carbon-Herstellung gestaltete Kurosu-san alle Kohlefaserteile für die Midnight Dancer. Stilvorlage waren die GP-Renner der frühen 1980er-Jahre mit ihren vergleichsweise großen und runden Verkleidungen. Von der HP2 Sport übernimmt Kurosu die Grundform der Seitenverkleidung, die in das Tankcover übergehen. Der Unterschied: Bei der Midnight Dancer sind die Formen großflächiger und barocker gestaltet, als bei der HP2.
Heck aus Alu
Eigentlich wollte Kurosu-san die komplette Karosse aus Carbon gestalten, doch während des Baus empfand er ein handgetriebenes Heck aus Alu als passender. Zum einen als Kontrast zum Carbon, zum anderen mag er die Mischung ans Carbon und Alu bei den sogenannten Winterlackierungen der WSBK, wie bei den SP-Modellen von Ducati.
Untendrunter eine BMW
Unter dem Kleid aus Carbon und Alu ist die BMW HP2 komplett Serie geblieben. Original allerdings nicht, denn Kurosu-san ließ den Stahlrahmen vernickeln. Am heute noch zweitstärksten Serienboxer der BMW-Geschichte änderte er nichts, einzig der Endtopf ist neu. Die serienmäßigen Krümmer schlängeln sich aus den Zylinderköpfen unter dem Boxer entlang, vereinen sich vor der Schwinge zu einem Kaminrohr, dessen neuer Endtopf im Alubürzel endet. Wo wir für gewöhnlich das Rücklicht vermutet hätten, atmet der Sportboxer aus.
Fazit
Für den einen ist es Majestätsbeleidigung, eine BMW HP2 Sport umzubauen, einem anderen entlockt es ein laues "Sei's drum". So oder so: der Midnight Dancer von Kaichiro Kurosu von Cherry's Company aus Japan lässt nur wenige kalt – mit neuer Karosse aus Carbon in advagartistischer Art sowie blankem Aluheck mit integriertem Auspuff. Nur 2.259 HP2 Sport baute BMW und der Midnight Dancer ist ein Einzelstück.