Wer über den Wechsel des Leuchtmittels an seinem Motorrad nachdenkt, kann neben modernen Halogenlampen oftmals auch LED-Lösungen in Betracht ziehen. Jedoch gilt es im Vorfeld so manches zu beachten.
LED-Lichttechnik – auch zum Nachrüsten
Motorräder kommen heutzutage oftmals ab Werk mit LED-Scheinwerfern. Diese erlauben ein modernes und markenspezifisches Erscheinungsbild – plus natürlich eine gute und oftmals punktgenaue Ausleuchtung. All das bietet eine Umrüstung auf LED bei älteren Motorrädern zwar nicht, dennoch ist die Leuchtdiode womöglich auch hier eine reizvolle Option. Schließlich gefällt die LED (light emitting diode) mit hoher Leuchtkraft bei zugleich vergleichsweise niedrigem Stromverbrauch. Wo sich eine Halogenbirne 55 oder gar 60 Watt gönnt, fordert beispielsweise die Philips Ultinon Pro6000 LED nur 15 Watt von der Lichtmaschine – und leuchtet trotzdem mindestens genauso hell.
Wichtig sind jedoch zwei Punkte: Zum einen natürlich die Zulassung, denn nur dann dürfen LED-Lampen auch im öffentlichen Straßenverkehr genutzt werden. Zu Redaktionsschluss bietet nur Philips eine Einsatzerlaubnis für Motorräder, Osram will Mitte Oktober aber ebenfalls Zweirad-Zulassungen für die Night Breaker LED anbieten. Auf der jeweiligen Hersteller-Homepage können sich Interessenten dann informieren, ob die Lampen auch für ihr Motorrad zugelassen sind – und sich die mitzuführende Allgemeine Bauartgenehmigung (ABG) herunterladen. Von nicht zugelassenen LED-Lösungen raten wir übrigens dringend ab: Die Leuchtleistung einer mitgetesteten China-LED-H7 ist quasi inexistent, siehe Bildergalerie.
Der zweite wichtige Aspekt hat mit der sogenannten Adaption zu tun, also der Anpassung des Auges an Helligkeitsverhältnisse: Wird der Lichtkegel auf dem Asphalt heller, passt sich die Pupille durch Verengung an. Dadurch wird aber zugleich alles außerhalb des Lichtkegels als dunkler wahrgenommen, was bei Nachtfahrten kontraproduktiv sein kann. Mehr ist hier nicht immer besser.
Tagfahrlicht, Positionsleuchten und Zusatzscheinwerfer – was ist legal?
Besser sehen und gesehen werden, das funktioniert wie beschrieben über mehr Licht vom Hauptscheinwerfer, alternativ können aber auch zusätzliche Scheinwerfer als weitere Lichtquellen agieren. Mit so manchem Zusatznutzen, wenn die Regeln befolgt werden. Generell gilt: Am Motorrad darf nur jene Art von Beleuchtung montiert werden, die gesetzlich vorgeschrieben oder zusätzlich erlaubt ist (also beispielsweise keine Unterbodenbeleuchtung oder LED-Lichterkette). Außerdem müssen alle Leuchten und Reflektoren über ein ECE- (großes E plus Ziffer) oder EG-Prüfzeichen (kleines e plus Ziffer), also eine Zulassung verfügen.
Das klingt erst mal klar und überschaubar, wird im Detail dann aber doch etwas komplizierter. Denn erstens müsst ihr als Käufer darauf achten, dass die Leuchte auch tatsächlich für den vorgesehenen Einsatzzweck zugelassen ist – dazu steht neben dem Prüfzeichen ein weiteres Kürzel, wie F3 für Nebelscheinwerfer oder RL für Tagfahrlicht. Und zweitens gelten weitere Besonderheiten bei den Montageorten und dem Betrieb – so dürfen Tagfahrlicht und Abblendlicht beispielsweise nicht gleichzeitig leuchten. Hochwertige Produkte aus dem Zubehörhandel kommen in der Regel mit Anleitung und entsprechender Funktionalität, sodass an der Lichtanlage auch selbst nachgerüstet werden kann.
Mittlerweile sollte sich auch die Legalität von in den Blinkern integrierten, gelben Positions- bzw. Begrenzungsleuchten herumgesprochen haben, wie sie Honda ab Werk verbaut. Diese sind seit 2016 laut UNECE- Vorschrift 53.01 erlaubt und dürfen prinzipiell auch selbst nachgerüstet werden.
Mehr Lichtleistung durch Reinigung
Lappen in die Hand, wir putzen! So banal das klingen mag, tatsächlich erhöht die gründliche Reinigung des Scheinwerferglases die Lichtleistung um bis zu 20 Prozent! Der nächste, allerdings etwas aufwendigere Schritt: auch den Reflektor im Inneren abreiben, mit viel Wasser und etwas Spülmittel. Denn auch wenn das Scheinwerfergehäuse eigentlich gegenüber Staub und Nässe abgedichtet ist, kann sich hier über die Jahre eine hinderliche Schmutzschicht ansammeln. Dann kann die Birne noch so hell leuchten, das Licht kommt schlicht nicht dort an, wo es hin soll.
Apropos helle Birne: Ein Upgrade von in die Jahre gekommenen Funzeln auf moderne Halogenleuchtmittel kann ebenfalls zu einer deutlichen Verbesserung der Lichtleistung führen – jedenfalls dann, wenn man sich für hochwertige Markenprodukte entscheidet. Selbst dann bietet der Markt jedoch eine beinahe unüberschaubare Menge an Leuchtmitteln – beispielsweise muss jeder für sich selbst entscheiden, welcher Anspruch im Vordergrund steht: maximale Helligkeit, hohe Lebenserwartung oder ununterbrochene Dauerbrenner.
Um hier eine Entscheidungshilfe zu bieten, hat MOTORRAD die gängigsten Lampen im Labor auf ihre Leuchtleistung und Lichtverteilung hin getestet. Die getesteten H4- und H7-Lampen stellen wir euch in diesem Vergleichstest von H4- und H7-Lampen vor. Damit sind gerne mal 100 Prozent mehr Helligkeit drin.
Bis zu 230 Prozent helleres Licht – im Vergleich zum gesetzlichen Mindeststandard für Halogenlampen – verspricht Philips mit seiner LED-Alternative für H4 und H7. Letztere kam bei unseren Praxistests in einer 2008er-Honda Fireblade als Ersatz für die originale Halogenlampe zum Einsatz.