30 Punkte kann ein Motor im Dauertest von MOTORRAD maximal erreichen. Die besten Antriebe erreichen diese Zahl nur knapp, die schlechtesten sind weit davon entfernt. Nach 50.000 Kilometern nimmt MOTORRAD den Antrieb komplett auseinander, vermisst jedes Bauteil und analysiert Baugruppen. Die beiden besten Motoren tragen 28 Punkte am Revers (Stand Dezember 2024), der schlechteste nur 15. Es sind allerdings wirklich schicksalhafte Einzelfälle darunter.
BMW und Triumph mit Motorschäden
Insgesamt 8 Motoren zeichnen sich entweder durch eine sehr hohe Wertung aus, oder eben durch eine niedrige Punktewertung im Verschleiß. Dabei springt BMW von Schatten nach Licht und bestätigt mit insgesamt 3 Antrieben in dieser Liste bisweilen das Klischee: BMW-Motoren oder deren Getriebe halten nicht (immer). Allerdings platzierte sich auch ein Triumph-Motor in den Flop 4, was weniger an der mechanischen Güte lag, sondern an einem ungewöhnlichen Motorschaden, was dennoch Minuspunkte einbringt.
Aus Japan – ein weiteres Klischee – stammen hingegen 4 Antriebe ohne jeden Fehl und Tadel, mit hoher Punktewertung und teilweise hohen PS-Zahlen. Und ja: In der langen Geschichte gab es weitere Motoren, aber wir beschränken die Auswahl auf die letzten gut 20 Jahre, also auf in etwa das Durchschnittsalter des deutschen Motorrads.
Die besten Motoren im Dauertest bei MOTORRAD
Platz 1: Kawasaki ZZR 1400 (Modelljahr 2006)
Seit 2008 steht die Kawasaki ZZR 1400 mit 28 von 30 möglichen Punkten in der Motorenwertung auf Platz 1 der besten Motoren im Dauertest. Alle Bauteile oder Gruppen lagen deutlich innerhalb der Betriebstoleranz und teilweise noch im Bereich der Einbautoleranz, also auf Niveau 0 Kilometer Laufleistung. Einzige Panne im Dauertest war eine gerissene Antriebskette, die Minuspunkte brachte. Außerplanmäßig wurden nur eine undichte Ventildeckeldichtung und die vorderen Bremsscheiben nebst Radlagern getauscht.
Auch durch 4 ungeplanten Aufenthalte in der Werkstatt sind 66 von maximal 100 Punkten (Gesamtwertung) im Dauertest kein Top-Wert. Damit steht die Kawasaki ZZR 1400 trotz herausragend gutem Motor nur im unteren Drittel, da insbesondere der enorme Verschleiß am Hinterradreifen damals gut alle 4.500 Kilometer die Kosten pro Kilometer (13,1Cent/km) in die Höhe schnellen ließ. Bei 180 PS und 150 Nm der Abschlussmessung ein Stück weit verständlich.
Platz 1: BMW S 1000 RR (Modelljahr 2020)
Ebenfalls mit 28 von 30 möglichen Punkten in der Motorenwertung auf Platz 1 steht die BMW S 1000 RR. Damit gleicht der Shiftcam-Motor das schlechte Ergebnis aus, das die erste Generation 2010 hinterließ (siehe unten). Über dem aktuellen Vierzylinder der RR hingegen steht: Nahe der Perfektion. Nach 50.000 Kilometern sind alle gemessenen Bauteile oder Gruppen in einem hervorragenden Zustand. Einem Zusammenbau mit neuem Dichtsatz stünde nichts im Wege.
Allerdings stand die S 1000 RR 5 Mal ungeplant in der Werkstatt. Wegen defekter Zündspulen, Bremsscheiben und Radlager sowie hohen Kilometerkosten (12,8 Cent/km) bleibt ihr deshalb, wie der Kawasaki ZZR, eine bessere Platzierung im Gesamtklassement (73 von 100 Punkten) verwehrt.
Platz 2: Yamaha Ténéré 700 (Modelljahr 2019)
Nach 2 Top-Motoren mit 4 Zylindern steht mit 27 von insgesamt 30 möglichen Punkten in der Motorenwertung der CP2-Twin von Yamaha auf Platz 2. Auffällig waren die 4 leicht undichten Auslassventile, trotz niedrigem Druckverlust, sowie das fast verschlissene Radialspiel der Pleuellager. Wobei: Dessen Toleranzbereich von Yamaha vergleichsweise klein gefasst wurde.
Neben der Top-Wertung des Motors sammelt die Yamaha in allen anderen Kategorien des Dauertests fleißig Punkte, musste nur wegen 2 Rückrufen außer Plan in die Werkstatt und kam kostengünstig (8,3 Cent/km) über die Distanz. Ergebnis in der Gänze: Ein sehr guter Platz 2 in der Dauertest-Wertung mit 86 von insgesamt 100 möglichen Punkten.
Platz 2: Suzuki V-Strom 1000 (Modelljahr 2015)
Japan-Motor Nummer 3 steht mit ebenfalls 27 von insgesamt 30 möglichen Punkten auf Platz 2 der Motorwertung von MOTORRAD. Mechanisch ohne Fehl und Tadel, was nach bereits gut 20 Jahren Produktionslaufzeit kaum verwundert. Einzig die nach 50.000 Kilometern leicht undichten Ventile zogen einen minimalen Leistungsverlust mit sich. Und das damalige Update auf Euro 4 im Jahr 2015 förderte einen im Test hohen Durchschnittsverbrauch zutage. 6,4 Liter waren für ein 100-PS-Krad gerade einmal mal Durchschnitt.
Nur zweimal musste die V-Strom 1000 außer Plan in die Werkstatt, was ihr in Summe heute noch starke 84 von 100 möglichen Dauertestpunkten einbrachte.
Platz 2: Honda CBR 1000 RR Fireblade (SC77, Modelljahr 2018)
Wieder 27 von insgesamt 30 Punkten, damit nochmals Platz 2 in der Motorenwertung und wieder ein Vierzylinder japanischer Bauart. Der SC77-Motor der CBR 1000 RR Fireblade sammelt seine vielen Punkte durch keinen messbaren Verschleiß nach 50.000 Kilometern. Die meisten Bauteile oder Gruppen lagen deutlich innerhalb der Betriebstoleranz und teilweise im Bereich der Einbautoleranz. Einziger Ausreißer war das Lagerspiel des Hauptlagers, kurz vor der Verschleißgrenze.
Allerdings, wie schon bei der Yamaha: Die von Honda gegebene Toleranz ist sehr eng. Skurril über die Distanz: Gleich zweimal war die Airbox durch Laub in der Funktion gehindert. Trotz guten Motors konnte die SC77 in Summe nur 70 von 100 möglichen Punkten in der Dauertest-Gesamtwertung sammeln. Gründe dafür sind vorwiegend die hohen Kilometerkosten von 12,3 Cent je Kilometer und insgesamt 5 außerplanmäßige Stopps in der Werkstatt, einer davon als Panne, also mit Ausfall während der Fahrt.
Noch mehr ausgezeichnete Motoren im Dauertest
Platz 3 mit 26 Punkten in der Motorwertung des Dauertests von MOTORRAD teilen sich 6 weitere Motorräder mit unterschiedlichen Motorenkonzepten:
- Honda NC 700 S, erschienen in MOTORRAD 21/2014
- Yamaha MT-09, erschienen in MOTORRAD 11/2016
- KTM 1290 Super Duke R, erschienen in MOTORRAD 19/2017
- KTM 1190 Adventure, erschienen in MOTORRAD 09/2015
- Royal Enfield Interceptor 650, erschienen in MOTORRAD 20/2022
- Aprilia Shiver 900, erschienen in MOTORRAD 02/2021
Die schlechtesten Motoren im Dauertest von MOTORRAD
Hier die 3 Motoren aus dem Dauertest von MOTORRAD, die die niedrigste Punktzahl bekamen. Die Triumph Thruxton hatte als eine der ersten und fast einzigen überhaupt ein undichtes Motorgehäuse, bei den BMWs versagten für den Antrieb essenzielle Bauteile wie Nockenwelle und Getriebe.
21 Punkte in der Motorenwertung: Triumph Thruxton R (Modelljahr 2016)
Vom Pech verfolgt war die Triumph Thruxton R. Weltweit gab es laut Triumph nur 5 Fälle des undichten Motorgehäuses, doof, wenn eines davon im MOTORRAD-Dauertest fährt und so die Motorwertung nach 50.000 Kilometern komplett verhagelt. Bei 17.820 Kilometern wurden Gehäuse, Zylinder und Teile des Ventiltriebs getauscht. Im Vergleich waren die Teile mit 50.000 Kilometern kaum schlechter als die mit nur 32.000, was den Schluss zulässt: Das ist ein hervorragender Motor – wenn er nicht gerade vom Pech verfolgt ist.
Ungünstigerweise brachten in Summe 7 unplanmäßige Stopps in der Werkstatt ebenfalls Minuspunkte ein und konterkarieren so die im Grunde traumhaft niedrigen Betriebskosten von nur 6,8 Cent/km. Am Ende waren es nur 69 von 100 möglichen Punkten in der Dauertest-Gesamtwertung.
20 Punkte in der Motorenwertung: BMW S 1000 RR (Modelljahr 2010)
Nur knapp schrammte die BMW S 1000 RR an einer Top-Platzierung der Motorwertung vorbei. Leider schrammte die Nockenwelle zu arg an den Schlepphebeln, was bei 25.000 Kilometern nicht nur eine neue Einlassnockenwelle notwendig machte, sondern auch Abzug in der Punktewertung brachte. Nur ein Schlaglicht, denn die übrigen Teile des Motors waren nach 50.000 Kilometern in einem guten Zustand. Einzig das Kolbenspiel, das Hauptlagerspiel und die Breite der Auslassventilsitze tendierten in Richtung Verschleißmaß. Trotzdem kam die BMW auf 7 außerplanmäßige Werkstatt-Stopps wegen kleiner und großer Probleme, was am Ende nur 66 von 100 möglichen Punkten in der Dauertest-Gesamtwertung einbrachte.
15 Punkte in der Motorenwertung: BMW R 1200 GS LC (Modelljahr 2013)
Mit 43.152 Kilometern auf dem Tacho versagte das Getriebe der BMW R 1200 GS mit Wasserboxer. Grund: Das defekte Lager der Getriebeeingangswelle löste eine interessante Verkettung aus. Statt im Lager stützte sich die Welle in der Schaltgabel ab, deren erwartbares Versagen das Getriebe blockierte. Das zeigte unter Werkstattlicht massive Karies an den Zähnen des 6. Ganges. Der Rest des Antriebs lag im grünen Bereich. Weder Kurbel- noch Ventiltrieb nahmen die 43.000 Kilometer als anstrengend wahr. Und trotz geringer Unterhaltskosten über die Zeit kosteten 5 Stopps in der Werkstatt und eine Panne ordentlich Punkte, was am Ende zu nur 68 Punkten von 100 möglichen in der Dauertest-Gesamtwertung reichte.