Mit der RC 164 brachte Honda etwas ins Rollen. Der Sechszylinder mit 250 Kubik leistete 60 PS und drehte 18.000 Touren – als Viertakter. Der Grund war einfach: Honda wollte mehr Leistung durch Drehzahlen. Es gelang.
Ende der 1970er war der Griff zum Sechszylinder erneut nötig, um die für Serienkräder magische Marke von 100 PS zu erreichen. Heute sind Motoren mit 6 Zylindern Ausdruck für Luxus und Prestige. Daran möchte Benda anknüpfen und zeigt einen neuen Motor mit knapp 1.700 Kubik als Brennraum-Sextett. Und MOTORRAD zeigt die wesentlichen Modelle mit dieser Zahl an Zylindern.
6 Zylinder für Motorräder – seit 1974 erotisch-exotisch
Benelli Sei 750
Benelli waren die ersten, die den Sechszylinder in Reihe und Serie brachten. Die Benelli Sei 750 war 1974 einmalig. Zwar mit 63 PS nicht sonderlich stark, aber mit 2 hydraulischen Scheibenbremsen vorn ihrer Zeit voraus. Der Clou: Benelli konstruierte den Motor nach Vorlage des CB 500 Four-Antriebs von Honda und ergänzte 2 Zylinder. Nachfolger der Sei 750 war die Sei 900 mit 80 PS und noch exotischer als die 750er.
Honda CBX 1000
Honda wollte Ende der 1970er-Jahre endlich die Marke von 100 PS knacken. Möglich machen sollte das die CBX mit Sechszylinder und 1.047 Kubik, der offen 105 PS leistete. Von 1978 bis 1982 war sie im Programm und bis zu 220 km/h schnell. Es gab nur eine Generation, denn ab den 1980er-Jahren waren 4-Zylinder in der Lage, deutlich über 100 PS in Serie zu leisten.
Kawasaki Z 1300
Fast zeitgleich präsentierte Kawasaki die Z 1300. Allerdings mit einer Wasserkühlung, offen bis zu 120 PS und Kardanantrieb. Sie war zwar bis 1989 im Programm, allerdings mit mäßigem Erfolg, und im Grunde die Kombination aller Probleme, die dieses Motorkonzept innehat.
Honda GL 1500 Gold Wing
Die Honda GL 1500 Gold Wing kam 1988 und nutzte die Anzahl der Zylinder für Laufruhe und nicht primär zum Erzeugen von Leistung. Damit stellt sie die Blaupause für die neue Klasse der Sechszylinder dar. Aus einst 98 PS und 150 Nm wurden in der aktuellen Gold Wing mit 1.800er-Boxer 125 PS und 170 Nm. Und: Mittlerweile in allen Zahlen getoppt vom Boxer mit 8 Zylindern und 2.000 Kubik - von GWM/Souo aus China.
Horex VR6
Wie schon im Pkw ist der VR6-Motor in der Horex ein Kompromiss. Im Grunde ein V6 mit nur einer Zylinderbank und einem Zylinderkopf. In der Horex seit 2013 mit Unterbrechungen bis 2023 mit 1.218 Kubik und bis zu 163 PS zu haben – und seit über einer Dekade der Inbegriff eines Exoten.
BMW K 1600
Seit 2011 baut BMW die K 1600-Modelle mit Reihensechszylinder. Mit 1.649 Kubik, 160 PS und 180 Nm ein Sport-Touring-Motor, der in 4 Modell-Varianten heiser fauchend Dienst tut.
Benda mit neuem Sechszylinder
Benda zeigt im Herbst 2025 einen neuen Sechszylinder, der an den Motor von BMW erinnert. Besonders die fast liegende Einbaulage der Zylinder fällt als Parallele auf. Was genau Benda mit diesem Motor plant, ist bislang nicht bekannt. Doch klar ist: Mit 1.686 Kubik hat er noch etwas mehr Hubraum als der BMW-Motor.

Knapp 1.700 Kubik hat der neue Sechszylinder von Benda aus China. Was genau dieser Motor antreiben soll, ist bislang nicht bekannt. Auffällig sind die Ähnlichkeiten mit dem K 1600-Motor von BMW.
Das sind die Probleme des Sechszylinders
Obwohl die Benelli Sei 750 das Problem nicht hatte, lagen damals bereits die Probleme offen: Als Reihenmotor wird der Sechszylinder je nach Bauweise sehr breit und je nach Auslegung sehr wartungsintensiv. Bei der Honda CBX in Form der Synchronisation der Vergaser oder dem Einstellen der Ventile. Aber auch die Länge der einteiligen Zylinderköpfe ist bei der Motor-Überholung eine Herausforderung, da sie schwer zu planen sind. Und die schiere Breite des CBX-Motors – fast 60 Zentimeter – ist heute kaum mehr vorstellbar.
Und der Motor der Z 1300? Er war mit 57 Zentimetern zwar etwas schmaler, durch die Wasserkühlung, sein enormes Leistungspotenzial und Kardan-Antrieb hingegen schwerer. Im Vergleich wog eine Z 1300 gut 50 Kilo mehr als die Honda CBX, die mit 280 Kilo schon nicht leicht war.
Selbst der hochmoderne Motor von BMW baut breit und ist mit 55,5 Zentimeter nur unwesentlich schmaler als seine Vorfahren aus Japan.
Bleibt der Boxer-Motor der Honda Gold Wing. Der baut zwar nicht extrabreit, dafür lang. Das begrenzt den möglichen Einsatz in einem Motorrad auf sehr lange Chassis mit sehr touristischer Auslegung des gesamten Konzepts.
Hat der Sechszylinder eine Zukunft?
Jein. In Luxus-Nischen wie bei Gold Wing oder K 1600 hat im Grunde kein Motor mit weniger Zylindern Platz oder genug Prestige. Und der Boxer gehört zur Gold Wing wie die Flügel zu Honda selbst: eine untrennbare Beziehung. Der Schritt von Benda, einen neuen Sechszylinder zu zeigen, sagt ebenfalls aus: An Motorrädern mit 6 Zylindern werden wir noch einige Freude haben dürfen.