Das Styling stimmt! Aus der knubbeligen, arg undynamischen Verkleidung der ER-6f ist jetzt ein von vorn bis hinten scharf geschnittenes Kleid geworden, das Anleihen des ZX-10-Superbikes trägt und mit etwas Aufpreis auch die Lackierung des Weltmeister-Rennteams bekommt. Auch sonst hat die neue Kawasaki Ninja 650 eine Metamorphose durchlaufen, die Ninja-mäßig ausfällt. 18 Kilo hat sie abgespeckt. Vor allem wegen des neu gemachten Gitterrohrrahmens und der Schwinge, die zudem sehr viel schöner ist als das einfache, kastenförmige Teil der ER-6f. Mit Anti-Hopping-Kupplung präsentiert sich die zweizylindrige 650er auch endlich zeitgemäß.
Mehr Druck in der Mitte
Auf den ersten Blick aber alles andere als Ninja ist der Motor. Der Parallel-Twin der Kawasaki Ninja 650 hat nämlich zum Vorgänger tatsächlich vier PS Spitzenleistung eingebüßt, und die Drosselklappen sind von 38 auf 36 Millimeter Durchmesser geschrumpft. Als überzeugter Ninja-Fan müsste man darüber fassungslos den Kopf schütteln und gar „Blasphemie“ brüllen. Das hat aber einen ganz praktischen Grund, und der hat nur am Rand etwas mit Euro 4 zu tun.
Als alltagstaugliches Landstraßen-Motorrad konzipiert, gab man bei Kawasaki etwas Top-End-Power für mehr Druck in der Mitte auf. Und das merkt man in der Kawasaki Ninja 650. Ich selbst bin jetzt drei Jahre mit einem ER-6-Twin Rennen gefahren und hatte dabei vor allem mit dem mauen Druck in der Drehzahlmitte gegen die Konkurrenten auf V-Twins zu kämpfen. Das ist mit der Ninja 650 spürbar besser geworden. Allerdings merkt man auch bei engagiertem Landstraßenwirbeln, dass es heuer obenrum zäher zugeht und mit dem gut flutschenden Ninja 650-Getriebe jetzt früher geschaltet werden muss, wenn es ordentlich zur Sache gehen soll. Mehr Druck in der Mitte und bessere Top-End-Leistung wäre 100-Prozent „Ninja“ gewesen.
Kawasaki Ninja 650 - problemloses Fahrverhalten
Loben muss man die Kawasaki Ninja 650 für ihr problemloses Fahrverhalten. Sie macht in Sachen Handling eine prima Figur. Auch die Bremse ist endlich sportlich aufgestellt. Obwohl auch das Fahrwerk nachgeschärft wurde, werden erfahrene Ninja-Kämpfer ein eher mageres Ansprechverhalten und gerade in Verbindung mit der neuen Bremse die doch arg schnell eintauchende Gabel monieren, die bei wirklich wilder Hatz sogar auf Block geht. Wer aber so zu Werke geht, der sollte sich an die reiferen Ninja-Schwestern heranmachen, die ZX-10R oder H2 so rannehmen.
Die freuen sich über eine derartige Gangart. Die Kawasaki Ninja 650 dagegen ist ein schnittig gestylter Feger für schmales Geld für Einsteiger in das Sportsegment, lockere Freizeit-Wedler und all jene, die vielleicht mal vor Jahren eine Ninja hatten und markentreu den Weg wieder zurück zum Motorradfahren finden wollen.