Vorstellung BMW R 1100 S

Vorstellung BMW R 1100 S S-Klasse

Für die schlagkräftigste R 1100 kam nur eine Typenbezeichnung in Frage: der Buchstabe S, der im Hause BMW traditionell als Sportabzeichen an besonders dynamische Boxer verliehen wird.

Die R 1100 S sei der dynamischste Boxer, den es bei BMW je gab - sagt BMW. Um eilig hinzuzufügen, daß man den Sport-Boxer doch - bitte schön - nicht als Supersport-Motorrad mißverstehen möge.
Die Sorge, der jüngste Sproß könne in falsche Gesellschaft geraten, es mit den einschlägig bekannten Hochdynamikern japanischer, britischer oder italienischer Herkunft zu tun bekommen, ist keineswegs unbegründet. Noch nie gab es eine BMW, die so unverhohlen die sportliche Karte ausspielte wie die neue 1100er. Die geduckt wirkende Dreiviertelverkleidung, die eng geschnürte Taille, die verwegen gezeichnete Heckpartie, die filigranen Räder, die aggressiv-kompakte Gesamterscheinung - all das verdichtet sich zu einer Körpersprache, in der Sportlichkeit großgeschrieben wird. Gummikuh? Dieses Wort fehlt definitiv im Wortschatz der »S«.
Auch der Hinweis, der neue Sport-Boxer erfülle ein ausreichendes Maß an Tourentauglichkeit - dank des gebotenen Sitzkomforts für Fahrer und Beifahrer und der Möglichkeit, Koffer zu tragen - kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich BMW (endlich einmal) aus dem sicheren Hafen des Sport-Tourer-Segments herausgewagt hat. Angst vor der eigenen Courage?
Scheint eigentlich gar nicht nötig zu sein, denn der neue Boxer hat es faustdick hinter den Ohren. Der Vierventiler, mittlerweile in seinem sechsten Lebensjahr angelangt, hat in seiner jünsten Ausbaustufe deutlich an Schlagkraft gewonnen. Im Vergleich zum bisherigen Aushängeschild der Flattwin-Reihe, dem RS-Triebwerk (90 PS bei 7250 und 95 Nm bei 5500/min), hat das Herz der S-Klasse um acht PS und zwei Newtonmeter zugelegt, und das bei jeweils nur geringfügig - um 250/min - erhöhter Pulsfrequenz.
Die größere Leistungsbereitschaft ist in erster Linie die Konsequenz eines angekurbelten Stoffwechsels: Eine Auspuffanlage mit reduziertem Gegendruck und ein optimiertes Ansaugsystem nach Ram Air-Muster lassen den Zweizylinder befreiter atmen. Flankierende Maßnahmen runden das Boxer-Doping ab: höhere Verdichtung (von 10,7 auf 11,3), verbesserte Schmierung mit größerem Ölvorrat, angepaßte Motorelektronik. Letztere hebt die Maximaldrehzahl um 500/min auf 8400/min und ist bei Unpäßlichkeiten in der Lage, mit einem Diagnose-Testcomputer zu kommunizieren.
Ungeachtet seiner fülligen Drehmomentkurve, die über eine Spanne von 5000/min mehr als 80 Nm verheißt, wurde der Sport-Boxer mit einem Sechsganggetriebe verheiratet. Neben optimalen Ganganschlüssen verspricht BMW verbessserten Schaltkomfort, präzisere Gangwechsel und geringere Geräuschentwicklung.
Der Umstand, daß die neue Sechsgangbox - wie bei der K 1200 RS - nicht mehr zur Lagerung der Hinterradschwinge herangezogen wird (werden konnte?), führte zu einer völlig neue Rahmenkonstruktion. Die Hauptstruktur aus geschweißten Aluminiumprofilen nimmt die Parallever-Hinterradaufhängung auf, der Vorderrahmen aus Aluminium-Kokillenguß dient zur Anlenkung der Vorderradführung. Dabei leistet der Motor-Getriebe-Block -wie gehabt - eine mittragende Rolle.
In Details verfeinert, präsentiert sich die Telelever-Front der R 1100 S. Die Zugstufendämpfung des zentralen Federbeins läßt sich im Handumdrehen aus der Fahrersitzposition einstellen, und die aus Einzelteilen gebauten Gleitrohre der Gabel reduzieren die ungefederten Massen um ein Kilogramm - obendrein sehen sie wesentlich appetitlicher aus als die bisher verwendeten Gußteile.
Einen erfreulichen Anblick und weniger Gewicht bieten auch die Gußräder im Fünf-Doppelspeichen-Design, die von der K 1200 RS stammen. Sie haben die Dimensionen 3.50 x 17 und 5.00 x 17 Zoll und tragen Reifen der Größen 120/70 ZR 17 respektive 170/60 ZR 17. Die Vorderradbremse ist im Prinzip der R 1100 RS entliehen, allerdings sind die schwimmend gelagerten Scheiben ohne Zwischenträger direkt am Rad befestigt. Ein im Durchmesser reduzierter Hauptbremszylinder (16 statt 20 Millimeter) soll die Betätigungskräfte reduzieren.
Nicht serienmäßig, aber wie vieles andere auf Wunsch erhältlich, ist ein ABS-System - ein geschickter Schachzug, der Gewicht und Kaufpreis der Basisausführung auf erfreulichem Niveau hält: Ohne Drum und Dran soll die R 1100 S fahrfertig 229 Kilogramm wiegen und für 20900 Mark den Besitzer wechseln. S-Klasse light - nach BMW-Maßstäben - kann man da nur anerkennend bemerken.

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