Fahrbericht Aprilia Mana GT 850 ABS (2009)
Halbverschalte GT-Version der V2-Maschine

Vielseitig und praktisch war das „Automatik-Motorrad“ Aprilia Mana von Anfang an. Nun unterstreicht die halbverschalte GT-Version die Tourentauglichkeit der V2-Maschine.

Halbverschalte GT-Version der V2-Maschine
Foto: Foto: Aprilia

Es nieselt rund um die Alpen-Gipfel, Kälte kriecht über die Höhen. Na und? Die halbverkleidete Aprilia Mana GT macht trotzdem Spaß. Sie vereint eine komfortable Sitzhaltung, aufrecht und erhaben, mit ordentlichem Windschutz. Die Halbschale mit der höhenverstellbaren Scheibe schirmt den Rumpf des Fahrers gut ab. Gran Tourismo eben. Das serienmäßige ABS der GT unterstreicht selbst auf nassen Sträßchen das Gefühl von Sicherheit. Auf die radialen Vierkolbensättel ist Verlass, der Druckpunkt okay.

Witzig: das Antriebskonzept der nominell 76 PS starken 850er. Ihr aus dem Rollerbereich entliehener 90-Grad-V2 erbte die Kraftübertragung per Variomatik gleich mit. Kuppeln geht nicht, das linke Ende des gut geformten Lenkers wirkt verwaist. Doch sie hat was, diese neue Bequemlichkeit. Einfach Gas geben, den Rest regelt die Automatik. Drei Automatik-Modi stehen zur Wahl, der standardmäßige Tourenmodus passt fast immer bestens. Im Regenmodus sinkt die Leistung. In der Sportstufe fallen Drehzahlniveau, Vibrationen und Motorbremsmoment bergab deutlich größer aus.Und wer will, kann ja schalten: Sieben sequentielle Übersetzungsstufen sind per linker Hand (Tiptronic) oder konventionell per Fußschaltung einzulegen. Geht beides blitzschnell und ruckfrei. Weil die Vario-matik die Drehzahl möglichst immer auf mittlerem Niveau hält, geht’s wirklich zügigvoran. Bloß drei Sekunden von Tempo 60 auf 100 braucht eine (unverkleidete) Mana, bei der GT wird’s kaum schlechter sein. Da fehlt eigentlich nur noch ein sauberer, wartungsarmer Zahnriemen zum Glück.
Unverändert gegenüber der Standard-Mana blieb der Gitterrohrrahmen, der den V2 tragend einklemmt. Die nicht einstellbare 43er-Upside-down-Gabel ist neu abgestimmt, um das Mehrgewicht gut wegzustecken. Ferner neu an der GT: Die Vorspannung des direkt angelenkten Zentralfederbeins lässt sich mit einem hydraulischen Handrad verstellen. Damit ist das Heck im Nu an Sozius und Beladung angepasst. Sie liegt gut, die GT, federt komfortabel, dämpft ohne Nachschwingen. Passt alles für touristische bis flotte Fahrweise. Optimistisch scheint die Gewichtsangabe von 230 Kilogramm, so viel wog im MOTORRAD-Test schon eine nackte Mana ohne ABS. Clever: Der 16-Liter-Tank im Heck erlaubt ein praktisches Staufach unter der Tankattrappe. Wertig: Alle Hebeleien sind verstellbar, die beiden Fußhebel gar exzentrisch. So bleibt nur ein Haken an der GT: Zum Preis von 10499 Euro gäbe es auch eine Honda CBF 1000 „Travel“, inklusive ABS, Hauptständer, Heizgriffen, Koffern und Topcase. Und die stabilen, geräumigen Koffer der Mana GT kosten inklusive Halter noch 716 Euro extra. Da wird es schwer, potenzielle Kunden vom wahren Wert des 850er-Vollwert-Tourers zu überzeugen.

Unsere Highlights

Vor- und Nachteile

Foto: Aprilia
GT-Technik: Federbein mit Handrad zum Vorspannen.

Vorteile:

-ABS bei der GT serienmäßig an Bord
-Sitzposition absolut langstreckentauglich
-Alltagstauglickeit hoch, durchdachte Details
-Verarbeitung gediegen

Nachteile:

-Preis insgesamt ziemlich hoch
-Sound kann Roller-Antrieb nicht verleugnen
-Hauptständer nur optional
-Kettenantrieb pflegeintensiv

Motor
Wassergekühlter Zweizylinder-Vier-
takt-90-Grad-V-Motor, je eine obenliegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier Ventile pro Zylinder, Kipphebel, Trockensumpfschmierung, Ein-
spritzung, Ø 38 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 450 W, Batterie 12 V/10 Ah, stufenloses ­Automatikgetriebe mit drei Pro­grammen (Regen, Touring und Sport), sequenzielles Siebengang­getriebe, O-Ring-Kette.

Bohrung x Hub 88,0 x 69,0 mm
Hubraum: 839 cm3
Verdichtungsverhältnis: 11,0:1
Nennleistung
56,0 kW (76 PS) bei 8000/min

Max. Drehmoment
73 Nm bei 5000/min


Fahrwerk
Gitterrohrrahmen aus Stahl, Motor mittragend, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Scheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-
Festsättel, Scheibenbremse hinten,
Ø 260 mm, Einkolben-Schwimmsattel, ABS.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 6.00 x 17
Reifen: 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17


Maße+Gewichte
Radstand 1463 mm, Lenkkopfwinkel 66,0 Grad, Nachlauf 103 mm, Federweg v/h 120/125 mm, Leergewicht 230 kg, Zuladung 205 kg, Tankinhalt/Reserve 16,0/3,0 Liter.

Garantie; zwei Jahre

Service-Intervalle: 10000 km

Farben: Blau, Weiß

Preis: 10213 Euro

Nebenkosten: 286 Euro

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023