Das ist so eine Sache mit diesen Premium-Marken. Da sitzen sie hoch oben auf ihrer Image-Wolke, verkaufen margenträchtige, leistungsstarke Motorräder und wundern sich eines Tages, dass sie kaum junge Kundschaft abbekommen. Triumph löste das Problem im ersten Schritt erfolgreich mit dem 660 cm³ großen Dreizylinder.
2023 folgt der zweite Schritt, mit einer neuen TR-Baureihe, die auf einem frisch entwickelten und mit allen Premium-Attributen ausgestatteten 400-Kubik-Einzylindermotor basiert. Konsequenterweise ist die Baureihe nicht nur auf Wachstumsmärkte in Schwellenländer zugeschnitten, sondern zielt qualitativ und ausstattungstechnisch auf höchstem Niveau auf den europäischen und amerikanischen Markt.
Neue 400er-Modelle, Triumphs nächster Schritt
Die beiden Modelle Triumph Speed 400 und Triumph Scrambler 400X sind im Modern Classic-Segment angesiedelt und entstammen einer cleveren Produktentwicklung. So listet man besser nicht auf, welche Komponenten sich die Bikes miteinander teilen, sondern eher, was sie unterscheidet. Doch dazu später mehr, wenden wir uns erst einmal dem bereits angerissenen neuen Motor zu.
Neuer 400er-Einzylinder
Dieser ist eine Eigenentwicklung und bringt es mit 89 Millimetern Bohrung und 64 Millimetern Hub auf 398 cm³ Hubraum. Er generiert in der Spitze 40 PS bei 8.000/min und liefert sein maximales Drehmoment von 37,5 Newtonmeter bei 6.500/min ab. Einspritzung, Ride-by-Wire, einstellbare Traktionskontrolle, Anti-Hopping-Kupplung und Sechsganggetriebe sind mit an Bord, um, genauso wie eine sehr leichtgängige Kupplungsbedienung, dem Fahrer das Leben mit dem Single, so einfach wie möglich zu machen. Bemerkenswert ist das Service-Intervall von 16.000 Kilometer (oder jährlich), das einzigartig in der Klasse ist.
Fahrwerk, Räder, Reifen
Die hochwertige Metzeler-Bereifung – Speed 400 M9RR, Scrambler 400X Karoo Street – lässt kein Zweifel daran aufkommen, dass Triumph es bei den Fahreigenschaften ernst meint. In beiden 400ern stecken die Vorderräder in 43er-USD-Gabeln. Die Aluschwinge per Zentralfederbein. Unterschiede in der grundlegend gleichen Hardware sind das Setup und die Federwege: Die Triumph Speed 400 bietet vorn 140 Millimeter, hinten 130. Die Triumph Scrambler hat je Achse 150 Millimeter Federweg. Alle mit einstellbarer Vorspannung.
Konzeptbedingt wählt Triumph unterschiedliche Radgrößen und Reifendimensionen. Je aus Alu gegossen fährt die Triumph Speed 400 vorn wie hinten auf 17 Zoll (43,18 cm) bereift mit 110/70 und 150/60. Die Triumph Scrambler 400 X mit einem Hauch Offroad steht vorn auf 19 Zoll (48,26 cm) und hinten auf 17 Zoll (43,18 cm), bezogen mit schmaleren Reifen in 100/90 und 140/80. Passend zu den unterschiedlichen Radgrößen, die unterschiedlichen Bremsen vorn: Jeweils ein radial verschraubter 4-Kolben-Sattel zwingt einer 300er-Scheibe in der Speed und einer 320er-Scheibe in der Scrambler Verzögerung auf. Hinten schwimmt je ein Sattel auf einer 230er-Scheiben.
Bewegliche 400er von Triumph
Die Rad-Reifen-Kombinationen und Fahrwerkshardware der Triumph Speed 400 und Triumph Scrambler 400 X ergeben zusammen mit modellspezifischen Lenkkopfwinkeln unterschiedliche, allerdings beweglich klingenden Geometriewerte. Die Gabel der Triumph Speed 400 steht in einem Winkel von 65,4 Grad im Rahmen und erzeugt einen Nachlauf von 102 Millimetern, was in einem Radstand von nur 1.377 Millimetern resultiert. Die Triumph Scrambler 400 X mit größerem Rad vor und mehr Federweg der Gabel hat einen etwas steileren Lenkkopfwinkel von 66,8 Grad – wohl durch Gabelbrücken mit Offset – allerdings einen längeren Nachlauf von 108 Millimetern, was einen Radstand von 1.418 Millimetern erzeugt.
Den 40 PS der Motoren und den Fahrwerken stellen sich 170 Kilogramm der Triumph Speed 400 entgegen, mit der Triumph Scrambler 400 X wollen 9 Kilo mehr mitbewegt werden. Ziemlich genau dieses Mehrgewicht bringen beiden Maschine im Vergleich zu bekannten Namen wie der KTM 390 Duke und Adventure mit. Obwohl die Konzepte sich selbst kaum gleichen, stehen KTMs hier Pate, da ebenfalls eine 400er-Plattform in die Marktsegmente gebrochen wurde.
Preise und Farben Speed 400 und Scrambler 400 X
Triumph bietet die beiden neuen Modelle Speed 400 und Scrambler 400 X jeweils in 3 Farben an. Carnival Red und Phantom Black taucht bei beiden Modellen auf. Caspian Blue ergänzt die Speed 400. Matt Khaki Green die Scrambler 400 X. Die Preise starten für die Speed 400 bei 5.345 Euro, die Farben kosten keinen Aufpreis. Dito bei der Scrambler 400 X ab 6.045 Euro. Nebenkosten kommen noch hinzu.
Interview mit Oliver Willand
Direktor Marketing & Public Relations Triumph Motorrad Deutschland GmbH
Oliver Willand: "Bisher war Triumph bekannt für seine leistungsstarken Motoren mit einem Hubraum jenseits der 600 cm³. Darüber hinaus stehen unsere Bikes für eine große Liebe zum Detail, erstklassige Materialien und hohe Verarbeitungsqualität. Mit diesem Premium-Ansatz sprechen wir derzeit eher erfahrene Fahrer an, die bereit sind, ein wenig mehr in ihr Hobby zu investieren. Mit den neuen 400er-Modellen möchten wir eine deutlich jüngere Zielgruppe erreichen, die jedoch auch auf der Suche nach dem besonderen Etwas ist und unsere Leidenschaft für erstklassige Motorradkultur teilt. Dabei sprechen wir vor allem von Fahrern, die vielleicht schon erste Erfahrungen auf einem kleineren Bike gesammelt haben und nun den nächsten Schritt gehen wollen, ohne auf authentischen Stil, moderne Technologien und intuitive Fahreigenschaften zu verzichten. Aber auch erfahrene Fahrer, die eine kleine, spaßige Alternative zu ihrem Erst-Bike suchen, sehen wir als potenzielle Zielgruppe."
Oliver Willand: "Derzeit liegt das Durchschnittsalter unserer Kunden bei circa 45 Jahren, natürlich stark abhängig vom jeweiligen Segment. Die Fahrer unserer Modern Classics und Adventure-Modelle sind tendenziell etwas älter als unsere Roadster-Kunden. Wir sind überzeugt davon, mit den 400er-Modellen ein sehr attraktives Angebot für eine Zielgruppe zwischen 18 und 40 Jahren zu schaffen."
Oliver Willand: "Mit der Speed 400 und der Scrambler 400 X erweitern wir das Angebot zweier extrem erfolgreicher Modellreihen aus unserer Modern Classics-Baureihe. Wir denken daher, dass wir schon im ersten Jahr ein Volumen von etwa 350 verkauften Einheiten in Deutschland und Österreich realisieren können. Unserer Einschätzung nach wird der Mix dabei leicht zu Gunsten der Scrambler 400 X tendieren."
Oliver Willand: "Die ersten mit dem neu entwickelten Einzylindermotor der TR-Baureihe ausgestatteten Modern Classics-Modelle wurden in enger Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner Bajaj Auto entwickelt. Dabei stand von vornherein fest, dass die Bikes für den globalen Markt entwickelt werden sollen. Zwar unterscheiden sich die Zielgruppen in den verschiedenen Märkten teils deutlich – auf den asiatischen Märkten zählen beispielsweise die 400er eher zu den Big-Bikes – alle Kunden eint jedoch, dass sie Wert auf qualitativ hochwertige und technisch erstklassige Bikes legen. Die internationale Ausrichtung spiegelt sich auch in der weltweit angelegten Produktion wider. So werden beide Modelle sowohl bei Bajaj in Indien als auch in unseren bewährten Triumph Werken in Thailand und Brasilien gefertigt."
Oliver Willand: "Mit der erfolgreichen Markteinführung unserer Modelle mit dem 660er-Dreizylindermotor haben wir bereits vor drei Jahren damit begonnen, unsere Modellpalette nach unten zu erweitern. Mit den neuen Modellen gehen wir nun den nächsten Schritt. Bisher stellten Motorräder mit kleineren Hubräumen und für jüngere Zielgruppen oftmals einen Kompromiss zwischen Preis und Leistung dar. Wir sind überzeugt davon, mit der neuen Speed 400 und der Scrambler 400 X zwei Motorräder geschaffen zu haben, die in ihrem Segment das Zeug zum Klassiker haben. Klassenbeste Qualität und Performance, charaktervolles, cooles Design, niedrige Betriebskosten und ein wettbewerbsfähiger Preis sind unserer Meinung nach erstklassige Argumente, die beiden Bikes einen Platz auf den Wunschzetteln vieler Motorradfans sichern werden."