Mit der E-Track hat der spanische Hersteller Pursang ein schickes Elektromotorrad im Angebot. Leider funktioniert der Carbon-Tracker nicht so gut wie er aussieht.
Mit der E-Track hat der spanische Hersteller Pursang ein schickes Elektromotorrad im Angebot. Leider funktioniert der Carbon-Tracker nicht so gut wie er aussieht.
Es fällt leicht, sich in die E-Track von Pursang zu verknallen. Schön gezeichnet, mit klaren Linien, adretter Karosse, großartigen Details und dem aktuellen Charme eines Modern Classics Bikes, geht die Spanierin auf Herzensfang. Technisch verspricht sie einiges: 120 km/h, 140 Kilometer Reichweite bei nur 147 Kilo Gewicht. Erster Dämpfer: der Preis von 13.700 Euro für die Variante mit viel Karbon. Zweiter Dämpfer: Die E-Track fährt leider nicht gut wie sie aussieht, wie MOTORRAD feststellen musste.
Hauptproblem der Pursang ist ihr lauter Antrieb. Der Bosch-Motor – vermeintlich ein Bürsten-Motor – dröhnt und jault wie ein Lagerschaden, der Endantrieb per Kette trägt mit den unumgänglichen Geräuschen durch den Polygoneffekt einen weiteren Störfaktor bei und die Offroadreifen singen kein schönes Lied. Nein, den großen Vorteil der elektrischen Ruhe kann die Pursang nicht proklamieren. Die angegebenen 120 km/h erreicht die Pursang während der Testfahrten ebenso nicht. 99 km/h sind das höchste der Gefühle im leistungsstärksten Fahrmodus.
Die rechte Schulter der E-Track ist eine abschließbare Klappe, hinter der sich das Ladekabel verbirgt. Im Grunde clever gelöst, mit schickem Halter aus dem 3D-Drucker. Bedauerlicherweise nur ein 230-Volt-Kabel für einen kleinen On-Board-Lader mit 1,2 Kilowatt Ladeleistung. Damit ist der 7,2 kWh-Akku nach langen sechs Stunden gefüllt und bietet dann theoretische 140 Kilometer Reichweite. Real dürften es 100 Kilometer sein, wenn die 11 Kilowatt Motorleistung nicht ständig anliegen müssten.
Grundsätzlich sind lange Chassis für ihre Stabilität bekannt und willkommen. Die E-Track übertreibt es etwas. Zu einer schönen, ellenlangen-Schwinge gesellt sich ein Lenkkopfwinkel und ein Nachlauf, der einem Chopper gut stünde. Und genauso lenkt die Pursang ein. Erst träge und unwillig, dann kippelig über die Stollen der Reifen durch den Radius und einen Hauch flotter zurück in die Gerade – ein positiver Nebeneffekt des Aufstellmoments. Vorteil des Nachteils: Die E-Track vermittelt ein sehr sattes Gefühl, das – wenn der Antrieb nicht wäre – als souverän betitelt werden könnte.
Es bleibt beim Statement, dass die Elektromobilität auf zwei Rädern mit der E-Track keine große Chance haben wird. Dazu fiel die Wahl von Pursang auf den falschen Motor, auf einen lauten Endantrieb und einen zu hohen Preis. Für 13.700 Euro in der Carbon-Version kommt der getestete E-Track weder auf ihre angegebene Höchstgeschwindigkeit noch zurück zum Startpunkt, da beim Fahrbericht 20 Meter vor dem Ziel der Endantrieb aufgab.