Adventure Bikes – diese Motorräder sind für die Berge geschaffen. Im ersten Adventure-Alpen-Test 2025 trifft die Ducati Multistrada V2 S auf die Moto Guzzi Stelvio PFF.
Als Sponsor des Alpen-Masters 2025 stattete Cardo die Tester der Kategorie Mid Adventure Bikes mit Kommunikationssystemen aus, mithilfe derer das Testvideo erstellt wurde. Alle Teile sind hier erhältlich!
Gewichtsvorteil der Ducati Multistrada V2 S
Die "kleine" Multistrada rollt runderneuert zum Test an und setzt in vielerlei Hinsicht auf Leichtigkeit: 18 Kilogramm weniger als ihre Vorgängerin wiegt sie, und das spürt man schon vor dem Losfahren. Wer sein Bike zwischen vielen anderen hindurch vom Pass-Parkplatz rangieren muss, hat mit der schlanken Ducati Multistrada V2 S wenig Probleme.
Der Kollege mit der Stelvio schon etwas mehr, denn die Moto Guzzi Stelvio PFF sieht nicht nur groß und massig aus, sie wiegt vollgetankt auch satte 39 kg mehr als die Ducati Multistrada V2 S. Es braucht Kraft und Erfahrung, um die Stelvio zielsicher von der Kiesfläche auf den Asphalt zu bekommen. Eins zu null für die Ducati.
Twin mit Charakter: Moto Guzzi Stelvio
Auf der Straße angekommen gibt sich die Moto Guzzi Stelvio PFF große Mühe, ihr Gewicht zu kaschieren. Mit nennenswertem Erfolg, so viel vorab. Allerdings sorgt schon der längs eingebaute 1.042-Kubik-V2 für Traktor-Vibes, er wirkt etwas lethargisch und schüttelt die Fuhre kräftig durch. Ein Twin mit Charakter. Bei niedrigen Drehzahlen tuckert er souverän, verwöhnt aber nicht mit einem starken Antritt. Je weiter sich der Drehzahlmesser nach oben kämpft, desto munterer geht’s voran, und 115 PS bei 8.800/min sind mehr als genug, um jeden Gipfel locker zu erklimmen.
Besonders aus engen Kehren heraus muss sich die Moto Guzzi Stelvio PFF der Ducati Multistrada V2 S aber geschlagen geben. Auf dem Papier nur ein PS stärker, entfaltet der neue 90-Grad-V2 aus Bologna seine Power ansprechender und ist trotz Hubraumnachteil (dafür mit variabler Ventilsteuerung ausgestattet) über das gesamte Drehzahlband wacher.
Auch die Laufkultur der Ducati Multistrada V2 S kann sich sehen lassen, und Gasanlegen gelingt in Kehren ohne Rucken, sodass die kraftfordernde Kupplung dank Quickshifter mit Blipperfunktion nur zum Anfahren betätigt werden muss. Letzteres gilt auch für die Moto Guzzi Stelvio PFF, die Motorenwertung entscheidet die Multistrada V2 S aber klar für sich.
Bremsleistung in den Alpen
Beim Bremsen kann die Moto Guzzi Stelvio PFF besser dagegenhalten als beim Beschleunigen. Bepackt mit zwei Personen verzögert sie bei zwölf Prozent Gefälle in nur 23,7 Metern von 75 auf 25 km/h. Für die gleiche Übung benötigt die Ducati Multistrada V2 S 25,1 Meter – Punkt für die Stelvio. Ihr ABS agiert im Straßen-Modus (es lässt sich für den Offroad-Betrieb am Hinterrad abschalten) sicher an der Grenze zum Stoppie, während die Abstimmung des Ducati-ABS in den Modi "3" und "2" etwas defensiver gewählt wurde. Stufe "1" ermöglicht kürzere Bremswege, verhindert den Überschlag nach vorn aber nicht.
Unterhalb maximaler Verzögerung verhält sich die Ducati Multistrada V2 S beim Bremsen bergab aber unkomplizierter. Die elektronisch gesteuerte Gabel taucht weniger stark ab als die konventionelle Gabel der Moto Guzzi Stelvio PFF und schont so die Handgelenke. Außerdem halten die Ducati-Stopper das Hebelgefühl auch bei mehreren aufeinanderfolgenden Bremsungen konstant, während die Power der Guzzi-Anker (die wie erwähnt 39 kg mehr entschleunigen müssen) leicht nachlässt.
Handling und Fahrkomfort
Die Extra-Kilos der Moto Guzzi Stelvio PFF machen sich auch im Handling bemerkbar. Sie mag die entspannte Gangart am liebsten, woran auch die Ergonomie und grobe Michelin Anakee Adventure-Reifen ihren Anteil haben. Tief im Motorrad sitzend greift man einen hohen und relativ schmalen Lenker, über den das Bike mit Nachdruck um enge Radien gedrückt werden muss.
Korrekturbremsungen erwidert die Moto Guzzi Stelvio PFF zudem mit spürbarem Aufstellen. Ganz im Gegensatz zur Ducati. Die Multistrada V2 S reagiert auf Befehle am deutlich tieferen und breiteren Lenker angenehm direkt und tanzt spielerisch durch die Kehren. Ihre Pirelli Scorpion Trail II-Reifen bieten besseren Grip und geben gutes Feedback. Die Multi ist flink, kann am Berg auch mal zum Sprint ansetzen und bietet dabei trotzdem sehr hohen Fahrkomfort.
Die "Comfort"-Abstimmung des elektronisch gesteuerten Fahrwerks meistert die Herausforderungen der zerfurchten Bergpässe problemlos. Schläge, die das weniger sensible Federbein der Moto Guzzi Stelvio PFF ins Gesäß durchgibt, sind im Sattel der Ducati Multistrada V2 S kaum spürbar.

Windschutz & Langstrecke: Die Stelvio punktet beim Touring, die Multi beim Kurvenflow.
Hier punktet die Stelvio
Bis hierher eine klare Sache zugunsten der Ducati Multistrada V2 S, doch die Moto Guzzi Stelvio PFF hat noch ein Alpen-Ass im Ärmel:
- Ihre große Frontverkleidung inklusive hoher, elektrisch verstellbarer Scheibe spendet grandiosen Schutz vor Wind und Wetter.
- Die Guzzi bietet mehr Platz für Gepäck.
- Dank des großen 21-Liter-Tanks schafft sie in den Alpen über 400 Kilometer am Stück.
- Außerdem verfügt sie über ein Radarsystem inklusive Totwinkel-Assistent und Abstandstempomat.
Mit etwas weniger Wetterschutz, kleinerem Tank und durch die kompakteren Ausmaße weniger Unterbringungsmöglichkeiten für das Reisegepäck büßt die Ducati Multistrada V2 S in diesem Kapitel einen Teil ihres erarbeiteten Vorsprungs ein, lässt sich den Vergleichstestsieg aber nicht mehr nehmen.
Als Sponsor des Alpen-Masters 2025 stattete Cardo die Tester der Kategorie Mid Adventure Bikes mit Kommunikationssystemen aus, mithilfe derer das Testvideo erstellt wurde. Alle Teile sind hier erhältlich!
Ducati Multistrada V2 S

Die Multi zeigt keine Schwächen und lässt nichts anbrennen.
Grandios elastischer Motor mit sehr guter Laufkultur
Elektronische Assistenten top abgestimmt
Intuitives und leichtes Handling
Ergonomie aktiv, aber trotzdem komfortabel
Fahrwerk kann Komfort und Sport
Im direkten Vergleich deutlich weniger Platz für Gepäck
Wetterschutz gut, aber nicht überragend
Moto Guzzi Stelvio PFF

Groß, schwer, aber souverän – die Moto Guzzi Stelvio stemmt sich durch die Kehren.
Toller Wetterschutz
Kerniger und charakterstarker V-Twin
Sehr komfortable Ergonomie für Fahrer und Sozius
Kurzer Bremsweg bergab und hohe Bremsstabilität
Träges Handling, besonders in engen Kehren
Motor zieht aus niedriger Drehzahl schwach durch
Hohes Fahrzeuggewicht erschwert Rangieren