Die Sport-Enduro-Palette von Fantic erhält im Modelljahr 2024 gleich doppelten Zuwachs. Bei der Geburt der neuen Offroad-Motorräder handelt es sich um zweieiige Zwillinge: Die Zweitakt-Sportenduro Fantic XE 300 mit Benzineinspritzung und dem ersten italienischen Motor in dieser Kategorie sowie die Fantic XEF 310, welche die Lücke zwischen den bereits vorhandenen Viertaktern mit 250 und 450 Kubik Hubraum füllt.
Ist die neue Zweitakt-Enduro von Fantic der neue Überflieger?
Die Fantic XE 300 leitet eine neue Ära bei den Offroad-Sportlern der Italiener ein. Sowohl die Motocross- als auch die Sportenduro-Modelle von Fantic beruhten bislang auf Yamaha-Technologie. Doch der neue 300-Kubik-Zweitakter besitzt ab 2024 den ersten in Italien designten, entwickelten und produzierten Motor in der Offroad-Racing-Palette Fantics. Dank der Double Injector-Benzineinspritzung im Drosselklappenkörper erfüllt die Maschine die Euro 5 Abgasnorm. "Wir sind stolz, mit dem 300-Kubik-Zweitakter nun das wichtigste Modell im Sport-Offroadmarkt anbieten zu können", so Fantic.
Fantic XE 300 2T ab Februar 2024
Die Entwicklung des von Motori Minarelli gebauten Triebwerks begann 2022 mit dem ehemaligen Enduro-Weltmeister Davide Guarneri und wurde 2023 mit Junior 2 World Cup Champion Albin Norrbin fortgesetzt. Die Serienproduktion der Fantic XE 300 ist angelaufen und die Maschinen sollen noch im Februar 2024 bei den Händlern stehen.
Das Entwicklungsziel des kompakten Motors war: viel Leistung bei gleichmäßiger Drehmomententwicklung. Dafür soll neben der Benzineinspritzung eine elektronische Auslasssteuerung sorgen. Über einen Lenkerschalter kann man zwischen 2 Mappings und 10 Einstellung für die Traktionskontrolle wählen, um die Leistungsentfaltung auf die Fahrbedingungen anzupassen. Für erhöhten Komfort sorgen sowohl eine Hydraulikkupplung als auch ein E-Starter.
Im Vergleich zum 250er-Zweitakt-Motocrosser hat die Fantic XE 300 neue, größere Kühler mit einer effizienteren Verlegung der Kühlerschläuche erhalten. Ein Kühlerlüfter gehört ebenso zur Standard-Ausstattung, um für konstante Performance im Geländeeinsatz zu sorgen.
Beim Chassis setzt Fantic weiterhin auf den bewährten Alu-Rahmen mit japanischen Wurzeln:
- Das Bodywork wurde zugunsten einer besseren Ergonomie überarbeitet.
- Die Kühlerspoiler wurden für die Fantic XE 300 optimiert, damit der Fahrer sich besser nach vorn bewegen kann.
- Um die Massenzentralisierung zu verbessern, ist der separate Zweitaktöl-Tank für die Getrenntschmierung in den Benzintank integriert.
- Die Elektrik wurde sehr schlank unterhalb der Sitzbank zentral im Rahmenheck integriert.
- Der neue vordere Kotflügel sorgt für einen deutlich verbesserten Schutz vor Spritzwasser und Schlamm und der Luftfilter lässt sich schnell und ohne Einsatz von Werkzeug von der Seite aus wechseln.
Fahreindrücke Fantic XE 300 2T
Der Borilli Offroadpark in Pietramurata bot ein geeignetes Gelände für den ersten Fahreindruck. Die Fantic XE 300 begeistert auf den engen Singletrails und schnelleren Streckenabschnitten, die einer Sonderprüfung gleichen, mit gutem Handling und angenehmer Ergonomie. Das KYB Fahrwerk arbeitet gut und gibt ein vertrautes Gefühl. Im Standard-Mapping setzt die Fantic XE 300 beim Aufdrehen des Gasgriffs etwas weicher ein, als man es von Vergaser-Modellen gewohnt ist, um dann ab den mittleren Drehzahlen mit dem zweitakttypischen spritzigen Durchzug loszumarschieren. Bestens geeignet fürs schnelle Fahren gegen die Stoppuhr.
Im sanfteren 2. Mapping ist die Leistungsentfaltung etwas linearer und verspielter. Damit ist das Mapping für technisch anspruchsvolles Gelände mit vielen Steinen und Wurzeln sowie für künstliche Hindernisse besser geeignet. Der Durchzug im oberen Drehzahlbereich ist nicht ganz so dynamisch wie mit dem Standard-Mapping. Fürs Hard Enduro würde sich der Autor einen Kompromiss aus beiden Mappings wünschen: sanft zu Beginn, wie in Map 2, und dann nach oben so spritzig, wie in Map 1. Die Ingenieure stellten in Aussicht, dass die Händler im Laufe des Jahres für die Fantic XE 300 verschiedene Mappings für verschiedene Einsatzzwecke erhalten sollen, die dann für die Kunden aufgespielt werden können.
Wie viel kostet die Fantic XE 300 2T?
Der Listenpreis in den Direktmärkten von Fantic liegt für die Zweitakt-Sportenduro bei 10.390 Euro.
Fantic XEF 310 – der perfekte Viertakt-Kompromiss?
Das neue Viertakt-Modell, die Fantic XEF 310, soll die perfekte Balance zwischen Handlichkeit und Verspieltheit der kleineren Schwester XEF 250 sowie Performance und Kraft der 450er bieten. Das Triebwerk beruht auf der Basis des 250er-Viertakters und hat einen Kolben und Zylinder erhalten, der in enger Zusammenarbeit mit Athena entwickelt wurde. Der ehemalige Weltmeister Alex Salvini erarbeitete als Entwicklungsfahrer 3 Mappings sowie 10 Einstellungen für die Traktionskontrolle, womit jeder die optimale Einstellung für sich finden sollte. Diese Mappings sind zusätzlich über die WiGET-App modifizierbar und lassen sich über das WLAN-Modul kabellos auf das Motorrad übertragen. Das KYB-Fahrwerk wurde speziell auf die XEF 310 abgestimmt, die restlichen Komponenten des Motorrades entsprechen denen der bestehenden Viertakt-Modelle.
Fahreindrücke Fantic XEF 310
Auf der Strecke entpuppt sich die XEF 310 als verspieltes und handliches Motorrad, das sich einfach und ohne viel Kraftaufwand um Kurven und über Singletrails manövrieren lässt. Erst im aggressivsten Mapping wird das volle Potenzial des Motors "freigeschaltet", dann zieht die 310er spritzig und spürbar kraftvoller als ihre kleine Schwester durch. Die anderen beiden Mappings sind jeweils etwas sanfter vom Charakter, womit sie für ambitionierte Sportfahrer nicht die erste Wahl sind, jedoch für Enduro-Touren und rutschige Untergründe durchaus gut geeignet. Mit den vielen Optionen der Traktionskontrolle, von deaktiviert bis hin zu starker Unterstützung, sollte wirklich jeder Pilot seine optimale Abstimmung für jeden Einsatzzweck finden. Listenpreis XEF 310 (2024): 10.790 Euro.
