Kaum Chancen für eine Ténéré 900: MOTORRAD erklärt die Gründe

MOTORRAD erklärt: Darum gibt es keine Ténéré 900
Warum der Traum ein Wunsch bleiben wird

Veröffentlicht am 21.07.2025

Ein Dreizylinder im Wüstensand? Für viele klingt das wie ein Soundcheck auf der falschen Bühne. Doch Purpose Built Moto aus Australien zeigt mit einem aufwendigen Umbau der Yamaha MT‑09, dass genau das funktionieren kann – und stellt damit eine unbequeme Frage: Warum baut Yamaha selbst keine Ténéré mit dem CP3‑Triple?

Der Motor: Kraft satt, aber mit Seitenwirkung

Der CP3‑Motor aus der Yamaha MT‑09 und der Tracer 9 leistet aktuell 119 PS und 93 Nm aus 890 cm³. Optional mit Automatik. Kraftvoll, drehfreudig, emotional – aber eben auch breiter und schwerer als ein Twin. Im Gelände wird aus jeder Kilowattstunde mehr leider auch mehr Gewicht. Die MT‑09 bringt fahrfertig 193 kg auf die Waage, die Tracer 9 GT 231 Kilo. Und die Ténéré 700 liegt bei 208 kg. Was 22 Kilo mehr als beim Naked Bike MT-07 sind.
Yamaha braucht in diesem Fall also 22 Kilo, um aus einem Naked Bike eine Enduro zu machen. Entsprechend könnte eine Ténéré 900 dann mindestens 215 Kilo wiegen – was gerade noch als "leicht" durchginge.

Die Plattform: Warum Yamaha zögert

Yamaha verfolgt eine klare Plattformstrategie: Die aktuellen Ténéré-Modelle basieren auf dem CP2-Zweizylinder – kompakt, bewährt, geländegängig. Die MT‑09 hingegen ist das Rückgrat der dynamischen Straßenpalette. Ein Mix? Aus Yamahas Sicht riskant. Denn die Zielgruppen überschneiden sich kaum, und ein Triple‐Rallye-Bike würde gleich zwei Markenkerne verwässern.

Und technisch gesehen sind Alu-Rahmen bei Enduros eher selten, da sie gegenüber Stahlrahmen Nachteile in der Steifigkeit haben, die nur mit mehr Gewicht zu kompensieren wären. Einen Extra-Rahmen für eine Ténéré 900 wird Yamaha kaum wagen wollen.

Der Markt: Twins dominieren die Adventure-Szene

Ein Blick ins Segment zeigt: Der Adventure‑Markt liebt den Zweizylinder. KTM 890 Adventure, Aprilia Tuareg 660, Husqvarna Norden 901 – sie alle setzen auf das schmale, ausgewogene Mittelmaß. Und selbst die Twin-Enduros sind echten Offroad-Fahrern immer noch zu schwer und sie bevorzugen Einzylinder als "echte" Enduro. Selbst wenn Yamaha mit der Ténéré 700 alles tut, um diese Meinung zu ändern. Teilweise mit Erfolg. Dreizylinder? Bislang eher exotisch.

Die Exoten: Enduros mit Triple

Mit der Ténéré 900 wäre Yamaha nicht allein im Segment der Triple-Enduro. Triumph bedient seit 1993 mit den Tiger 900-Modellen dieses Segment, damals wie heute sogar Modelle mit 21-Zoll-Rad vorn. Wobei sich die Tiger 900 bis heute eher in Richtung Reiseenduro entwickelte.

Und seit 2024 spielt die MV Agusta Enduro Veloce mit einem Triple im Dreck. Der 931‑cm³‑Triple bringt 124 PS auf die Piste und bietet mit 21/18‑Zoll‑Bereifung, viel "echte" Enduro. Die Resonanz ist eindeutig: Lob für Motorcharakteristik, Ansprechverhalten und Offroad-Balance – trotz höherer Komplexität und Kosten. Der Erfolg am Markt blieb bisher trotzdem überschaubar.

Noch exotischer: Die Zontes ZT 703 F, die seit 2025 in Deutschland zu haben ist. Neuer triple mit 700 Kubik und 95 PS, Vorderrad in 21 Zoll und trotz Alurahmen 236 Kilo schwer. Trostpflaster: Nur knapp 8.000 Euro teuer.