Wie kaum eine Maschine vor und auch nur wenige nach ihr schlug die Kawasaki 900 Z1 ein. Auf der IFMA 1972, der Vorgängermesse der heutigen INTERMOT, rieben sich die Motorradfans verwundert die Augen: 903 cm³, 79 PS, Spitze 230 km/h, wie, bitte schön, sollte man dieses Monster beherrschen? MOTORRAD-Tester Franz-Josef Schermer versuchte es später. Und gab ihr den bis heute gültigen Kosenamen Frankensteins Tochter. Mit ihrem Topspeed von lang liegend 217 km/h hatte ihm die 900er ziemlich die Arme lang gezogen – und in Sachen Fahrstabilität auch ordentlich das Fürchten gelehrt.
Frankensteins Tochter entzückt noch heute mit unvergleichlicher Optik. Der schlanke Tropfentank, der unnachahmlich lange Heckbürzel, dieses Monument von einem luftgekühlten Reihenvierer – schöner kann ein Motorrad kaum gestaltet werden. Dazu schmiegen sich noch diese vier liebevoll geschwungenen, verchromten Auspufftöpfe an die Kawasaki 900 Z1. Einfach herrlich, wie sie frisch poliert in der Sonne blitzen.
Kawasaki 900 Z1 war die Hölle auf Rädern
Und wie sie erst klingen! Dumpf grollend im Leerlauf, dreckig bellend bis zur Drehzahlmitte, gierig schreiend bis zum Limit bei gut 9000/min. Mit heutigen Vierzylindern hat der rollengelagerte Doppelnockenmotor nichts mehr zu tun. Das fängt an beim quadratischen Hub-Bohrungs-Verhältnis von jeweils 66 Millimetern und endet noch lange nicht bei den heutzutage mickrig erscheinenden vier 28er-Schiebervergasern. Was vor 42 Jahren die Hölle auf Rädern war, ist heute was für die gemütliche Ausfahrt mit Freunden. Da lässt sich die erstklassige Sitzposition mit bequem hohem Lenker perfekt genießen, genauso der satte Durchzug und die perfekte Leistungsentfaltung des grolligen Vierers. Dank breiter Segelstange wirkt die Kawasaki 900 Z1 sogar richtig handlich.
Mit modernen Reifen lassen sich die schlimmsten Unarten kurieren. Da hätte der Franz sicher mächtig Freude gehabt und wäre wohl nie auf den Frankenstein-Trip gekommen. Eher auf den berühmten Wolf im Schafspelz. Denn dank zeitgemäßen Haftvermittlern liegt die Kawasaki 900 Z1 satt und nimmt die Straßen kurvengierig unter die Räder. Selbst die Bodenfreiheit genügt, um ziemlich frech um die Ecken zu biegen.
Bremst nach heutigen Maßstäben nicht wirklich
Bodenwellen mag sie dennoch nicht. Da rumpelt die stößige Gabel unsanft drüber, und vom Hinterrad kommt Unruhe ins Gebälk. Und eine Schreckbremsung möchte man mit der etwas verloren wirkenden Einscheibenbremse im Vorderrad auch nicht machen müssen. Wobei: Eigentlich gerät mit der Kawasaki 900 Z1 jede Bremsung zur Schreckbremsung, denn die 900er bremst nach heutigen Maßstäben nicht wirklich. Viele haben im Lauf der Zeit eine zweite Scheibe nachgerüstet. Unser Exemplar ist nahezu perfekt original. Deshalb rollen wir grollend, aber ziemlich gemütlich wieder zurück und freuen uns über diese herrliche Maschine, die die Welt einst das Fürchten lehrte.
Technische Daten Kawasaki 900 Z1

Luftgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, zwei per Kette angetriebene Nockenwellen, Bohrung/Hub 66,0/66,0 mm, 903 cm³, 79 PS bei 8000/min*, 73,5 Nm bei 7000/min, vier Rundschiebervergaser, Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kettenantrieb; Doppelschleifen-Rohrrahmen aus Stahl, Stahl-Zweiarmschwinge, hydraulische Telegabel, Ø 36 mm, zwei Federbeine hinten, Reifen v/h: 3.25 V 19/4.00 V 18, hydraulisch betätigte Scheibenbremse vorn, gestängebetätigte Trommelbremse hinten, Ø 296/200 mm, Gewicht mit Werkzeug und vollgetankt 246 kg, Tank 16,5 l, Höchstgeschwindigkeit 217 km/h*, Preis 7200 Mark (1972).
*MOTORRAD-Messung
INTERMOT 2014

Dieses Motorrad und die anderen neun von Ihnen gewählten Traumbikes können Sie vom 1. bis zum 5. Oktober auf der
INTERMOT 2014 in Köln bewundern.
Sonderausstellung Traumbikes der Leser, Messehalle 8, Stand E-040.
Als Kawasaki auf der IFMA 1972 erstmalig die 900 Z1 in Europa präsentierte, da staunte das Publikum nicht schlecht. Mehr als 40 Jahre später gibt es auf der Kölner Motorradmesse immer noch viel zu staunen. Auch für die Kleinen, denn auf der INTERMOT Young Action Fläche in Halle 5.1 sind sie die Großen. Hier dreht sich mit Spiel- und Fahrparcours auf Fahrrädern, auf Mini-Quads und Mini-Bikes alles um sie und um das Rad. Angepasst an die Altersstufen gibt es in der Halle einen Laufrad-Parcours für die Kleinsten, ältere Kinder können sich auf den Fahrrad- und Geschicklichkeitsparcours beweisen. Draußen erwarten die Kids außerdem ein Mini-Motorrad-, Mini-Quad- und Teen-Parcours. Die INTERMOT Köln 2014 bietet wieder Spiel, Spaß und Unterhaltung für die ganze Familie – und das zu familienfreundlichen Konditionen: Kinder bis zwölf haben freien Eintritt!